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Mittwoch, 7. Juli 2021

Daran sehen wir, was uns fehlt (2)

Vor allem fehlen die Wunder als Erscheinungen der Großmächtigkeit und Barmherzigkeit im Alltag - Es ist ein lebhaftes Beispiel für den Niedergang einer Kultur, den wir da seit 150 Jahren beobachten und immer besser analysieren können. Während Aufstieg ein Zugewinn an Energieeffizienz ist, wenn auch nicht als vordergründiges Ziel (ja, das darf er gar nicht sein! Sondern es muß auch dies ein immanentes, beiläufiges, wie mit leichter Hand hingezaubertes Nebenergebnis zunehmender allgemeiner Klugheit und Weisheit sein) das heißt mit jedem Handgriff immer mehr - weil das fleischliche Leben vom Geist immer mehr durchdrungen wird, und Geist heißt nicht nur Lernen, er heißt auch Universalität, also das Immer-mehr-Fassen durch ein Wort, auf anderer Ebene: Durch einen Handgriff - die immer ein Mangel an Energieeffizienz ist.* 

Lassen wir der Trauer dann ausreichend Zeit, sie ist notwendig, um anderes ansetzen zu können, als Abschied ans Falsche, ans Vergangene als Irrtumsweg. Trauer über die Zeitvergeudung durch falsche Erziehung, durch fehlende Verantwortung weil fehlende Universalität der Eltern und Lehrer, die uns keine Einordnung in ein Allgemeines (Familie, Haus) VOR der individualisierten Herausprägung im Erwachsenenzustand**, als Senex, noch durch kluge Ausrichtung unserer Eigeninteressen und -ziele zugeführt haben. 

Und natürlich ist es Verweis auf das eklatante (fast wollte der VdZ sagen: ekligen, es wäre genau so zutreffend) Fehlen von Vorbildern, von Idolen. Als Personen, die einerseits Leitbilder unserer Kultur sind, und mit denen wir uns anderseits identifizieren, sodaß wir in der Teilhabe an deren Geist der Identität durch persönliche Gefolgschaft (in dieser Hinsicht) auch bereitet sind das an unseren Umgebungseinflüssen aufzunehmen, das diesem Ziele dient.

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Ehe wir diesen Gedankengang aber wieder schließen, sanft zurücklegen in diese unendlich reichen, ohnendlichen Bibliotheken des Ewigen Geistes, sei ein Punkt freilich noch erwähnt. Ein Punkt der vielleicht am Schmerzlichsten erfahren wird. Die Rede, die nur ein Verweis bleiben soll, ist vom Fehlen der Wunder und der Wundertätigkeit in unserem Alltag. Wo immer wir von einem Leben im Lichtkreis des Heiligen sprechen wollen, ist das Wunder jener Begleiter, der auch dem oben genannten Fehlen von Haltungen am klarsten korrespondiert. Als zwei Seiten derselben Medaille. 

Aber nicht isset der Zustand einer Welt voller Wunder ein Zustand des Abnormalen, im Gegenteil. Deshalb gehört es in diese Rubrik: Weil sich nie so sehr zeigt, was uns fehlt, wenn uns das Normale fehlt, und das ist der Zustand einer Welt, in der Natur und Übernatur in eins gehen und untrennbar sind. In der deshalb alles zu dem wird, was es von seiner Natur her ist: Ein Wunder. Nicht als schöne Metapher, nicht als blumige Umschreibung eines romantischen Herzens. Nein. So ist die Welt in ihrer wirklichen Wirklichkeit. Und ist sie das nicht so deshalb, weil wir Menschen, die die gesamten Dinge in unsere geistige Ordnung, in die Ordnung unseres Geistes hineinstellen (sollen), genau das nicht tun. Und stattdessen die Welt nicht in diese Ordnung des Seins hereinholen, sodaß sie gar keine Welt mehr ist, Welt im eigentlichen Sinn, sondern nur noch ein Sammelsurium von Einzeldingen, die jedes für sich auf ein zweidimensionales Gekrüppelzeug reduziert ist. 

