Ein ganz wunderbarer Film (10 min) über die Foli, einen Stamm in Guinea, Afrika. Der zeigt, wie das gesamte Leben, die Welt, ein Spiel von Maß und Zahl - und damit: Rhythmus ist. Aus diesem Rhythmus heraus, der jede Tätigkeit, jede Bewegung, jedes Fortbewegen eigentlich trägt, aus sich heraustreibt, hebt dann auch die Musik an. Das sieht man hervorragend deutlich gemacht in diesem Film.
Das Wesen des Kunstwerks, das das Wesen der Welt ja nicht einfach nur abbildet, sondern eine Welt neu schafft und zum Teil des Kosmos macht, in dessen Ordnung eingliedert, sodaß das Dargestellte wirklich IST, ist - Rhythmus. Niemand ist ihm gehorsamer als der Künstler.
Wer aber genau schaut und hört, auch in diesem Film, der bemerkt, daß das erste Merkmal des Schöpferischen eben die Beherrschung ist: dem Rhythmus wird nicht einfach "gefolgt", sondern es wird damit gespielt. Durch minimale Verzögerung oder Beschleunigung, oder durch Beginn und Anfang von Bewegungssequenzen, entzieht man sich dem Beherrschtwerden, stellt sich wie in Opposition dazu, wird nicht Teil des Rhythmus und damit Funktion, sondern in dieser Rebellion, die dennoch das Gegebene achtet, Teil eines neuen Größeren, und Eigenen.
Elektronisch-mathematisch-exakter Zeitabstand, wie er heute vorgeblich als Rhythmus unser Leben durchrauscht, kann damit niemals Kunst werden. Er tötet in seiner Monotonie genau das Humanum, das Kunst ist: das Schöpferische, und läßt den Menschen aufgelöst in Rausch (als Trance) entselbstet zurück.
Wo das Leben aber seinen Rhythmus, ja wo es seine Musik, die Kunst verliert, in Willkür ausartet, verliert es seine Menschlichkeit.