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Freitag, 12. März 2021

Warum die Ehe bereits unmöglich geworden ist (2)

 Teil 2) Es gibt sie sehr wohl, die Kollektivschuld. Und hier sehen wir sie.

 

Somit muß auch klar werden, daß wir es heute nicht mit individuellem Versagen oder Nicht-Genügen zu tun haben, wenn in "diesem oder jenem Fall" eine Bindung nicht gelingt. Und wir sollten alle, wirklich alle endlich aufatmen dies zu erkennen, weil es uns in gewisser Hinsicht von "Schuld", auf ganz besondere Weise aber von individueller Schuld befreit. 

Dieses Unvermögen, das im speziellen die Frau betrifft, ist vielmehr ein Moment der Kultur, in der wir stehen. Und die eine düstere, ja apokalyptische Ruinenlandschaft ist. Genauso, wie wir sie in so vielen und immer mehr Filmen und Kunsthervorbringungen sehen. Sie artikulieren nur, was "da" ist: Weil in der Frau alle Bedingungen des Mannes und des Mannseins angelegt sein müssen. Sonst kann der Mann gar nicht zu sich kommen: "... Fleisch von meinem Fleisch, Bein von meinem Bein ..."  
Das Scheitern von Ehen und "Paarschaften", egal in welcher Form (und auch und bereits in der Entstehungsphase, ja dort besonders perfide) in der Gegenwart ist somit nicht auf das Unvermögen der Individuen zurückzuführen. Vielmehr erleben sie, erleben wir die Auswirkungen einer Bedingung des Atmens, des Lebens. 

Als wesentlich wirksamen Grunddefekt hat man das Wesen (die Natur) des Paarseins - als anthropologisch vorgeschriebenes Mann-Frau-Sein=Ich/Du-sein=Menschsein - mit der Emanzipation (zu der sich der Feminismus nur als Werkzeug verhält; begrifflich ist beides keineswegs analog oder gar identisch) zerstört. Sodaß die Frau aus ihrer natürlichsten Bindung herausgebrochen wurde, sodaß man sie ins Nichts geworfen hat. Denn wer identitätslos ist - ist nicht. 

Wieder Anbindung zu finden um überhaupt in der Welt stehen, sein zu können, ist aber nicht "aus eigenem Willen" möglich, weil es gar keine "Selbstwahl" sein KANN. Anderseits aber ist die Frau willkürlicher Anbindung ausgeliefert. ("Wer eine Frau entläßt... liefert sie dem Ehebruch aus ..."

Denn aus ihrem Wesen kann sie natürlich nicht ausbrechen. So wie das kein Ding, auch nicht der Mann, kann: Strukturell ist alles immer wesentlich, also wesensgemäß, nur nicht in der Realisierung, der Gestaltnahme. 

Aber solcherart, dem Vater aus der Hand genommen (was im Wesentlichen, das sollten wir uns vor Augen halten, bereits in frühesten Jahren durch die Mutter geschieht, von der im Zustand der engsten Bindung als Kleinkind auch die strukturelle Weltantwort übernommen wird), ist sie nicht nur der Zerstörung ausgeliefert. Sondern sie ist sogar "Freiwild".

Ohne Bindung - und Bindung heißt eben: Bindung; Gebundenheit - gibt es nicht nur kein Soziales, damit keine Kultur, sondern auch keine Wirtschaft die mehr ist als ein System der Wegelagerei und des Betrugs.

Dieser Zustand, in dem wir uns befinden, ist irreparabel. Die Welt ist nach dem Öffnen der Büchse der Pandora eine andere als zuvor.

Wir können deshalb auch in jenen Kreisen aufhören, Ehe zu "simulieren", die meinen, intakte Separatwelten - Parallelgesellschaften, die innerhalb (bzw. außerhalb) der großen Ordnungen stehen, in die wir geworfen sind - aufrichten zu können, um damit den Willen Gottes zu erfüllen. Wo dann angeblich diese Bindungen noch ihre gesunden Voraussetzungen finden, und als öffentliche Moral lebbar, verwirklichbar wären. Wer so denkt, hat nicht nur das wahre Ausmaß des Zerfallszustands der Gegenwart***, sondern auch das Wesen des Menschen als Sozial- und Kulturwesen nicht verstanden. Und er hat das Wesen des Kreuzes nicht verstanden.

Wenn, dann wäre schon die erste Bedingung für eine solche Gesundheit die Hürde: Denn es bräuchte eine "Volksentstehung", denn das Ganze geht ontologisch gesehen dem Einzelnen voraus, das Einzelne ist nur eine Variierung, Individualisierung des großen Ganzen. Aber ein solches "neues" großes Ganzes ist nur nach Sintfluten als globales Ereignis denkbar. Eine neue Sintflut hat aber Gott ausdrücklich ausgeschlossen.


*Nicht der "Familie"! Der Begriff ist dazu zu indifferent, und auch für Kreise des männlichen Reichs-Bereiches verwendbar und verwendet, die viel zu eng sind. Wie die "Kleinfamilie", oder gar irgendwelche Formen von Zusammenleben, die nicht einmal auf der Ehe beruhen. 

²Persönlichkeit heißt NICHT, daß alles fertig ausgebildet ist, was einem Menschen entspricht, sondern es heißt zuerst, daß der Mensch seine Anbindungen kennt und anstrebt, die sich erst verwirklichen sollen. Weil in diesem Gesollten sein Ich steckt, in diesem Du also. Auf welches hin er sich transzendieren muß. Was wiederum heißt: Von welchem her er sein "Das bist Du!" erhält und (im gesündesten Fall ganz selbstverständlich) annimmt.

**Wir erwähnen hier "Mutterschaft", aber wir tun dies keineswegs als einzige Berufung oder Möglichkeit für die Frau, und nicht einmal für die "höchste". Nicht zumindest, wenn darunter leibliche Nachkommenschaft gemeint ist. Mutterschaft gehört zwar zum Wesen der Frau, und ist deren erste Ausrichtung (logos; Sinn), aber es gibt verschiedene Ebenen dieser Ausformung, Samen aufzunehmen und zu nähren, zu hegen, zu pflegen, großzuziehen ... und zu entlassen.

***Gerade in der Fastenzeit wäre uns die Möglichkeit gegeben, über die Läuterung durch Verzicht und Buße auch unsere Sinne zu reinigen, im wahrsten Sinn. Dann kämen wir vielleicht aber wieder in einen Zustand, in dem uns bewußt wird, wie irrwitzig, dekadent und abstoßend die Gegenwarts"kultur" bereits ist. Der Leser möge doch einfach einmal die Musik der Jugend und deren Visualisierung, also deren gestalthafte Bedeutung anschauen.


*090321*