Genau der empfindet es deshalb auch gar nicht als "fehlend", der die Welt in diese Nicht-Ordnung hinausstößt. Indem er die Dinge nicht in eine Ordnung stellt, sondern aus der Ordnung der Natur, auf die hin sie ausgerichtet wäre - indem sie auf den Menschen ausgerichtet ist, der sie dann in die Ordnung des Geistes stellt, durch Arbeit, durch Wirken, durch Ziehen (=Zucht, bei Tieren, Pflanzen), durch die Organisation einer Umwelt, in der jedes Ding sich am besten entfaltet, und noch dazu dem Menschen dient, der sie zu Dingen weiterverarbeitet, daran teilhaben läßt, die ihr Eigenvermögen bei weitem übersteigen. Bis zum Brote, das da in den Leib Christi verwandelt wird, also Gott selbst wird. 

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Wie sehr das von uns gewußt wird, zeigt die Esoterik (nicht weniger als die ungeistige weil lediglich irrationale, aber im Wesen magische Welt des "Neuheidentums"), die so lebhaften Zuspruch findet. Auch und gerade als Frucht des Technizismus als (narzißtische)*** Simulation von Heiliger Welt, und als zweidimensionaler Ursache-Wirkungs-Mechanismus als Ersatz für die Fülle des Lebens im Heiligen Geiste. Wo das Geistige von Sittlichkeit getrennt (und bestenfalls noch als Gutmenschentum plattgewalzt) zum Ergebnis methodischer Übung werden soll, und das Wunder zum magischen Hervorrufen eines betätigten Mechanismus, in dem die geistige Welt zu einer ungeistigen Welt des Physischen erniedrigt bzw. seiner selbst entwürdigt wird.


*Auch wenn es nicht eine Zunahme der allgemeinen und unentwegten Verwendung von Technik bedeutet, ja zum Gegenteil: Die kluge Anwendung der Technik unserem Leben angemessen bedeutet, also z. B. nicht die Ausrichtung der Produktionsmengen an der Kapazität, sondern am echten Bedürfen; mittlerweile ist aber die gesamte Wirtschaft so orientiert, ja steht nachgerade unter dem Zwang, ihr Tun dieser Prämisse gemäß zu ordnen. Sehen wir gerade an diesem Beispiel noch dazu derzeit, also gewissermaßen als Operation am lebenden Patienten, ganz bildlich und gegenständlich, wie das aussieht. Und zwar an der sogenannten "Energiewende", die genau das in den Mittelpunkt, als Ziel, gerückt hat: Einerseits die permanente, ja in nie gewesener Weise UNENTWEGTE - siehe: smart-Haushalt, die pausenlose technische Überwachung der Vorgänge ist sogar Bedingung, daß wenigstens theoretisch - praktisch kann es sowieso nicht geschehen, da zeigt sich ein nächster Fehler in den Denkgewohnheiten weil Weltanschauungen.

**Das erfolgt mit ca. 28 bis 31 Jahren, je nachdem ob weiblich oder männlich, da erfolgt die Selbstausreifung der leiblichen Existenz, ohne damit noch etwas über deren Sinnorientiertheit zu sagen, um drei Jahre später, wobei die Frau solch einen Zustand nur indirekt und auf andere Weise kennt: sie ist bereits zu Beginn der Pubertät "fertig", was dann noch kommt ist kultur-zustands-geprägte Identitätsspezifizierung. 

***Wir wollen an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen als durch den Hinweis, daß der Narziß in einer Welt der Kränkung lebt, weil die Welt nicht seinem Anspruch auf Allmacht gehorcht. Ein Gutteil seiner der Welt zugewendeten Energie geht alleine dadurch drauf, daß er diese Kränkung, diesen Ärger überkrusten muß. Und jeden als Feind betrachtet, der diese hauchdünne, höchst fragile Kruste einzureißen gewillt oder auch nur in der Lage wäre. 

Weshalb der Narziß (ist es zum Scheine anders sucht er das Hohe, dann nur als Räuber auf der Lauer; der darauf wartet, alles Hohe, Gute einzureißen, ständig paßt, ob es nicht einen Riß, einen Spalt zeigt, durch den ein tödlicher Pfeil abzuschießen wäre; was die Natur aller seiner Aufmerksamkeit ist, und worin sich gerade Hohe immer wieder sehr täuschen und Vertrauen schenken, das ihnen aber zum Verhängnis wird) immer das Inferiore als Umgebung sucht, das alleine er zu unterwerfen vermag.


*040721*