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Dienstag, 18. Januar 2011

Wille zur Herrschaft

Eines der größten Probleme der Konservativen bei der Gründung demokratischer Staatswesen in Deutschland und Österreich war, überhaupt ein Parteiprogramm zu erstellen. Denn "für jene, für die die Gegenwart die letzte Etappe der Vergangenheit" (cit. Joska Pintschovius) ist, steht nur fest, daß sich Konservativismus nicht

"wie das gemeine Volk unter den sogenannten Gebildeten durch die Gespenster der Abstraktion die Augen verblenden läßt, sondern diese Einsicht überall vorweg fasse: daß alle Versuche das Leben Abstraktionen unterzuordnen, immer nur zum Gegenteil dessen, zur Karikatur dessen führen, was man ursprünglich beabsichtigte." (Heinrich Leo)

Keineswegs konnte der Staat als "contract" verstanden werden, als quasi Zusammenschluß, aus dem dann die Führung hervorging. Vielmehr hatte sich jede größere Gemeinschaft aus der Familie, aus dem Willen einzelner Menschen entwickelt.

"Wo nun ein mächtiger Familienvater  schon da war, da schlossen sich andere an ihn an, damit er sie beschütze. Er nahm sie in seinen Schutz unter der Bedingung, daß sie ihm ebenso gehorchten, wie seine eigene Familie es tat, und so entstanden Stammeshäupter, Fürsten und Könige. 

Nimmermehr haben die Schutzgenossen verlangt oder verlangen können, daß er Leistungen verteile oder daß er beglücke! Sie mußten sich die Leistungen gefallen lassen, die ihnen auferlegt wurden, weil sonst der Schutz, dessen sie bedurften, ihnen unmöglich gewährt werden konnte. Ob sie dabei glücklich seien, das blieb nach wie vor ihre eigene Sorge. Des Fürsten Pflicht war nur, Ordnung  und Gerechtigkeit unter ihnen zu handhaben, deswegen hatte Gott ihn Fürst werden lassen und konnte er außerdem einem zu seinem Glück behilflich sein, so war dies wiederum eine Liebespflicht, die er als Christ übte, keineswegs eine ihm durch sein Fürstenamt gebotene gesetzliche Pflicht." (Friedrich August von der Marwitz)
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