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Donnerstag, 1. April 2021

Im Bemühen, den richtigen Nagel zu treffen (3)

 Teil 3) Ungarn sowieso.


Ungarn sowieso. Das gibt halt gerne bei Themen, wie sie Polen der EU an den LGBT-Latz gepatzt hat, seinen rhetorischen Senf dazu. Aber man wird vor allem dort die Praxis abwarten müssen. Weil die in Ungarn gerne einmal dem verlauteten Ziel sogar widerspricht. Wie bei der vielgepriesenen Familienförderung (und, mit Verlaub, katholisierende Personen oder Gemeinschaften im Westen lassen sich meist schon durch Henkel-Begriffe spielend leicht triggern; der Heilige Geist ist leider gerne woanders zu Hause, auch wenn sein Lager noch warm ist.) Ungarn verschüttet als "Politik" bestenfalls jede Menge Geld. Buchstäblich. Aber Geld, das nicht dem Standeswesen entspricht weil dessen Seinsspannung adäquat ist, hat einen für jedes soziale Gefüge auflösenden Effekt. Sodaß Ungarns Politiker in obigem Sinn gerne einmal "schizoid" sind. 

Man denke an die "Familienförderungsmaßnahmen" der letzten Jahre, die Viktor Orban gerne ins Schaufenster stellt, will er bei Konservativen punkten. Damit sollen Frauen angeregt werden, Kinder zu kriegen, Paare, sich das Ja-wort zu geben. Aber damit wird alles andere gemacht als "Familien" gefördert. Weil solche nur solche im eigentlichen Sinne sind, wenn sie auf der Ehe aufbauen. Die zwar in Ungarn per Verfassungsrang als "Gemeinschaft von Mann und Frau" definiert ist, und die sogar - welche perfide Selbsttäuschung! denn Irrtum in der Sache ist immer vor allem das! - auf der "Ehe" gegründet sein solle. Aber ist jedes Paar aus Mann und Frau, das sich vor dem Standesbeamten das Ja-Wort gibt, auch ein Ehepaar!

Herrschaften ... nein. Somit sind auch die ungarischen Verfassungsgesetze nur als präventive Maßnahme gegen allfällige und bei zukünftigen Machtwechseln realistisch zu erwartende Zersetzungsmaßnahmen sehen kann. Denn an sich ist es Unsinn weil Tautologie. 

Aber das reicht noch nicht, um eine Ehe im Wesen zu beschreiben, ja ist weniger als zu wenig. Ehe ist, wenn sie sein will, weit mehr als "Mann und Frau," die es sich dann ausschnapsen. Sie ist auch keineswegs einfach ein "Vertrag" zweier gegengeschlechtlicher Menschen, sagen wir: Mit Rechten und Pflichten (wo es für die Männer übrigens ganz schlecht aussieht, das nur nebenbei.) Sie ist vielmehr der Eintritt in einen Ort mit und unter bestimmten Bedingungen, die dem Wesen der Ehe gemäß sind. 

Und dieses ist (hörthört!) ein hierarchisches Zueinander von Mann (als Haupt) und Frau (als Leib.) Trage man DAS einmal den Menschen vor, Herr Orban, und DANN können wir von Familien sprechen. Vorher - nicht! Vorher ist alles eine Mogelpackung, das verhüllen soll, daß zwar der Berg kreißte, aber ein Mäuslein entsprang. 

Entsprechend ist der Pallerwatsch, der aus diesen Familienförderungsmaßnahmen angerichtet wurde, vorhersehbar und schon heute aussagbar, nur ist hier nicht der Platz dafür. 

Und entsprechend vorsichtig wird man sein müssen bei der Beurteilung des polnischen Vorstoßes, der sich gegen LGBT richtet. In der Praxis wird sich erst das wahre Motiv erweisen: An dem, was wirklich bewirkt wird. Und das zeigt sich (wie bei Impfstoffen) erst nach einer langen Reihe von Jahren.



*Die ersten richtig guten Untersuchungen dazu in den letzten vierzig Jahren, die nach wir vor ihre Gültigkeit haben, finden sich in den Publikationen des Niederländischen Psychiaters Gerard van den Aardweg. Sein "Das Drama des gewöhnlichen Homosexuellen" ist nach wie vor ein großartiges, erhellendes und die Homosexualität substantiell begreifbar machendes Buch. Der durchschnittliche Bildungsstand der Allgemeinheit in diesem Bereich ist immer noch dermaßen niedrig (weil ignorant, von Zeitgeistmoral-Imperativen blockiert) daß diese mittlerweile vierzig Jahre alte Untersuchung kaum bekannt ist. Dabei würde der Hausverstand (der VdZ hat es schon häufig beobachten können) aufatmen, und Menschen mit Hausverstand sind von sich aus häufig bereits auf dieselben Schlüsse gekommen, die ihre eigenen Erfahrungen und Beobachtungen erhellen. 

²Man sieht es an der "Ehe für alle". Bei der es um eine prinzipielle Diskussion geht, die gewiß gewiß sehr wichtig ist, die aber in der Praxis überhaupt keine Bedeutung hat, die der medialen Lautstärke auch nur annähernd entspricht. In Österreich etwa werden heute pro Jahr keine fünf Dutzend "Ehen Homosexueller" abgeführt! Und selbst in dieser Zahl sind noch etliche Scheinpatienten, bei denen es um etwas ganz anderes, viel Praktischeres geht. Etwa um Sozialbetrug durch getürkte Partner-Rentenansprüche.

**Damit sind wir sogar exakt in der "geistigen" Grundlage des Liberalismus. Der von der irrationalen Utopie ausgeht, daß sich in menschlichen Gesellschaften immer ein Bedürfnis-Befriedigungs-Gleichgewicht einstellt, sofern man die Menschen sich selbst überläßt. Ein Staat ist somit lediglich eine posthoc-Servicestelle, die bei nicht von Einzelnen erfüllbaren Bedürfnissen erwünscht ist. Sofern jemand Unrecht erleidet (das lediglich das Unlustempfinden bei Nichterfüllung von Bedürfnissen ist) ist er gewissermaßen selber schuld, weil er seinen Bedürfnissen nicht ausreichend Nachdruck verleiht. Wozu ihn die totale Emanzipation der totalen Aufklärung ermächtigen soll.


*230321*