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Samstag, 17. April 2021

Nur die Ebenen, die man sucht (2)

*Teil 2) Anmerklicher Exkurs zum Schamanentum,
und zur Bedeutung des Essens


*Der Schamanismus ist übrigens auch in Sibirien, wo er sehr häufig war und ist und worauf sich auch im Film einige als legitimierende Referenz beziehen, keineswegs überall gut gelitten; vielfach werden Schamanen von den Ureinwohnern nicht nur abgelehnt, sondern sogar als Schadobjekte gesehen, die es auszutilgen gilt. Übrigens spricht noch das Theologische Lexikon von 1892, auf das der VdZ gerne zurückgreift, weil es so universal die Begriffe aufarbeitet, davon, daß der Schamanismus auch in Ungarn ein virulentes Problem ist. 

Der allen Aufklärungsversuchen widerstanden hat, und unter der Oberfläche vor allem in Mittel- und Ostungarn, also in den weiten, eher dünn besiedelten Hügel- und Pusztaregionen eine große Rolle spielt. Was sich mit der Beobachtung deckt, die sich sehr logisch entwickeln läßt, daß Völker der Steppen zum Pantheismus und Panentheismus neigen, und also zum Subjektivismus, aus dem sich das Schamanentum speist. Und tatsächlich ist der VdZ auch hier bereits Schamanen begegnet, die sich (wie immer) an ihn wie Kletten geheftet haben, um ihn zu versuchen und zu plagen. Gegen die Tatsache, daß sich heute Schamanen vor allem aus den Großstädten erheben (und dann erst aufs Land ziehen) - Großstadt und leere Ebene sind Synonyme. 

Nicht weniger als die damit einhergehende, fast unausbleibliche Selbstüberhebung: Arroganz, Hochmut (in ihrem bevorzugten Gewand, der selbst diagnostizierten Demut der Selbstauflösung) und der Schamane sich zum Priester erklärt. (Ganz im Gegensatz zum "Priester" als Mittler, der über die konkrete Welt gerufen werden muß. Selbst der Gottmensch Jesus brauchte eine irdisch faßbare Sendung, was die Bedeutung des Propheten Johannes der Täufer begreifbar macht.

Denn Subjektivismus und schöpferische Existenz liegen im Habitus direkt nebeneinander. Der Künstler ist jene Materia, jenes irdische Gefäß, das sich der Geist sucht. Geist und (letztlich materielles, dingliches, irdisches!) "Jenseitiges", auf das sich der Schamanismus bezieht (das nie, und das sagt ja alles, von der Empfindungsebene getrennt werden kann, während es - durch die Irrationalität - geistig nicht geordnet werden kann, das Einströmen als immer zufällig und damit, was denn sonst, dämonisch wird) sind aber ontologisch diametral entgegengesetzt.

Und deshalb durch eine Haut getrennt, die nicht durchlässig zu halten nicht immer leicht ist. Gerade heute, wo der öffentliche Diskurs völlig von der Stringenz der Wahrheit entfernt, ja letztere zum Todfeind erklärt hat, können viele Künstler sie nicht halten. Weil ihnen das Messer des Geistes fehlt, das in diesen Zeiten schon in den Fundamenten scharf wie eine Rasierklinge sein muß. Weshalb unter den wirklich Klugen die Meinung nicht selten ist, daß in solchen Auflösungsperioden nur noch der Schriftsteller als Prophet weil Dichter steigen kann, darf und sogar muß. Während der VdZ feststellt, daß unter den "Kollegen im Fach" das Esoterische, Magische, Irrationale zur wirklichen Pandemie wurde.

Man findet aber die Geister, die man sucht! Und sie finden sich auf jenen Ebenen, die man selber aktiviert hält. Und das ist eine Frage des Teilhabens an der personalen Wahrheit.

Wollen wir dennoch auf einen Punkt noch näher eingehen. Der sich im Schamanismus methodenhaft findet, also prinzipiell falsch ist, weil technisch aufgelöst, damit Magie wird, die das Transzendentale beherrschen will. Ein Widerspruch in sich, weil die Grundhaltung für das Einströmen des Geistes diesen prinzipiell verhindert. 

Morgen Teil 3) Und dieser Punkt ist der des Essens.