Der Kaiser hatte sogar das Recht, Priesterinnen (Vesta-linnen) auszuwählen, und niemand durfte dagegen Einspruch erheben, die somit zur Jungfräulichkeit ohne jede Eigenzustimmung verurteilt waren. Zwar haben die Ausnahmen mit der Zeit zugenommen, unter denen die Freigabe des erwählten Kindes gewährt werden konnte, oder sogar zum Recht wurde. Etwa, wenn bereits eine Schwester Vestalin, oder die Tochter das einzige Kind war; denn das Fehlen von Nachwuchs galt seit je bei den Menschen als Zeichen der Verfluchtheit durch Gott, der die Wurzeln eines Geschlechtes verdorren ließ. Niemandem aber wäre es eingefallen, dagegen zu opponieren! Jeder anerkannte die Wichtigkeit und Notwendigkeit dieses Opfers vor den Göttern.
Im Christentum ist dies nun gar nicht primär ein Opfer! Kirchenvater Ambrosius von Mailand weist an dieser Stelle auf die Aussage Christi hin, daß im Himmelreich ja gar nicht mehr geheiratet werde. Sodaß man davon ausgehen muß, daß der paradiesische, wahrhaft erlöste und in der Gnade Gottes erneuerte Mensch seinem Wesen nach jungfräulich war UND ES DEREINST AUCH SEIN WIRD. Dennoch hatte niemand Angst, daß diese - seltene! - Lebenswahl, die im Christentum außerdem völlig freiwillig erfolgte, ein Zwang war - bei egal welcher Wahl der Lebensform - er war im Christentum niemals gestattet.
Im Gegenteil, das Christentum spricht nicht nur erstmals von wirklicher Freiheit, weil diese in der Wahrheit (als Voraussetzung der Freiheit; wer im Irrtum steckt, ist nicht in der Lage, frei zu wählen, er ist immer zu einem mehr oder weniger großen Teil gezwungen und getrieben) sogar erstmals auch gebracht und verwirklicht wird. Freiheit und Erlösung sind untrennbar!
Auch das Argument, daß Jungfräulichkeit den für ein Volk so essentiellen Nachwuchs gefährde, widerlegt Ambrosius von Mailand. Und zwar durch die Realität! Erstens stellt er die Frage, ob jemals noch ein Mann NICHT eine Frau fand, wenn er denn eine heiraten wollte? Und freilich Manns genug dazu war, eine zu erobern und nötigenfalls zu rauben. Was aber auch eine Frage der Tugend ist. Und zweitens (und das vor allem) ist es eine Tatsache, die nachdenklich machen sollte, daß nämlich die Zahl der Kinder in einem Volk proportional zur Wertschätzung der Jungfräulichkeit steht!
Hält ein Volk die Jungfräulichkeit hoch, so zeugt das von einer (wie auch immer man sie einschätzen möge) moralischen Qualität, die AUCH höchst förderlich für den Nachwuchs ist. Sodaß der Satz gilt: Je mehr Jungfrauen - desto mehr Kinder! Und das ist ein historisches Faktum bis zum heutigen Tage. Alle diese fetten, weichgeschmurgelten Politikergesichter sollen sich also gefälligst dorthin verkriechen, wo sie herkommen, wenn sie wieder einmal "moralische Orden" einkassieren, weil sie "milliardenschwere Familienförderungspakete" ins Land schmeißen, die ihnen so überhaupt nicht "wehtun". Die in Wahrheit aber die schöpferische Substanz eines Landes noch mehr schmälern weil dem künftigen Sklaventum des Schuldendienstes und der Energiezerstreuung ausliefern. (Und außerdem keineswegs mehr Kinder effektuieren, das nur nebenbei. Polen und Ungarn sind die nächsten Beispiele für solchen Unsinn.)
Ist nicht, schreibt Ambrosius, sogar das gesamte Geschlecht des Neuen Menschen aus einer Jungfrau hervorgegangen?
Der Leser sollte sich dies alles in aller Ruhe vergegenwärtigen. Denn in der Betrachtung enthält es auch die wahrhaftige Lösung für unsere wirklichen historischen Probleme. Die demographischer Natur sind. Und von dort ausgehend einen unglaublich dicken, fetten, angewamsten Rattenschwanz an Problemen nachzieht, die interessanterweise genau die Probleme sind, mit denen wir - angeblich! - heute so dringlich zu tun haben, daß sie unter Aufbietung aller, wirklich aller unserer Möglichkeiten gelöst werden "müssen." Es ist alles dumm, eitel und verrückt, mehr kann man dazu nicht sagen, das nicht auf Tugend ausgerichtet ist, sondern meint, die Probleme des Lasters - wir haben sogar ein Gebilde dafür eingerichtet, dessen wir uns laut und stark rühmen, und das wir mit dem edlen Worte "sozial" bedenken: Den SOZIALSTAAT.
Den als wahrliches Übel, ja als Ausgeburt des Bösen natürlich, natürlich nur eine immer kleiner werdende Minderheit wahrnimmt. Die von einer immer größer, immer aggressiver werdenden Mehrheit ausgesaugt und an die Wand genagelt wird, um sie besser ausweiden zu können. Damit sind also nicht die ominösen 17 oder 18 Prozent Bevölkerungsanteil gemeint, die noch primär produktiv sind, und den ganzen übrigen Berg tragen und ernähren müssen.