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Samstag, 10. Juli 2021

Zu uns nur durchs Allgemeine (2)

In dem Wunsche, dazuzugehören, der wenn er ungesättigt oder verwirrt bleibt (wie bei einer Frau, die viele Männer hatte, die somit den einen nicht mehr erinnert, dessen Spuren sich verwischt haben weil von anderen, jeweils aktuell intensiver als in der Erinnerung präsent erfahrenen, überlagert wurden) dies aus Mangel an der Identifikationsfigur tut, drückt sich der Wunsch nach der Einheit des Menschengeschlechts überhaupt aus. 

Das somit als die richtige Ordnung erkennbar werden kann, wo sich das Einzelne aus dem Allgemeinen, das Individuum (das zugleich der Akt der Seinsergreifung überhaupt aber ist, der Weg des Allgemeinen ist also der des Individuums, der des Individuums aber der über das Allgemeine) aus der Zugehörigkeit zum Menschsein ergibt, jeweils als Bedingung. Diese Einheit aber kann nur über das personale Gegenüber hergestellt werden, weil sie eine Identifikation, die Wahrheit somit das Ausatmen, das Verströmen, das Auswehen des Trägers der Wahrheit ist. 

Der im Ganzen nur Christus selbst ist: "Ich BIN der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als durch mich." Weshalb man erstens von den Aposteln als seinen nächsten Freunden und Zeugen richtig als dem Fundament der Kirche spricht, die von ihnen ausging. Während Maria, die Mutter Gottes, von ihm tief geprägt fleischlicherweise die Kirche IST (also: repräsentiert), sich also im Angehörigsein zu ihr die Zugehörigkeit zur Kirche realisiert.*
Wir sind also nur wir selbst, wenn und insofern und inwieweit wir einer Person zugehören.
Wir sehen somit die hier vom VdZ als "Haus" schon so oft vorgetragene, von ihm selbst entwickelte Lehre vom Wesen der Dinge als Moment der Zugehörigkeit zu einem Hause (Identität somit als Selbsttranszendenz zu einem "Ort", wobei nichts ist, das nicht an einem Ort isset) auch von einer anderen Seite her sich mit dieser Wahrheit widerspruchsfrei zusammenführen.**

Was bleibt dann noch vom anderen "als anderen"? Es bleibt nur noch ein abstrakter (und damit allgemeiner, denn Abstraktes ist Allgemeines, aus dem heraus ich erst Individualisierung möglich macht) mechanistischer Vorgang, dem kein Funke von freiem Willen und (damit erst!) individuellem Handeln bleibt. Ja generell, nun ist es dem Leser vielleicht noch deutlicher, generell gilt heute, daß es gar kein Individuelles mehr gibt. Sondern sich alles in allgemeine Vorgänge auflöst. 

Suchen wir also nicht doch das Allgemeine? Suchen wir es nicht deshalb, weil wir erst "zu etwas" gehören müssen, ehe wir "uns selbst" gehören, und zwar GENAU DESHALB, weil der Weg zu unserem Selbst über das Allgemeine verläuft? Also das Universale dem Individuellen vorausgehen muß?

Unser Verhalten ließe darauf schließen. Das insofern nun als Taumeln erkennbar werden könnte, in dem wir jene Institutionen suchen, die wir verloren haben, ohne daß es Ersatz gäbe. Denn der Ablehnung der Natur folgt nie eine gleichwertige Ersatznatur, sondern ein ... Nichts.

Wenn wir also festzustellen meinen (und die Gescheiten tun das gerne), daß wir in einer immer pluralistischeren, geteilteren, zersplitterteren, aufgetrennteren, "individualisierteren" Zeit leben, so ist dies dem Mangel an Universalien, denen wir zugehören, zuzuschreiben. Sei es als Familie, als Haus, als Volk, als Staat, als irgendwas. Der Leser möge die (nahezu unendliche) Liste fortführen. Denn erst über dieses Universale sind wir im besten Sinne geeint, um auf dieser Basis dann, auf der Basis der Geborgenheit weil Naturerfüllung, unsere Individualität erfüllen zu können. 

Währenddessen aber erleben wir in diesem verzweifelten Streben nach Universalem, das aber nicht geordnet ist (sodaß sich jeder aussuchen könne, angeblich, und sogar müsse, wo und wem er zugehöre) das Aufschwammerln eines immer wirreren Gemüsegartens ungeordneter Zugehörigkeiten. Die wir dann als Uneinigkeit im Einzelnen erfahren. Ohne zu begreifen, daß es genau das, von dem wir glauben, daß es uns individuell mache, in Wahrheit ein Saustall verworrener Zugehörigkeiten ist. 

So, genau so, wie wir dann den anderen erkennen wollen, indem wir jene Allgemeinitäten suchen, denen er zugehören könnte, und die ... unsere eigenen Leitsterne sind, weil wir nur erkennen, was in uns ist.

