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Mittwoch, 19. Januar 2011

Und von dieser Seite?

Fehlen von Kultur, die immer institutionalisiert, in Gestalt existiert, oder sie existiert nicht, bedeutet mangelnde Formung des Fleisches dem Geiste nach, bedeutet ein Belassen im Chaos, im Urzustand der Indifferenz. Selbstdifferenzierung ist nur noch funktional, unter Anwendung von Technik und Gesetzesgewalt, möglich, wo das Ich seine Erfahrung des "Anders-sein" sucht, um zu sich zu kommen. Das ich, das sich am Anfang (bewußt) noch nicht als "ganzkörperlich" erfährt, verharrt in dieser Trennung vom Körper. Das passiert auch, wo das Bewußte mit Inhalten gefüllt ist, die im Gegensatz zur Natur des Körperlichen bzw. der Ganzheit des Menschen stehen - im Irrtum.

Kulturverlust oder -rezession bedeutet damit aber auch ein Verharren im Zustande des Körperlichen ("der Welt des Nicht-ich") in der Ungetrenntheit von der Mutter, Liebe als Antrieb zur Hinwendung wird - ungesättigt - zum Narzißmus, die Kastrationsschranke (der Angst vor der Mutter steht eine immer größere Angst vor dem Mann, dem Vater gegenüber) wird immer schwieriger zu überwinden.

So wird das Ich, weil nicht differenziert im ganzen Menschsein als Gestalt (in der Persönlichkeit) nicht real verwirklicht, damit vorhanden, als Erkenntnisobjekt in der Selbstkenntnis objektiviert und erfahren, wiewohl das Ich ja dazu drängt, und der Körper diese weil eine Herrschaft (als organisch-hierarchisch gegliederte Ganzheit) sucht - denn das bedeutet ja "leben", existieren als Mensch, als Person.

Ich und Welt sind getrennt (ja: feindlich, weil der Körper, in seinem ungesteuerten Triebleben, mehr Macht hat als das Ich, was bis zur Autoaggression/Selbstmord geht), Welt steht mir im eigenen aber nicht als "nicht die ganze Welt"-differenzierten Körper (als feindlich) gegenüber. Selbst gewisse Mystologien, schon gar Religionen in ihren Bezügen zu den Kulturen, in denen sie entstanden oder bestehen, lassen sich in diesen Entsprechungen zu realen Persönlichkeitsstrukturen und -geschichten aufzeigen. (Der Mensch der Technik versucht übrigens dies durch "Techniken" der Selbstaneignung - Yoga hat von dorther seine Beliebtheit im Westen - in direkter Ansteuerung des Mittels zum Zweck zu erreichen.)

Damit wird aber auch "Selbstbeherrschung", der Impuls zum Selbstbesitz (als Wille zur Gestalt, die mein Körper wäre) zum Besitz- und Herrschaftsanspruch über die ganze Welt, die mich in jedem Teil direkt betrifft und angeht.

Leuchtet so nicht auch von dieser Seite das "Weltklimaproblem", gerade in der Genese der Bedrohungsszenairen der letzten Jahrzehnte, von kleinen Katastrophen hin zur alles umfassenden Apokalypse, in neuen Facetten auf?

Immerhin ist diese (jeder Anregung sofort entsprechende) Indifferenz - als mangelnde Ausprägung von Persönlichkeit, deren konstituieren sollende, aber gestaltlos bleibende Grundkräfte sich Ersatzwege suchen - der Normalzustand und die Grundhaltung des (westlichen) Menschen von heute.

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