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Sonntag, 4. Juli 2021

Gedankensplitter (1166)

ie Bürokratie wächst in dem Maß, als das Vertrauen verdunstet, daß der andere und ich dieselben Vorstellungen von Sachlichkeit, dieselbe Art von Zugang zu Sachverhalten (Erkenntnis ist eine Frage der Liebe; allgemeine Liebe ist somit allgemein hohe Kenntnis weil Offenheit für die Sachen der Welt) haben. Und deshalb im Rahmen der Bedingungen eines Ortes (an dem wir beide stehen; das heißt einer Aufgabe aus Beziehung, die wir beide annehmen und der wir beide treu bleiben) auch vom anderen gleichermaßen erfüllt werden.

Wenn sich der eine des anderen nicht mehr sicher sein kann, steigt die Notwendigkeit und die Bereitschaft, Abläufe und zu erzielende Eigenschaften zu beschreiben und deren Entstehung zu sichern. 

Nicht nur die Qualitätssicherungssysteme sind deshalb vor 30 Jahren aufgetaucht, sondern auch die "blitzschnellen) Kommunikationssysteme - nicht nur Mobiltelephone, sondern es begann beim Telefax, ging zu den Pagern (auch damals Ausdruck besonderer Wichtigkeit und autoritativer Stellung), ging übers Autotelephon, das Internet und schließlich die Cellphones, die Mobiltelephone, bis zu der nächsten Generation, den automatischen Kommunikatoren (als ins Gehirn eingesetzte Transistoren und Kleinstmaschinen), die zumindest über Teilbereiche "abstimmen"; das "intelligente Haus" ist im übrigen ebenfalls Teil dieses "Vertrauens-Ersatzsystems" - haben damals ihren Ausgang genommen. Der VdZ kann sich noch gut erinnern,

daß in seiner Kindheit und Jugend eine Vereinbarung durch ein Wort gesetzt galt, die dann Wochen, Monate, Jahre oder ein Leben lang hielt. Heute wird noch fünf Minuten, ehe man an einem Ort ankommt, nachgefragt, und zwar zum achten Male innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden, ob man auch komme. Und ist nicht überrascht, wenn noch zwei Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt alles anders wird. Die Mobiltelephone sind (zusammen mit der entsprechenden Software wie Mailprogrammen, Termin- und Textsystemen) bereits die pausenlose Beobachtung eines elektronischen (d. h. etwas wie "geistigen") Bereitschaftszustands, in dem jeden Augenblick etwas kommen kann, das die Wichtigkeit des Moments übertrifft. (Sodaß die Entwertung des anderen, die Verletzung jeder Höflichkeit und Liebe systemisch angelegt wurde.)

Wir Geburtenboomer also haben beobachtet, wie unsere Gesellschaft zerfallen ist. Und wir haben daran völlig selbstverständlich teilgenommen, daß unser eigenes Handeln das Soziale aufgelöst hat. Das läßt uns vielleicht ahnen, was sich bei den Jungen abspielt, die mit einer Umgebung aufwachsen, in der eine Steigerung des Einsatzes von Vertrauensersatzmitteln kaum noch vorstellbar ist. Das übrigens hat dieses Corona-Eineinhalbtjahr extrem gesteigert, gell?

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ber es geht nicht nur ums "daß", ums "ob". Weit mehr Energie (und kostet damit Geld, ist damit ineffizient und unproduktiv) entzieht es einer Gesellschaft, wenn das "Wie" unsicher weil unklar ist. Weil jeder die Art einer Sache und dessen, was daran in einer Stellung zu tun ist, auf andere Weise verkörpert. Kein Ablauf ist mehr sicher. Wir werden einander Fremde, als lebten wir mitten unter den Bewohnern eines anderen Landes und Kulturkreises. 

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Es ist eine Tatsache, daß Europa und der gesamte Westen in den letzten beiden Jahrzehnten nicht nur keine Produktivitätszuwächse mehr hat. Wenn, dann nur noch durch statistische Taschenspielertricks, nicht mehr in "echt". Wir lügen uns selbst sogar dermaßen offen an, daß wir Reparatur-Systeme, die jene Löcher stopfen sollen, die durch Zerstörung effizienter Abläufe entstehen - die in Wahrheit also auf Kosten der Grundproduktivität gehen - als produktive Sektoren zählen.

Zum Beispiel werden Sozialarbeit, der gesamte Gesundheitsbereich, Psychologie und Psychotherapie, Pharmazie, Solar- und Windstrom als produktive Sektoren gewertet, und Ablaufverbesserungen in die Berechnungen einbezogen, als wären sie produktive Ereignisse. Ereignisse, die in Wahrheit aber den blood-drain in einer Wirtschaft erhöhen. 

Simpel gesagt: sie steigern lediglich das Maß, in dem Geld unproduktiv ausgegeben wird, denn klar, es gibt auch in der Unproduktivität Effizienzen und deren Steigerung: Wer innerhalb einer Stunde mehr Geld als der andere ausgeben kann ist "im Geldausgeben produktiver". Genauso ist die Steigerung des Laptop-Einsatzes in Schulen keine Steigerung der Bildungsausgaben samt einer Steigerung dessen Effizienz, sondern die langfristige und nachhaltige (und wie!) Demontage des wichtigen Gutes Bildung. Deshalb ist es vor allem bei liberalen politischen Gruppen (die in der vordersten Reihe stehen, geht es um die Forderungen nach einer "elektronischen Schule") eine absolute Lachnummer, wenn diese von "Wirtschaftskompetenz" sprechen. Was sie im übrigen durch ihre konkreten wirtschaftspolitischen Forderungen ohnehin handfest genug beweisen.

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Und derzeit sind wir als Krönung sogar dabei, die Grundlage unseres Wirtschaftens und Lebens, die Energie, um den Faktor 10 bis 100 durch die Umstellung der Elektrizitätsgewinnung von Fossilstoffen auf "Grün" zu verschlechtern. Ein gesunder Mensch würde eine solche Selbstbeschädigung, die auf andere Ebenen verlegt auch tatsächlich als Anzeichen geistiger Krankheit ist gewertet wurde, niemals machen.  


*150621*