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Montag, 22. März 2021

Warum die Anti-Corona-Demonstrationen links sind (2)

Teil 2) Fellner weiß, wie man wirklichem Widerstand den zahn zieht. Er tut es durch scheinbar harmlose, sympathische, amüsante Integration. Mit der er dem Waggon des Widerständigen die Lokomotive des Liberalismus voranstellt.

 

Und verwirrt. Denn Fellner bringt den großen Organisator des Widerstandes so weit, daß Martin Rutter praktisch alles entweder glatt widerruft, wofür er zu demonstrieren ausgezogen ist, oder es selbst als sehr unernste Angelegenheit hinstellt. In der er ja nichts mehr und nicht weniger tut als zu kanalisieren, was ohnehin jeder wolle, auch Fellner. 

Aber mit Verlaub, werter Herr Rutter, das ist schlicht falsch. Auch hinter dem Corona-Anliegen und -Widerstand steht nicht ein Anliegen, dem jeder ohnehin zustimmen würde, sondern ein gesellschaftspolitisches Anliegen, die unbequemer sind, als es den Anschein macht. Weil sie die gegenwärtige Lebensweise so fundamental kritisieren, daß es für die Menschen höchst unangenehm und anstrengend würde, es zu ändern. Und deshalb - es zu denken. 

Weil dieses Maß, das Maß der Tugend, ein Maß der individuell ausgeprägten Haltungen ist, die wiederum der alltäglichen, selbstverständlichen Lebensweise entspringen, erfordern auch die Anliegen des Protests ein höchst subtiles und individuelles Nachdenken und geistiges Arbeiten weil sorgfältiges, mühsames, schmerzvolles Durchdringen der Schwächen und ungeordneten Neigungen. Aber damit ist es viel schwerer "durchzubringen" als es im Rausch der Anti-Corona-Liberalismen den Anschein gibt.  

Wenn es aber gelingt - und es IST bereits gelungen! - diese Anti-Corona-Demonstrationen in den Rahmen der Unantastbarkeit der liberalen Lebensweise und -haltungen zu stellen, dann sind sie dem Liberalismus selbst höchst nützlich. Ja, dann würde auch der VdZ aus taktischen Gründen jeden Unmut in Demonstrationen kanalisieren, in denen die Menschen verwirrt werden. 

Fellner ist äußerst geschickt darin, eine Aussage, die substantiell Widerspruch wäre, nicht nur zu verhindern, sondern in einen Rahmen zu stellen, der sie relativiert.

Weil sie scheinbar in eine Bewegung gestellt sind, die gesellschaftliche Ordnung möchte, am Ewigen, Gültigen, am wirklichen Wesen des Menschen ausgerichtet ist (und gegen die Lockdowns läßt sich NUR AUS DIESEM HINTERGRUND HERAUS argumentieren! will man nicht lediglich subjektiv-beliebig im ... siehe oben! liberalen! - "Begehren" ansetzen und enden), die aber in Wahrheit die liberale Ideologie, die genau das zeitigt, wogegen die Menschen wirklich sind, stärken. 

Weil solcherart also aus ihrem scheinbar "korrigierenden Verhalten" des Protests letztendlich also das ersteht, was sie genau nicht wollen und wogegen sie demonstriert haben, werden die Menschen endgültig verwirrt. Und sich irgendwann nolens volens aus diesen Bereichen insofern abmelden, als sie abgestumpft und gleichgültig werden, und zu allem ihre Zustimmung geben, das "von oben" kommt, das zumindest eine breite Bewegung zu sein scheint, die stärker ist. Mit der entsprechend gestärkten Rolle der Medien als Vorgeber der individuellen Grundlagen der Welthaltung.

Niemandem scheint aufzufallen, daß schon die Tatsache, daß man auf die Straße geht, höchst gefährlich ist. Weil es in eine Sichtweise des Menschen eingebettet ist, in der das Oben vom Unten gebildet werden soll (was natürlich niemals funktioniert weil dem Wesen des Menschen widerspricht, und das wissen die Großen, die bei jedem Auftritt vor Publikum Demokratie** und Freiheit auf den Lippen tragen),

Fellner versteht es meisterhaft, dem anderen jenen Gesamtzusammenhang zu entreißen und in die Luft zu wirbeln, in dem dessen Einzelaussagen erst jenen Sinn ergäben, der den Widerständigen zu seinem Widerstand überhaupt erst motiviert haben.

