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Dienstag, 18. Januar 2011

Mütterliche Kastration

Transvestitentum, also die Verwandlung des Mannes in eine Frau, ist eine der sehr logischen (und historisch schon in ältesten Kulturen belegten) Stufen der Kastration des Nachwuches durch die Ur-Mutter, die ihren Besitz nicht mehr hergibt, sich inzestuös - in Unabhängigkeit vom phallisch-herrschenden Mann - selbst fortzeugend, fortpflanzt.

Unter diesem Aspekt ist ja auch die Homosexualität zu begreifen, in der eine dominante Mutter (Merkmal praktisch aller Homosexuellengeschichten) den Vater ermordet hat, und nun den Sohn kastriert, um ihn schließlich zu "fressen".

In dieser Richtung liegt auch die priesterliche Kleidung, in der (man beachte sogar: das Haaropfer bei der Tonsur, ein uralter Fruchtbarkeits- weil Kastrationskult) - lediglich ohne den männerverzehrend-aggressiven Charakter der Ur-Mutter - die phallische Energie der Mutter Kirche (im katholischen Fall) "opfert". Es ist also alles andere als zufällig, daß Zölibatsdiskussion und "Priesterehe" in der Diskussion der letzten Jahrzehnte begleitet waren von einer Auflösung äußerlicher priesterlicher Identitätsmerkmale. Was also mit "Moral" oder (bloß) persönlicher Zucht eigentlich überhaupt nichts zu tun hat.

Diese Forderung ist nur im Zusammenhang mit solchem Opfer bzw. dessen Hintergrund und Weltlage zu verstehen: als tiefe Archetypik, die nicht in Psychologismen auflösbar ist, sondern eine Schöpfungsproblematik trifft. Denn der "ideale Mann" ist nicht der "nicht kastrierte", der sich quasi technisch bewahrt. In der Kirche wirkt der Phallus weiter, aber auf weit überhöhter Basis: als Geschenk, und doch Besitz des Mannes, weil er (im Hippolytos-Mythos) zur Keuschheit wurde, und damit zur Unabhängigkeit.

(Und dieses Mysterium steckt in Wahrheit hinter dem Zölibat, nur wagt keiner, so offen davon zu sprechen, weil das völlig unzeitgemäß klingt.)

Weshalb nur der phallische Mann im freiwilligen Opfer (Keuschheit = Äquivalent zur Kastration, in einem völlig anderen Akt), das ihn im Symbol birgt (und umso klareren, umfassenderen Selbstbesitz benötigt, denn das Symbol hat nur Kraft im Maß des Besitzes der ihr zugrundeliegenden Anschauungsbilder), Priester werden kann. In der Kirche also erst wurde bzw. wird der Mann zum (freien) Mann, weil er hier die inzestuöse, ihn auflösende Urmutter überwand.

(Im Mythos des Hippolytos übrigens wird der Jüngling stolz, überheblich, vom Vater, dessen Liebe zu ihm bzw. seine diesem gegenüber ihm die Kraft zur Überwindung gab, verflucht weil der der Verleumdung der Mutter - über den angeblichen, dabei heldenhaft überwundenen Inzest - glaubt, und sodann von seinen eigenen, von Poseidon scheu gemachten Pferden zu Tode geschleift: die Pferde sind seine Triebe, denn die Macht der rachsüchtigen Mutter Aphrodite ist größer, die Kräfte der Tiefe siegen über den Ich-Stolz.) lImmerhin aber wird in Hippolytos der Jünglich erstmals zum eigenständigen Individuum, das sich gegen die Mutter behauptet, und diese sogar zum Treubruch, zum Bruch gegen sich selbst provoziert. Die Umwertung des Weiblichen beginnt (historisch), und damit die Trennung der Ureltern in die Geschlechter.*

Die weibliche Homosexualität ist nur insofern anders gelagert, als hier die Ur-Mutter die Schwester des Hippolytos beseitigt, die sich mit dem kastrierten Bruder (und Vater) identifiziert bzw. diesen liebt. Sie fügt sich aber in dieselbe Grundproblematik.

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*Im Mythos verschwimmen dabei einige Motive wieder: eigentlich nämlich ist der Vater noch nicht differenziert, also ist Hippolytos sein eigener Vater nur in anderer Gestalt, bzw. ist es auch die Mutter, noch als androgynes Wesen, das dann wiederum zum die Pferde scheuenden Eber wird - auch der Eber ist ja phallisch, dabei aber weiblicher Natur.

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