Dieses Blog durchsuchen

Montag, 5. Juli 2021

Die Welt als Regal von Wachsmodeln

"Am meisten offenbaren wir von uns dort, wo wir etwas am verbissensten verbergen."

Thomas Merton

***

Das die Welt Prägende ist der negative Abdruck, den alles Lebendige, alles Welthafte (das als solches Gestalthaft ist) im anderen hinterläßt. Deshalb müssen wir uns im anderen suchen. Und das einzig Lohnende am Leben ist, den Blick hinaus zu richten, und sich in das Begegnende zu vergeben.

Die Welt ist ein Arsenal von Models, in das wir fließen, um "etwas" zu werden, um überhaupt zu sein: Als einem Wachsmodel eingeprägtes Antlitz. 

Das in uns und in jedem Betrachter kraft des Heiligen Geistes Realität wird. Und so über uns aus uns Initial für diese Welt wird. Die also im Bilde Gottes wurzelt, aus diesem lebt, aus diesem geschaffen ist.

***


Das ist das Geheimnis des "Schweißtuches der Veronika". Das ist das Geheimnis des Tuches von Manopello.

***

Das Sein im Abdruck (negative Theologie), in der Spur, die es hinterläßt, ohne selbst sichtbar zu sein. Die Welt wird so zur Antwort, und darin erkennen wir die Frage.

Die Frau ist am meisten sie selbst, wenn in ihr das Bild der schönsten aller Frauen, der Frau an sich - der Gottesmutter - erkennbar wird. Sie wird so zum Negativ, zum indirekten Abbild des göttlichen Herren, sodaß jeder, der sich in ihren Mantel schmiegt, in Wahrheit von jenem Model Jesus Christus umflort wird, das einem im Ausmaß der Fügbarkeit (also des Gestorbenseins allen Eigenwillens, der also nicht Wille deshalb ist, weil er aus dem absoluten und absolut freien Willen Gottes stammt) selbst das Antlitz Christi aufprägt.

***

Das ist das Scheidewasser des Katholischen von möglicherweise allen übrigen Religionen und Gnostizismen und Heilslehren. Die letztlich oder gleich von ihrem Anfang an von einer gar nicht begründbaren weil realen, nur "theoretisch konstruierbaren" Wirklichkeit der Begegnung Mensch - Allgeist/Geist (und Gott ist Geist, reiner Geist) ausgehen. Es ist das Abdruckhafte, das Gott in der Schöpfung als deren Eckstein, als deren Bestand und als Wille, daß die Welt sei, hinterläßt. Und aus diesem Abdruckhaften erhält sich die Schöpfung, und behält sogar ihre schöpferischen Kraft - in der Anähnlichung, in der ewigen Gegenwärtigkeit Gottes im Fleisch, in der Welthaftigkeit. (Siehe auch "Liturgie")  

***

Es ist bereits fast soweit, es liegt auf jeden Fall in der Verlängerung der Gegenwart - die völlige Unmöglichkeit (mangels Fähigkeit) zur Einheit unter den Menschen. Nicht im großen Maßstab, sondern sogar im allerkleinsten. Der Mangel an Christoformität, der fast noch deutlicher im Mangel an Marienförmigkeit zu erkennen ist, macht ein Verstehen unter uns Menschen unmöglich. Bereits jetzt ist es in einer Phase, die erschreckt und jede Hoffnung raubt, überhaupt noch die Stimme zu erheben. 

Deshalb mutet es höchst seltsam an, wenn in so vielen kritischen Stuben Forderungen auftauchen, daß Menschen "ihre Meinung" äußern, ihre Stimme erheben, mitreden sollten. 

***

Es sind in Wahrheit Verführungen zur Selbstverweigerung. Denn das Wesentliche des Menschseins und Lebens ist der Akt, die Form des zu Erkennenden anzunehmen. Und dann, als selbstgewählte, selbst eingenommene Gestalt, die Welt zu einem Insgesamt der Wahrheit und damit Schönheit weil Gutheit zu führen.

Denn (siehe Eph. 3, 8-19) im Erkennen, das den Akt des Verstehens braucht wie voraussetzt, werden die Geschöpfe der Erde im Selbstwerden als Akt und Folge des Gehorsams voll des Selbstklanges Gottes, sodaß der Chor des Geschaffenen ein einziger Lobpreis, eine himmlische Liturgie wird.