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Freitag, 14. Januar 2011

Man findet sich in derselben Gasse

Zuzustimmen ist der in einem Bericht im Standard vorzufindenden Aussage, nach der der Wiener Theologieprofessor Kurt Appel eine Abschaffung des Kirchensteuer-Systems in Österreich fordert. Zuzustimmen ist, weil seine Argumentation exakt die Richtung nimmt, die bereits vor langen Jahren auch Ambrosius formuliert hatte: weil die Kirche in Österreich an ihrem Beamtenstatus (Appel nennt es: Behördenstatus) erstickt und erstickt ist.

Und das wird durch die (eigentlich: zynische) Kirchensteuerpflicht nicht nur verstärkt, sondern im Grunde bewirkt. Wenn also viele Austretende die Kirchensteuer als "Grund" vorgeben, so kann man darin zwar zum einen nur eine Rationalisierung eines ganz anders motivierten Verhaltens sehen, anderseits aber könnte darin explizit die wirkliche Wahrheit, verborgen und doch so offen, zu finden sein.

Denn die Verbeamtung der Priester und Verantwortlichen hat ohne jeden Zweifel fatale Auswirkungen, was die Wirklichkeitsoffenheit anbelangt. Das war der eigentliche Todesstoß, den hierzulande Josef II. (auf den die Kirchensteuer eigentlich zurückgeht) begonnen, und Hitler folgerichtig nur zu Ende geführt hat. Auf Josef II. also geht nämlich diese Verbeamtung des Klerus zurück, der damit auch zu einer (na, nennen wir es ruhig so:) nicht-evangelischen Lebensführung im konsequenzenlos "pragmatisierten", bequemen Beamtenstatus (die ja heute DIE Daseinsform in Österreich, und nicht nur dort, ist) gezwungen war. Und das auch gerne annahm, weil es bequem war und ist.

Damit wird jedem Priester, jedem Bischof, jedem Laienangestellten der wirkliche, existentielle Ernst dessen, was er eigentlich vertritt - und der Katholizismus ist aus seinem Anspruch der Freiheit heraus der einzige Weg zu dieser Wirklichkeitsbegegnung - gebrochen. Entsprechend verhält sich die Kirche, verhalten sich die Bischöfe. Als gehörte ihnen die Kirche privat, einerseits,  und als sei es zwar bedauerlich, aber weiter nicht schlimm, wenn andere nicht ins Boot kämen, anderseits.

Sie verhalten sich tatsächlich so, als sei die Kirche ein Verein, den sie in Händen halten. Und da helfen auch keine Gegenbeteuerungen - das ist Wirklichkeit, die sich auch bei jedem einzelnen tief in der Seele Grund wiederfindet, ich habe sie in meinen Dienstjahren in St. Pölten praktisch überall vorgefunden.

Wer den alten Artikel noch einmal lesen möchte, hier ist er zu finden. Zur Geschichte der Kirchensteuer habe ich vor fast 20 Jahren einen Artikel verfaßt, er ist hier zu finden.