Dieses Blog durchsuchen

Samstag, 15. Januar 2011

Kultur ist männlich

"Die Einweihungsriten der Pubertät haben bis heute noch den Charakter der Einweihung in die Geheimniswelt männlichen Geistes. Ob dieser Geist nun im Schatz der von den Ahnen herstammenden Mythen, in de Gesetzen und Ordnungen des Kollektiv oder den Sakramenten der Religionen verboren ist, bleibt sich gleich. Alle sind verschiedenstufige und verschiedenrangige Ausprägungen desselben männlichen und spezifisch der Männergruppe zugehörenden Geistes.

Aus diesem Grund ist es zum Beispiel der Frau bei Todesstrafe verboten, bei den Einweihungen anwesend zu sein, und eben deswegen hatte sie ursprünglich keinen Platz in den Gotteshäusern auch der Weltreligionen. Die Männerwelt vertritt als Himmel Gsetz und Tradition der Ahnen, der Vorzeit und der Götter, soweit sie männliche Götter sind. Nicht zufällig ist die menschliche, nicht nur die abendländische Kultur, eine männliche Kultur, von Griechenland und dem jüdisch-christlichen Kulturkreis bis zum Islam und Indien. 

Der weibliche Anteil an der Kultur ist unsichtbar und weitgehend auch unbewußt, was aber nicht dazu führen darf, seine Bedeutung und Tragweite zu verkennen. Der männlichen Richtung aber entspricht die Zusammengehörigkeit von Geist, Ich, Bewußtsein und Willen. Gerade weil das Männliche im Bewußtsein sich selber in seiner Eigentlichkeit vorfindet, sich aber als Unbewußtes fremd ist, weil es dies Unbewußte eben als Weibliches erfahren muß, ist die Entwicklung der männlichen Kultur die Entwicklung des Bewußtseins."

Erich Neumann, in "Ursprungsgeschichte des Bewußtseins"

***