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Mittwoch, 17. März 2021

Politiker als Kriegshäuptlinge (3)

Teil 3) Zusammenfassend läßt sich somit sagen: Es zeigt einen strukturellen Fehler, daß der Stimme des Normalen die Macht fehlt. Dabei gäbe es sie. Dabei suchen die Kriegshäuptlinge sie selbst. Aber sie suchen sie am falschen Ort. Aber mehr noch: Sie können sie gar nicht finden.

Normale Regierung darf nur eines wollen, und sie muß es unbedingt: Normalität. Die Un-Normalität muß deshalb das Geschäft eines Kriegshäuptlings sein, sonst kann das Vertrauen nie bestehen und bestehen bleiben. Erledigt die normale Regierung auch dieses Geschäft gibt es keine Begrenzung - sie vollzieht immer alles, auch den Krieg, und tut es zeitlich undefiniert.

Weil es somit kein Maß mehr gibt, auf das wir, das Volk, vertrauen kann, gehen wir davon aus, daß diese Notbeschränkung, die uns unser Leben raubt, auch wieder einmal endet, bleibt nur eine Konsequenz. (Und darin täuschen sich die Politiker fundamental. Gleichzeitig läßt sich darin die zumindest unbewußte Neigung der gegenwärtigen Herrschaft erkennen, diese Corona-Pandemie so lange wie möglich, am besten auf immer auszudehnen.) 

Jede Normalisierung, die wirklich eine solche ist wird mit der völligen Auswechselung der Politikerkaste begleitet sein müssen. Sonst wird sie nicht mehr normal sein können. Aber das muß sie sein, sonst werden wir unser blaues Wunder erleben. Weil die chronischen, also gewissermaßen unbewußten Kräfte in den Bevölkerungen auf Umsturz ausgerichtet sein werden. Diese Kräfte drängen, und werden sich, wenn sie nicht zur Bindung in eine normale, natürliche Kultur finden, sich sonst irgendwie äußern. Und das würde katastrophisch, unmenschlich und barabarisch sein. 

Das Normale braucht jene Macht, das Ab-Normale zu beginnen ebenso wie es zu beenden. Es braucht also auch jetzt eine Stimme von außen, die mächtige Stimme des Normalen, die den Kriegshäuptlingen ihr Schwert aus der Hand nimmt. Notfalls mit Gewalt.****



*Thomas von Aquin sagt richtig "Agere sequitur esse." Aber er meint damit gar nicht so sehr (oder: nur), daß "das Handeln dem Sein folgt" und deshalb das Sein sich aus dem Handeln erschließt, sondern aus seinem Wissen um das Weltgefüge als Erkenntnisdynamik folgt, daß nur im Handeln der Mensch ISSET, weil er nur im Aktiven am Sein teilhaben kann. Und das Seiende ist nur Sein, weil es am absoluten Sein teilhat - im Akt. Was sich nicht bewegt, könnte man vereinfacht sagen, ist nicht. Es ist eben tot, und damit ist es nicht.

**Der Staatsrechtler und -philosoph Carl Schmitt hat es herausgearbeitet: Die wirkliche Macht in einem Staat zeigt sich im Notstand, nicht im normalen Leben.

***Umgekehrt "gibt" es diese Stimme des Normalen als Bedürfen der Kriegshäuptlinge. Weil diesen aber jede Entscheidung obliegt (wann das Normale aufhört, wann es wieder zu beginnen hat) sucht sie dieses begrenzende Maß in "Experten", in "Wissenschaft". Was eine völlige Verkennung dessen bedeutet, was Wissenschaft ist und leisten kann.

****Wie sehr strukturell eine ausreichend machtvolle Stimme des Normalen fehlt, zeigen die Proteste und Aufmärsche. Die an sich sinnlos sind, und diese Stimme nie sein können. Aber damit sind die Proteste als Verzweiflungsakte erkennbar. Auch auf die Gefahr hin, daß der Leser sich gelangweilt fühlt, aber diese Stimme war in früheren Zeiten die der Priester, die der Kirche (mit ihrer anderen Seite, prinzipiell gemeint: Dem König.) Sie zu entmächtigen war also der schwerste strukturelle Fehler, weil es keine Hand mehr gibt, die den Kriegern die Schwerter aus der Hand nimmt.

Konkret zeigt sich in dieser Notzeit, daß die zwei machtbegrenzenden Einrichtungen unserer Verfaßtheit nicht funktionieren: Die zweite Kammer, und die Einrichtung des Bundespräsidenten. Unsere Verfassungen sind ja so konstruiert, daß sie die Ausgewogenheit der Monarchie (wir sprechen hier nicht vom Absolutismus, der - grotesk und vielsagend genug! - zu allererst einem Wunsch der Völker (nach machtvoller Zentralmacht der Ordnung) entsprungen ist bzw. entgegenkam.

Sie versuchen, diese monarchische, im Absoluten (Gott, Religion, Kirche) verankerten Strukturen (in der also die Normalität, die Moral der politischen Macht übergeordnet ist) durch "demokratische" Einrichtungen zu ersetzen. Und sie tun es, indem sie die innere, kulturelle (und immer in der Religion verankerte wie dort quellende) Kraft der Völker durch technische Einrichtungen ersetzen wollen. 

Aber wie wenig das funktioniert, hat sich nun zum nächsten Mal gezeigt, hat sich (die Linie der unbegrenzten Macht der Kriegshäuptlinge könnte man noch viel weiter ausziehen) nach 1870/71 (diesem Rausch der Kriegshäuptlinge stand keine begrenzende Macht entgegen) und nach 1933 im nächsten Notfall erwiesen, der ein Regieren nach Notverordnungen und dem daraus folgenden Umbau des Normalen "erfordert": In der Corona-Krise. 


*140321*