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Gottseidank für die Liberalen, hat sich dazu so mancher im Eiltempo die Finger wundgeschrieben, damit man am nunmehr so bemitleidenswert blutbefleckten Papier die Verwirrung der Gehirnwindungen nicht allzu offen erkennen konnte, mit denen diese Lächerlichkeit in ein dick gefüttertes theoretisches Gewand gehüllt wurde, in dem nun mit breitem Schritt die Autorität der Wahrheit oder zumindest die Diskurs- weil Satisfaktionsfähigkeit dieser Position behauptet werden konnte.
In Wahrheit dasselbe Unterfangen, das den Liberalen generell kennzeichnet. Der sofort zum scharfen Kritiker und Oppositionellen, ja "um der Wahrheit willen Verfolgten" wird, wenn ihm etwas - egal was - auf die Zehen fällt. In dem Moment unternimmt er alles, um das rein subjektive Bedürfnis (wie man es im üblichen Sprachgebrauch eben Egoismus nennt) zu befriedigen.
Und alles nur, damit er sich weiterhin nicht aus seiner Bequemlichkeit heraus zu bewegen braucht. Denn dem Liberalismus fehlt unter anderem eines - der Schlüssel zum schöpferischen Dasein, der Selbstüberschreitung heißt. Die genau das Gegenteil des Fundaments des Liberalen bedeutet, ihm deshalb Todfeind ist. Denn das Liberale hat nur die Behauptung, daß Gott die Welt im subjektiven Bedürfen ausreichend geregelt hat.
Er befindet sich deshalb im exakten Widerspruch zum Kreuz. Der Liberalismus befindet sich damit im genauen Widerspruch zur Erlösung.
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Übrigens ist auch jenes Verhalten der Arroganz zuzurechnen, das sich am häufigsten findet, und in dem diese Klasse durch betont joviales Verhalten "zeigen will", daß sie NICHT in Standesdünkel und Hochmut verfallen ist, TROTZ ihres eigentlich berechtigten Rechtes auf Übergeordnetheit.
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Somit ist es am naheliegendsten, die (besorgte) Feststellung, daß der Liberalismus praktisch lückenlos zur allgemeinen Weltanschauung in unseren Landen und Kulturen, ja in Europa und der gesamten westlichen Welt (aber auch nur dort!) wurde, mit dem "sozialen Aufstieg" in eins zu setzen. Aber nicht einfach nur mit diesem, sondern mehr noch mit der Hoffnung, dem Versprechen auf einen solchen. Sodaß er mit dem sozialistischen Sozialstaat heutiger Prägung in eins fällt.
Den - eiderdautz, wieder einmal: eiderdautz! - die Liberalen ABLEHNEN! Zum Gegenteil, sie sind in der Regel die eifrigsten Verfechter eines ungebremsten Kapitalismus als Folge des Dogmas von der "Freiheit", die Freiheit von allem meint.
Warum ist das so? WEIL ER SIE aus oben bezeichneten Gründen GEFÄHRDET. Weil sie bemerken, daß ihr Zugewinn gar kein solcher war, aber noch so gewertet wird, daß es ihn aber nun in die Exklusivität zu stellen geboten ist, weil er sonst endgültig verwässert.
Während er für sie selbst noch jenes Pferd war, das sie zu diesem "aus eigener Leistung errungenen Aufstieg" getragen hat. An einen Ort, dessen Türen und Tore sie aber nun rasch schließen wollen. Den sie gerade noch erreicht haben, aber nun ist Schluß. Den sie mit dicken walkwollenen, blick-, geruchs- und schalldichten Laken verhüllen, damit ihre Eigensüchte und Egoismen nicht gesehen werden, die sie mit großzügiger Geste des "ego me absolvo" ins Land des ewigen Vergessens abschieben möchten.
Und sollte doch etwas vom Müllhaufen, den sie verbergen, noch ans Licht kommen, dann fällt es unter dieselbe Generalabsolution, die sie angesichts des heute Erlittenen - an dem sie, wie gesagt, selbst ihr gerüttelt Maß an Schuld und Ursache zu tragen hätten (sic!) - verdient zu haben behaupten.