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Montag, 19. Juli 2021

Über die Liebe der Frau (1)

Daß Frauen dazu neigen - und wie! - ihr Seelenleben, ihre Motive, ihre Ziele und Vorstellungen als höchst kompliziert darzustellen, liegt daran, daß sie ihre Einfachheit zu verbergen suchen. Die in dem bloßen Verlangen nach Hingabe, in der Forderung an den Mann, diese Hingabe anzunehmen, ja sich zu nehmen, einer ungeheuren Verletzbarkeit ausgesetzt ist. Sodaß sie sich schützen wollen.

Zumalen diese Hingabe mit einer Forderung verknüpft ist, und zwar dem Wesen nach: Nicht nur nämlich, EINEM anzugehören, und DIESEM EINEN ALLES zu sein. 

Diese Selbstsucht, die eine Form des Geizes und der Gier der Habsucht ist, ist ihre Art der Selbstsucht, die unrealistisch und gefährlich ist. Sich von ihr zu reinigen ist ebenso geboten, wie sich der Mann von seiner Art der Selbstsucht reinigen muß. In der er undifferenziert nimmt, was ihm angeboten wird. Er muß somit eine Treue und Einzelzugehörigkeit lernen, die freilich der Frau wesenhaft ist.

Die Liebe ist rein, schreibt Thibon, wenn ihr Durst nach dem Glück vor der Leidenschaft nach dem Einssein zurücktritt. Daß hierin die Frau "keine Moral" kennt, ist - oh Quäkerseele, verschließe Dein Schandmaul - ihr wesensgemäß. Denn ihre Erfüllung ist die Hingabe, die nicht nach Kriterien fragt. Die Frau kann also jeden lieben, und sie fragt nicht mehr weiter.* Auch nicht nach Moral, denn Moral ist eine Sache des Mannes. 

Er ist es, dem das Gesicht nach außen ein erstes Anliegen ist, etwas das ihr (vom Wesen her, nicht nach dessen Verbildungen, wie sie die Gegenwart zeitigt) völlig gleichgültig ist. Was dennoch beiden eigen ist, ist die wohl schönste Eigenschaft einer Liebe zweier Menschen, und das ist die der Verschmelzung zweier Schicksale zu einem. Zwei Liebende sind keine Summe, sondern ihr Einssein bildet eine neue, unvorhergesehene Wirklichkeit, die sich in dem Maß realisiert, als beide über das Nichts des Sterbens der Selbstlosigkeit, das darin liegt, wenn man dem anderen gehört. Es bedeutet erst jene Öffnung für das Geschenkhafte, das der höhere Sinn ihrer Liebe ist und beide - in ihrer jeweiligen Eigenart - zu neuen Menschen macht.

Insofern ist EIN Merkmal der Liebe doch konstatierbar. Es ist das der Achtung. Denn man kann nur lieben, was man auch achtet. Daß man dann der Welt auch diese Achtung abverlangt ist der sicherste Aufweis der Fügung, von der oben die Rede ist. Denn im anderen werde ich insofern geachtet, als das was jemand für mich ist als "ich selbst" geachtet werden muß.²

Wenn das alles heute so anders aussieht, oft sogar wirkt, als sei alles auf den Kopf gestellt - heute sieht es so aus (und Männer erleben es auch so, erleben es schmerzhaft und unverständlich so) als würden die Frauen die Männer nach unzähligen Kriterien wägen und messen, vom Six-Pack bis zur Pflege der Zehennägel, vom Bankkonto bis zum Leder des Alfa Romeo-Lenkrades - dann liegt das nicht darin, daß es anders ist! Sondern, daß man die Frauen von Kindheit an auf die falsche Fährte gelockt hat. Wahrscheinlich, um sie ökonomisch besser instrumentalisieren zu können. 

So wie ihre Tätigkeit in der Wirtschaft und im öffentlichen Leben dieser Instrumentalisierung als einzigem (und höchst gemeinen!) Zweck dient: Die Welt, die wesenhaft eine Welt der Männer ist, für die Männer ungreifbarer zu machen. Die Männer über die Frauen zu zwingen, auszubeuten, zu benützen, zum reinen Konsumenten zu machen, der ohne Vernunft kauft und handelt und Verträge abschließt. WEIL er der Frau dient! Und dies auf eine abstrakte Weise tut, die der Frau gar nicht zugängig ist. 

Also muß die Frau die Wünsche vorgeben, denen dann der Mann sein Arbeiten widmet. Und genau das tut sie heute. Aber sie verfehlt dabei ihr Wesen, und niemand leidet unter dem Feminismus mehr als die Frau. 

Es ist nicht leicht, aber für den Mann unbedingt geboten, diese Welt der Wünsche und Scheinforderungen, die ihm in der Frau entgegenkommt, zu überwinden. Und das wahre Wollen der Frau zu sehen und über alle Spannungen, die Reinigung mit sich bringt, durchzutragen, um das wahre Wollen der Frau** nicht aus dem Blick zu verlieren. Das ein Verlangen nach einer Hingabe ist, die grenzenlos ist, und vom Mann den Akt des Zupackens, des Erfassens UND DES SCHUTZES dieser durch die Auslieferung entstehenden Verletzbarkeit braucht.

Doch nehmen wir noch einmal das Wort "auserwählt" unter die Lupe. Denn wir meinen es im Sinne einer Entscheidung, eines Zustimmens dazu, daß der andere "der Einzige" ist. Im strengen Sinn aber "wählt" man nicht den Geliebten. Sondern man stimmt einem Zustand zu, der voraus liegt, und nimmt diese immer geschenkte Wirklichkeit in sich auf. Man wählt ja auch nicht Gott. Und man wählt nicht den "Zufall", in dem man den anderen kennengelernt hat - als Erfüllung von etwas, das von Anfang an da war. Denn Gott schafft keine "halben Menschen". Insofern hat die Liebe etwas von Vorherbestimmung. 

ABER - und jetzt kommt's - diese Schwesterseele ist nicht konkret beschrieben! Das macht der Mensch selbst. Er macht aus einer ungenauen, verschwommenen Skizze Gottes genau diese und jene Gemeinschaft mit einem Geliebten. Das macht die Liebe und die Treue. Eine Liebe, die es ohne diese Bereitschaft zum Leiden (zu der ich mich entscheide) am anderen gar nicht gibt. Deshalb braucht es dieses Ungenaue. Die zu eingeschränkte Annahme einer Vorbestimmung Gottes wäre sonst eine Vergötzung des anderen. Die Schwesterseele wird a posteriori geschaffen. Sie hätte auch anders aussehen können. Der einzige Gatte muß also verdient werden, und die wahre Verschmelzung zweiter Gatten steht am Ende, nicht am Anfang ihrer Zweisamkeit.

Morgen Teil 2) Liebe hat Gründe - Lieben läßt sich nur das Geachtete - Was aber, wenn das Geliebte nicht geachtet werden darf?


*150721*