Chaos in Kairo (2011) |
Aber seit Nasser, der in seiner UdSSR-Nähe sowieso ein eigenes Kapitel war, seit Anwar as-Sadat, der sogar den Friedensnobelpreis erhalten hatte, und auch mit Mubarak war Ägypten ein stabiles Land, gerade im arabischen Block, in seiner Rolle in Afrika überhaupt, das schon an der Schwelle zum Standard des Westens gesehen wurde.
Und nun? Seit von den Unruhen in Kairo und Alexandria berichtet wird, lautet die Diktion plötzlich "Regime". Nicht anders verhält es sich bei Tunesien. Gerade die beiden bislang stabilsten, verläßlichsten Länder der Region, waren also von Unrechtsregimen regiert?!
Der ORF berichtet nur noch von "Aufständen gegen das Regime", als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, wir hatten es doch immer gewußt, und der KURIER, die neue Qualitätszeitung, sendet sogar eine eigene Berichterstatterin (sic!) nach Kairo, um zu beweisen, wie sehr er am Puls der Zeit hängt.
Noch immer aber keine Zeile, WARUM in diesen Ländern überhaupt demonstriert wird. Keine Zeile, was die Aufständischen überhaupt wollen? Außer: Wohlstand. Mehr Arbeitsplätze. Höhere Löhne. Teilhabe (sic!) am Wohlstand, der ja, wie wir alle wissen - so wurde es zumindest den jungen Menschen heute allesamt eingetrichtert, und den Frauen sowieso - vom Staat und seiner Umverteilungsmacht ausgeht und abhängt.
Traumurlaub in Ägypten (2010) |
So groß die Sympathien mit dem "Prinzip Aufstand" auch sein mögen. Vorerst läßt sich der Eindruck nicht abschütteln, daß sich hier der Wahnsinn der Zeit inszeniert. Nicht mehr. Irgendein Geschwafele von "Demokratie" oder "democracy" - ein Wort, das wie der Schuß mit einer Schrotflinte auf eine Scheune daherkommt, irgendwie muß es ja richtig sein!? - läßt de Eindruck nicht geringer werden, daß sich hier einfach die Trägheit der Zeit (sic!) - "nicht mehr mitspielen" kann nämlich Seltsamstes bedeuten und zur Ursache haben! - mit unbewußten, dämonischen Kräften ihren Hochzeitstanz liefert. Wo einfach die Auflösung nach Luft ringt, von der die heutige Welt des Westens ja zunehmend zu glauben scheint, er wäre sie, die berühmte "Demokratie", die alles als undemokratisch abstempelt, was sie (eben: was? wissen wir nicht ... siehe: Vogelzug) behinderte - nicht der positive Gestaltungswille.
Und eine andere Frage erhebt sich, verfolgt man die Berichterstattung: Wo war sie zuvor gewesen, wenn sie jetzt so sicher weiß, daß es um Regime und berechtigte Volkserhebungen geht? Wo waren die Berichte über die Menschenrechtsverletzungen, wo waren die kritischen Reportagen, wo waren die Demonstranten vor ihren Botschaften? Oder will die Journaille, speziell in Österreich, einfach auf jeden Fall nur wieder bei den Siegern aufwachen?
Am nächsten Morgen, wenn die Polizei in Kairo endlich die lästigen Plünderer von den Straßen gefegt hat, die Kairo derzeit heimsuchen. Vielleicht jene tausende Kriminelle, die durch die Eroberung einiger Gefängnisse freigesetzt worden waren. (Auch dort: KEINE Regimegegner und Folterkeller, aber Kriminelle. Und Islamisten.) Oder sind es Demonstranten, die hier kurzfristig die Erfüllung ihrer Forderungen gefunden haben?
"Friedensnobelpreisträger" ElBaradei |
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