Mit anderen Worten: Weil diese Protestbewegung in Wahrheit die Grundhaltung des Liberalismus in sich birgt, wird sie eben diesen Liberalismus stärken. Und damit eine linke Gesellschaftsordnung stärken, selbst in jenen inhaltlich-konkreten Bereichen, die von diesen Protestierern heute noch abgelehnt werden.  

Wie richtig das hier Behauptete ist, beweist die Tatsache, daß in all dieser Corona-Anti-Bewegung klammheimlich der Widerstand gegen jede Form von Klimawahn und Klimamaßnahme der Politik (die noch weit gravierender sind als jede Corona-Maßnahmen) verdunstet. Und während alle Welt über Corona spricht, werden die schärfsten Umweltgesetze erlassen, die denkbar sind. Erst in diesen letzten Tagen etwa haben sämtliche Regierungen Europas (und nicht nur dort) das Verbot sämtlicher Verbrennungsmotoren bei Neuwagen teilweise schon ab 2025, bei uns ab etwa 2030 oder 2035 BESCHLOSSEN. 

Wie sehr DAS unser Leben noch verändern wird zu beschreiben, werte Leser, und in seiner Komplexität vorzustellen, in der bis in die intimsten Lebensbereiche eingegriffen werden wird, dazu würde der Platz im Internet nicht reichen.

Fassen wir das hier wortreich Vorgetragene zusammen, dann läßt sich somit sagen, daß diese gesamte Protestbewegung längst mißbraucht und als Werkzeug der liberalen Weltordnung instrumentalisiert worden ist. Die jene Ideologien stärken wird und bereits gestärkt hat, die genau das zerstören, an dem Menschen mit einem Rest von Verankerung im Wissen Gottes, also mit etwas Restvernunft, so leiden, daß sie sogar auf die Straße gehen. 


*Nur bitte nicht so widerlich wie der Ultraliberale Roger Köppel, der in seinem "Weltwoche daily" nicht nur mit dem "Jammern, an dem was alle stört, ohne daß sich jemand wirklich selbst angegriffen, in seiner Trägheit aufgestöbert fühlen muß, weil die liberale Grundhaltung des 'Alles ist möglich, was einem gerade angenehm ist' unangetastet bleibt" kräftig abkassieren geht (und damit das hier immer wieder über Liberale und Liberalismus Gesagte belegt), sondern der vor allem das Schlucken und Rotzen als "rhetorisches Mittel" erst nur einzusetzen begonnen hat, bis es immer häufiger wurde, und sich mittlerweile schon zu einem Tick perfektioniert hat. In dem Köppel wirkt als wäre er an einen Wasserschlauch angeschlossen, der permanent Mund und Rachenraum flutet.

**Die Demokratie ist ein gigantisches Spiel der Täuschung der Völker, in denen diesen eingeredet wird, daß die - wie jeder Führungspersönlichkeit klar ist! - Gesellschaften und deshalb die großen Geschehnisse von ihnen selbst angeordnet und gewollt sind. Damit ist die Demokratie das exakte Gegenteil von dem, was zu sein sie vorgibt: Sie leitet die Völker in die Sackgassen völliger Wirkungslosigkeit, die aber so sicher sind, daß sie die Verursacher des Geschehens sind, in dem sie stehen, daß sie aufhören nach jenen zu suchen, die in Wirklichkeit ihre Sackgasse selbst bewegen und lenken. Und sie wie im Zoo ausstellen. 

Die gesamte Konstruktion wird durch die schlicht menschliche Tatsache abgesichert, daß es (wie Mark Twain einmal sagt) zwar schwer ist, die Menschen in die Irre zu führen, daß es aber unmöglich ist, sie davon zu überzeugen, daß sie sich in einem Irrtum befinden. Dem sie noch dazu selbst zugestimmt haben.


*160321*