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Mittwoch, 28. Juli 2021

Unfähig, Gefahren abzuschätzen (2)

Und wie dankbar sie sind, weil ihnen nun ständig andere vorsagen, wo es gefährlich wird. Der Arzt vor den tausendfachen Gesundheitsgefahren. Der Onkel Minister mit der Märchenstimme über brandgefährliche und tödliche Viren, die umso gefährlicher sind, weil man diese Biester NIE UND NIMMER SIEHT und - jetzt kommt's! - nicht einmal KRANK WIRD DAVON, so gefährlich sind die! Und die geben wir dann auch voll weiter! Das ist wissenschaftlich bewiesen, sagt dann die Chefredakteurin der größten wirklich kritischen Tageszeitung mit angeschlossenem Aufnahmekammerl (was sich heute Nachrichten-Sender nennt), und alle, die noch älter geworden sind, nicken und schimpfen, weil da draußen ein paar herumlaufen, die den Seher unsicher machen wollen - höre man doch nicht auf sie! Und von einer Impfung wollen sie abbringen, von der nicht einmal gesagt werden kann, wofür die gut sein soll, weil sie zwar "schwere Verläufe" abhält, vor allem von jenen, die sowieso nicht krank werden, dafür aber den kleinen Nachteil hat, daß sie tödlich sein kann, vor allem bei jenen, die sonst nie daran gestorben wären.

Der moderne, der liberale Mensch ist die Crux. Denn wer seine Gestaltgrenzen nicht kennt, der ist auch unfähig, eine andere Gestalt abzuschätzen. Dies reicht durch alle Ebenen durch, in die man "zufällig" (weil hineingestellt) hineinragt, und die einen betreffen.

Der moderne liberale Mensch kennt überhaupt keine andere Gestalt, wenn man sie ihm nicht sagt, weil Gestalt erst über Grenzen erkennbar und vor allem erfahrbar (und damit abschätzbar) wird. Der sucht weder sich im nächsten Umfeld, noch holt er von dort die Erfahrung der Welt in ihren Grundstrukturen. Und mit Bildschirmen auf den Fersen, vom Kinderzimmer bis in die Schulen, wird es noch unmöglicher, sie zu erfahren.

Strukturen der Welt und ihrer Eigenschaften, die vom Kleinsten bis zum Größten übrigens reichen, nein, vom Kleinsten ausgehen müssen, um mit dem Älterwerden (was DANN erwachsenwerden heißt) dann ihre Wirklichkeit in den immer größeren Weltkreisen zu erkennen, die man berührt. Weil überall dieselben Prinzipien wirken, vom Kleinsten bis zum Größten, überall ist das Wesentliche gleich, wechselt nur noch quantitativ, also in der Menge, in den Inhalten. 

Wer aber keine eigenen Grenzen hat (und deshalb nur noch gewöhnt ist, sich Schilder auf die Brust zu nageln, damit ein eventueller "anderer" - dem es genau so geht - "weiß, wer man ist", kann überhaupt nicht beurteilen, ab wann eine andere Gestalt überhaupt gefährlich weil so oder zu nahe ist, weil sie das tut, was alles Gefährliche tut: Es durchstößt die Grenzen unserer Identität, bricht in unser Gestalt-in-der-Welt-sein ein, um uns zu ersetzen. Ersetzt werden, darum geht es. Wir haben nichts mehr gegen Ortsdiebstahl in der Hand - ihre Identität, ihre Persönlichkeit.

Der Liberalismus beruft sich auf das subjektive Urteil, zersetzt aber alles, was solch ein Urteil erst möglich machen würde, und mit dem ihm eine Basis dazu in der Abgrenzung vom Nicht-Ich aus rechtem Ich-Bewußtsein gegeben wäre. Damit ist es den Menschen unmöglich, die objektive Wirklichkeit einer Gefahr FÜR sie selbst abzuschätzen.

Aber wir werden schon viel zu konkret, und damit unzulässig polemisch. Und das ist langweilig. Worum es uns geht, wollen wir deshalb mit einer schönen Fermate, einem schönen Schlußsatz ins Schaufenster stellen: Der moderne weil liberale Mensch, der so ist, wie WIR ALLE HEUTE SIND, ist nicht mehr in der Lage, uns umgebende Realitäten einzuschätzen. Damit fühlt er sich völlig wehrlos und ist jedem dankbar, der ihm sagt, was ihn bedroht. Dann fürchtet er sich, und zwar wirklich, und ist allen dankbar die ihm sagen, wie er sich nun verhalten soll. Denn das sind ja auch die, die ihm sagen, was er ist. Oder nicht. 

Morgen Teil 3) Einmal aber fahren wir noch aus dem Bild,
und schauen der Richtung nach, in die der Pinsel ausschwingt.


*230721*