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Montag, 5. April 2021

Gedankensplitter (1075)

Das Heidentum (und im speziellen das Neuheidentum) ist wie alle Häresien und Abspaltungen, aber auch das neue Judentum (das nach Christus neu gegründet wurde), deshalb als Versuch zu werten, diese eigene Wahrnehmung zu verhüllen. Sich selbst zu verblenden!

Heute umfaßt der Talmud siebenundsechzig Bände. Darunter Stellen der Schmähung Christi, die so unerträglich sind, daß sie nicht zitiert werden sollen. Von denen sich aber das spätere oder heutige Rabbinertum nie distanziert hat. (Etwas, das von der Bibel, vor allem aber vom Koran, in deren als gegen das Judentum zu interpretierende Stellen längst gefordert worden ist. (Da könnte man vor allem das gesamte Johannes-Evangelium samt den Paulus-Briefen als "tendenziell antisemitisch" stornieren.)

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Es gab eine Reihe von (geschichtlichen) Ereignissen, die dem geschichtlichen Tod und der Auferstehung Christi gefolgt sind. Nur wurde von allem Anfang an von vielen versucht, dies zu vertuschen, und die Zeugen mundtot zu machen. Aber es gibt Zeugen, die über den Kreis der Pharisäer und Schriftgelehrten hinausgehen, es gibt außenstehende Zeugen. 

Etwa die Wunder, die passiert sind, als im Mittelalter versucht wurde, den Tempel in Jerusalem neu zu errichten. Als man ans Fundament ging, öffnete sich plötzlich die Erde, und durch den Spalt schossen Flammen, die alle Nahestehenden töteten. Auch am folgenden Tag wurde es versucht, mit demselben Ereignis. Das viele mit riesigem Entsetzen erfüllt hat.

Aber unmittelbar nach Christi Tod, und bis zur Zerstörung des Tempels gab es über vierzig Jahre eine Reihe von höchst merkwürdigen Ereignissen, die Ianto Watt als "Anti-Wunder" bezeichnete. Weil einige bislang jedes Jahr geschehene Wunder, die als Zeichen gewertet wurden, daß Gott mit den Juden ist, nicht mehr geschahen. Als Zeichen, daß das Neue das Alte überwindet.

Das ging bei den meisten dieser neuen Wunder/Anti-Wunder, die historisch gut belegt sind, bis zum Jahre 70. Als die Römer einmal mehr einen Aufstand der Juden niederschlugen, und es immer gründlicher machten, weil es nicht aufhörte. Bis zur Vertreibung nach dem Bar Kochbar-Aufstand im Jahre 135, wo die Römer versuchten, das Judentum, diese durch geistige Subversion sogar große Gefahr für das Römische Reich, als die es manche sahen, ein für allemal auszulöschen. Das bedeutete auch die Vertreibung aus Palästina, die Diaspora. Nur einige alte, zur Fortpflanzung unfähige Leute durften bleiben.

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Das Zeichen, das dem VdZ am besten "gefällt" war, daß seit der Kreuzigung Christi die Tempeltore (allen Zeugnissen nach riesige, schwere Tore) jede Nacht aufschwangen. Wieder und wieder versuchte man sie zu schließen und verschlossen zu halten, wieder und wieder, jede Nacht, schwangen sie auf. Als Zeichen, daß Gott den (alten) Tempel, in dessen innerster Kammer "Gott selbst" wohnte, und den nur einmal im Jahr, zum Paschafest, ein ausgewählter Priester betrat, verlassen hat.

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Von wem versucht? Natürlich vor allem von denen, die dem Papier nach noch "Juden" waren. Dem Papier nach. Denn wer wirklich Jude war, wurde nun Christ genannt. Genannt! Denn das wirkliche Judentum - die Schriften des Johannes sind voll von solchen Verweisen - ist in Christus erfüllt, also nahtlos ins "Christentum" übergegangen. Das deshalb und in dieser Hinsicht eine kontinuierliche Linie (auch in der Liturgie ist das eindeutig) zum Judentum bilden, ja dieses "sind". 

Was dann folgte, war eine Neugründung. Die vor allem von den Schriften ausging, die eine neue Lehre, eine neue Religion begründet haben. Die sich intellektuell immer mehr vom eigentlichen Judentum wegbewegt hat, und - das war der Grund zur Unzufriedenheit, die sich in exakt derselben Weise zur Zeit Jesu abgespielt hat und der Grund war, ihm nicht zu glauben, ja, ihn als massivste Provokation Gott selbst gegenüber (Nun handele, nun zeig Dich als geschichtlicher Herrscher und Volksernährer wie -befreier!) ans Kreuz zu schlagen.

Weil in der Kreuzigung Christi der wesentlichste Teil der Torah (das weitgehend identisch mit dem ist, was wir Altes Testament nennen) ebenso verneint wurde - die Torah weist als Ganzes auf Jesus Christus hin, erfüllt sich in ihm in allen Teilen, ja erhält erst dadurch überhaupt Sinn, ist erst durch Jesus Christus überhaupt zu deuten! - gewann die Interpretation immer mehr Bedeutung. Die so gestaltet wurde, daß möglichst keine Lücke auftrat, die noch Raum für Jesus Christus läßt. Somit gewann der Talmud immer mehr Bedeutung, wurde immer umfangreicher, bis er die Torah überhaupt ersetzt hat. 

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Diese Unzufriedenheit mit dem (eigentlichen, abrahamitisch-mosaischen) Judentum hat sich bereits in der vierzigjährigen Wanderung auf Sinai gezeigt. Wo das Volk, angetrieben von einzelnen Priestern, immer wieder zu dieser "neuen Religion" abgefallen ist. Das sich heute Judentum nennt, ohne daß es irgendjemandem auch nur annähernd möglich wäre, das verbindlich "als Judentum, für alle gültig" zu definieren. Die ältesten Schriftteile der Kabbalah (manche meine sogar, daß der Talmud in seinen ersten Teilen darauf zurückgeht) stammen angeblich auch aus dieser historischen Zeit.

Aus Opferpriestern wurden aber fortan Schriftgelehrte. Aus einer Opferreligion (die kein Opfer mehr hat, denn das ist nur im Tempel in Jerusalem möglich) wurde eine gnostische Lehre.

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In dieser Abgrenzung war das Christentum eindeutig und neu. Das in seinem tiefsten Sinn keine Lehre ist, sondern ein Geschehen des Wirklichen. Somit ist das Stehen des Menschen in einer Welt vor Gott eine Begegnung von realen Gestalten. Womit wir beim Ausgangspunkt der letzten Überlegungen wären. Denn mit der Inkarnation Christi, in der er die Welt stellvertretend vor Gott Vater hineinnahm, hat er sie über sein Leiden erlöst. 

Das ein Leiden an allen Sünden der Menschen war. Und Sünden zu allen Zeiten, weil Gott zeitlos ist und somit alles in sich trägt. Deshalb konnte das auch nur ein Gott, und das wissen oft die Heiden am besten. Die nicht das Bedürfnis nach Erlösung unterscheidet, sondern daß der Christ alleine den real präsenten Gott als Ansprechstation hat.

Weil dieser fortan wieder unter jenen Menschen wandelt, die ihm qua Taufe in dieser neuen Welt, die man nun "Kirche" nennt, ganz real zugehören. Und fortan, wie Adam und Eva, in jenen unendlich schönen, freudvollen Hainen wandeln, in denen sich auch Gott ergeht. Ab und an, wenn man ihn gerade einmal trifft, ergeht er sich vielleicht, vielleicht ... als Gärtner.


*240321*