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Dienstag, 6. Juli 2021

Daran sehen wir, was uns fehlt (1)

Man kann es bei alten Gebeten erfahren, am deutlichsten und eindeutigsten aber (weil frei von aller Zeitkomponente) ist es bei den Psalmen festzustellen, deren häufiges Beten, in dem sie (wie in der Liturgie) die Basis unseres Betens bilden sollten, man nur einmal mehr dringend anempfehlen kann. 

Die, wenn man sie betet, Haltungen ausdrücken (und damit in den Geist holen), die uns (also auch dem VdZ) bereits fehlen. Haltungen, Gefühle (als Anzeige wie als Motivationsenergie) und persönliche Neigungen, die uns schon so fremd scheinen, als wären sie gar nicht mehr vorhanden. 

Aber sie sind die wahre Natur des Menschen, und sie sind (weil ontisch nie auszulöschen, also in der Idee von uns immer auch Anspruch, Anruf und Forderung des Willens der Idee, reale, fleischliche Welt zu werden) damit auch der Boden unseres eigenen Menschseins, auch im Juli des Jahres 2021. 

Und es muß deshalb zu den vornehmsten Zielen gehören unser Leben in solche Bahnen zu lenken, daß sie uns in Klugheit und Weisheit zu diesen essentiellen Haltungen (ohne die wir zu gar keinem erfüllten Menschsein kommen KÖNNEN, deshalb auch das Ewige Heil mit hoher Wahrscheinlichkeit verfehlen) hinführt. Soll heißen: Wieder hinführt. 

Das ist die eigentliche Aufgabe unserer Zeit: Herauszufinden, wie und auf welche Weise sich auch bereits die Lebensführung in der Familie (bzw. im Hause, das zuerst, man muß es unbedingt bedenken! aber "Familie" ist heute besser mit Vorstellungsbildern füllbar, weil die Lebenspraxis so vom "Haus" bereits abweicht) gestalten läßt, damit alle diese Haltungen, die wir in Psalmen und (nicht allen! deshalb sind Psalmen vorzuziehen) alten Gebeten finden. 

Wir haben diese Texte vor uns, und müssen uns dann fragen, woran es uns fehlt, damit wir nicht dieselben Gebete sprechen können. Warum diese nicht ebenso aus uns erwachsen, wie sie den damaligen Sprechern (und den Schreibern, die Erinnerungshilfen verfertigt haben, das ist der Sinn der Schrift seit der Erbsünde) erwachsen sind. 

Und müssen uns vor Augen führen, daß wir erst dann von Heiligkeit und damit ewigem Heil sprechen können, wenn wir dieselben Gefühle, Haltungen, Anwegungen in uns tragen. Nicht, weil wir sie psychogenetisch (also durch seelische "Mechanik") selbst produzieren (worauf der gesamte Protestantismus samt allen Aftergeburten beruht), sondern weil sie uns in aller Nacktheit und Offenheit und Reinheit wirklich aus dem Herzen steigen.

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Noch etwas aber läßt sich aussagen. Es betrifft die Zeit, die Pädagogik, die Art wie mit jungen Menschen umgegangen wird. Und wie mit uns bereits umgegangen worden ist, denn spätestens seit den späten 1960ern müssen wir auch bei uns - bei uns in Europa, im Westen, im Abendlande also - feststellen, daß systematisch und in rastloser Restlosigkeitsabsicht alle diese Lebensformen ausgerottet wurden und werden. 

Es ist diese ungeheure Zeitverschwendung, in die wir damit gestürzt werden. Denn wir kommen drauf, und das ist gewiß, daß alles schieflief. Wir fühlen es irgendwann mit ausreichendem Druck, in dem der Spannungsbogen reißt, in der zu leben wir von frühester Kindheit an genötigt werden. Und müssen dann aber, in mittlerem, meist aber in hohem Alter, also mit 60 beginnend (vorher hat der Leib noch zu viel Kraft, sozusagen, um die Spannung, im Falschen und Naturwiderständigen zu leben aufrecht zu halten, weshalb Kranke - tatsächlich! - begünstigt und die wirklich Gesegneten dieser Zeit sind) mit dem beginnen, was zur Herausprägung der Lebensbasis notwendig wäre. Worauf dann das aufbauen würde, was man Lebenswerk nennt. 

Während der heutige Mensch mit 60 draufkommt, daß er sein ganzes bisheriges Leben vergeudet hat. Daß er nichts in der Hand hat (als vielleicht "Geld", also bloße Potenz! kein Werk, das für sich stehen und bestehen bleiben weil leben könnte! Konjunktiv!) und solcherart auf sein Leben zurückblickt und es als eine Ansammlung von Katastrophen und Irrtümern und Fehlentscheidungen akzeptieren muß.

Hat er dann noch einen Rest an sittlicher Größe, kann er sich dann noch dazu aufraffen, so wird er neu beginnen. So wird er noch einmal das Beste aus seiner Situation zu machen versuchen. 

Das sind nicht nur Erkenntnisse der Lebensklugheit. Es sind auch die Parameter der Politik, nach denen sie ihre Aufgaben ermessen muß.

Morgen Teil 2) Vor allem fehlen die Wunder als Erscheinungen der Großmächtigkeit und Barmherzigkeit im Alltag


*040721*