Ein Allgemeines, das aber nur eine Form der Präsenz auf Erden kennt: Den von einer Person. Deshalb streiten nicht Ideen. Das ist nur jener Theaterrauch, der verhindern soll zu sehen, was wirklich zischt. In Wahrheit geht es immer um Anhängigkeit Personen gegenüber. Sodaß wir am Allgemeinen nur insoweit teilhaben, als die Person, der wir angehören und der wir uns anhängig gemacht haben, das Absolute, das Universale des Universalen repräsentiert. Als Fenster und Tür, als Innehaber weil Verwalter des Ortes, den wir betreten, an den wir geworfen wurden, den wir aber auch ... verlassen haben, um ins Nichts zu steigen. In der enttäuschten Hoffnung, daß sich ein Universales daraus herabneige.

Denn das ist der Geist, den wir durch unsere Lungen pumpen, der unser Blut durchwirkt, der uns leben macht oder sterben. Es ist der Geist einer Person, die uns anhaucht. Es ist ihr Odem, den wir einsaugen. Ob im Guten, ob im Schlechten. Und erst so, belebt oder nicht, sind wir, und indem wir sind, sind wir individuell. An diesen jenen seinen Lippen hängen unser Lippen, um sich im Hauch der Liebe auszutauschen. In dem wir dem Ewigen leben, oder auf ewig sterben. Und die wir im Heiligen Ritus, in der Bleibhaftigkeit des Institutionalisierten, dem wir in der Treue Tag für Tag realisierten Liturgie des Lebensbodens verhaftet bleiben, und so zur Realität des Ewigen Geistes auf Erden machen.

***

Jetzt können wir die letzte offene Frage beantworten. Nämlich die, warum es im Titel dieser Ausführungen heißt, daß das Allgemeine der Weg zu UNS wäre. Und, die wir in der Kultur einem "Stil", einem "anderen" gegenüberstehen, das uns überlegen wie übermächtig ist, und uns (als wie, die Einzelnen) von Geburt an vorausgeht. 

Nicht, weil sich das Ich im "uns" auslöste!
Diesen fatalen Irrtum begehen nur Evolutionisten (für die es gar kein Ich im eigentlichen Sinn geben kann, aber sagen Sie das diesem einmal, der doch "evidenzbasiert" ein Ich ... hat! sagen Sie dem, daß es das gar nicht geben dürfte, und sie werden erleben, zu welch unglaublichem buntem Märchenstrauß diese "Wissenschaft" fähig, ja der sie überhaupt ist) und Psychologisten (die alle 'Iche' auflösen, mit dem sie nix anfangen können, damit dennoch aber "Lösung" als "Heilung" folgen kann: Wer nichts mehr ist, ist auch ohne Probleme, und dem kann ein künstliches, positivistisches Gerüst, das eine Weltanschauung ist - IST - eingezogen werden kann, das ist dann das, was man heute als "die Arbeit des "Psychologen" bezeichnet.

Sondern, weil das Uns, das Gemeinsame (beachte: GEMEINSAME, nicht "Gesellschaftliche" als Nebeneinander von völlig "Verschiedenen", nein: Als etwas bzw. JEMANDEM Zugehörende, das ist überhaupt erst Identität), der Horizont ist, in dem sich der Einzelne individualisieren kann! Als Einzelner, als Ausprägung eines Allgemeinen, das seine Identität deshalb gibt, weil es als Zielpunkt und Hinspannungspunkt jene immer ins Aktive führende Spannung gibt, in der überhaupt erst ein Mensch (als Selbst) EXISTIERT (beachte: ein actu!).


*Womit wir bei der Bedeutung der Kunst - und hier noch einmal: Der Sakralkunst - angelangt sind. Die in ihrer Prägekraft über das Schöne und Wahre hin bis zu den Schwellen (über die hinweg nur das größte Kunstwerk überhaupt, die Liturgie im Sakrament - nur dort ist Ewiges mit Zeitlichem fleischlich präsent weil verbunden - der Eucharistie führt) zum Jenseits, zum Paradiesischen (dem Himmel) führt. Jener Gesamtschöpfung, in der alles zum neuen Paradiesesgarten, Paradieseshain wird, als die die Schöpfung von Anbeginn an gedacht und gemacht war. Die Zugehörigkeit zur Kirche ist also die "ins Buch eingeschriebene", also bei der Neuschöpfung definitive Gemeinschaft mit dem Himmlischen. Und doch in nichts natürlicher als jede Natur, wie sie uns heute faktisch umgibt.

**Wobei der verständige Leser bereits selbst die Brücken zum Wesen des Menschen als "ehelich" schlagen kann. Und noch einmal weiter die Folgebrücke zum hier schon oft beschriebenen Wesen der Frau als einem Manne von der Identität her (die bei ihr nur indirekt überweltlich ist, also immer als Form selbst weltlich bleibt und ist) angehörig. Sie ist bekanntlich im anderen Falle - der Nicht-Zubehörigkeit AUSZER IM FALLE DES EHEBRUCHS (also der selbst gewählten Nicht-Angehörigkeit, die zugleich ein "Nicht-sein" ist, der Leser kann es gewiß richtig deuten) dem Ehebruch "ausgeliefert" (sic!).


*030721*