Im Feminismus wurde das Bild der Frau dermaßen verwirrt, verzerrt, bis zum völligen Abtauchen vernebelt, daß jeder, der sein Wesensbild aus der Erfahrung nimmt etwas ganz Seltsames erleben wird: Daß sein originäres Urteil (das im übrigen mit dem Urteil der Jahrtausende übereinstimmt) als "frauenfeindlich", ja er selbst sogar als "Frauenhasser" verdammt wird.
Selbst die Frauen sind dieser Groteske bereits aufgesessen, und liefern ein bedauernswertes Bild ab. Auch dort, wo sich der Bezug auf die Natur in "überlieferten Wesensbildern" den Weg für dieses erfahrensbasierte, traditionelle Frauenbild freizumachen vorgibt, ist das mangels lebendiger Nahrung, von der sie sich durch die Ideologie selbst ausgesperrt haben, erstarrt. Das solcherart bewußte Wollen, das das Insgesamt des Alltags in Einzelhandlungen fragmentiert, die "fraulich" sind, wendet in Wahrheit die formal verdammten ideologischen Schemata zur Analyse der eigenen Seelenbewegungen an. Und führt deshalb ins Nichts, und zu Widersprüchen, die vor allem im drängenden Fall einer Krise etwa zu falschen Urteilen und Entscheidungen führen.
Man könnte schier manchmal zu zweifeln beginnen, ob sich die Geschlechter überhaupt noch einander Mensch sein können. Ob es also eine Phase gibt, der auf diese Weise eine Kultur ihr Ende finden läßt. Die demographischen Zahlen scheinen das zu belegen. Und die Frage muß legitim ein, ob nicht die positive Stimmung, die rund um die Homosexualität erzeugt wurde und zukünftig extrem durchgesetzt werden wird, auf die Erfahrung des fehlenden "anderen" zurückzuführen ist. Den es "nicht mehr gibt." Nicht mehr in jenem Ahnen, das die geschlechtspolare Liebe in ihrem Anfang, dem Verliebtsein, eigentlich anzeigt und weshalb sie den betroffenen Menschen zur Gänze so "zieht", daß er sogar Schwierigkeiten hat, alle übrigen Lebensfelder noch ausreichend klar zu betrachten.
In der gleichgeschlechtlichen Beziehung aber versuchen vermutlich die meisten sogar, wenigstens das Element der Freundschaft (das integraler Bestandteil der Liebe ist) für ihr Leben zu retten. Das zwar leider durch die obligat gestellte Sexualität schrecklich destruiert wird. Doch kennt der VdZ homosexuelle "Partnerschaften", die mit der Zeit NUR noch solche wurden (in einem Fall nicht ganz freiwillig, aber letztlich für beide glücklich durch die schwere Erkrankung eines der Beteiligten, den dann der andere pflegte), und so zu einer wenigstens menschlich geordneten Situation der Freundesliebe führte.
Diese ideologisch "begründete" (gerade diese Scheinlogik, die in Wahrheit irrational ist, leistet hier furchtbare Henkersdienste) führt nicht nur dazu, daß sich viele Paare verbinden, die einander nichts zu geben haben. Sondern daß auch (und das ist noch tragischer) viele Paare, die einander wirklich alles zu geben hätten, aus Unfähigkeit (auch Unwilligkeit) zur Anpassung (der Frau), oder aus zu weitgehender Anpassung (der Mann), dies nicht mehr tun.*
Die meisten Lieben enden nicht nur in der Hölle, mit jemandem zusammen zu sein, weil man "muß", den man aber nicht mehr erträgt, sondern sie enden aus blanker Unkenntnis dessen, was noch vor fünfzig (tatsächlich!) Jahren sicheres Wissen simpler Volksweisheit war.
Ohne Kenntnis aber keine Liebe, sondern nur ein als Liebe camoufliertes, zum Bedürfen fragmentiertes Ich, das zu weniger als einem Ich wird. Im Bedarf nach Wollust, Überwinden der Einsamkeit, Liebesillusion, was auch immer. Aber ganz sicher nicht Liebe, die es ohne Wahrheit nicht gibt, sodaß das Zueinander auf dem Nichts eines Zerrbildes baut. Wo aber zwei Menschen auf dem Nichts stehen, richtet sich ihre "Liebe" danach aus. Es ist logisch, daß daraus kein Sein - das Kind - erwächst.
Für die Zutreffendheit dieser Sichtweisen spricht auch, daß sich die Zerstörung der konkreten Geschlechterrollen über die Zerstörung höchster, ja erster Mitmenschlichkeitserfordernis vollzieht.
Wenn die Väter (Männer) auf Vornamen reduziert als Väter aufgelöst werden, so geschieht dies durch Verzicht auf elementarste Höflichkeit, die sonst jedem anderen Menschen unter Umständen sogar noch gewährt wird. Und die Art, wie Frauen zu begegnen regelrecht vorgeschrieben und diktiert ist, ist das völlige Aufgeben des Staunens, in dem man dem anderen nach jeder Deutungsrichtung hin als "anderen" annimmt. Damit ist das erste, das über beide Geschlechter verhängt wird, der normative Entzug der Liebe. Unter der alle gleichermaßen leiden, weil die Rollen für den Alltagsmenschen völlig verschwimmen: Opfer wie Täter.
*Gustave Thibon in einem Aphorismus: "Die Liebe beginnt mit der staunenden Bewunderung einer Seele, die nichts erwartet, und endet mit der Enttäuschung eines Ichs, das alles fordert."