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Freitag, 10. September 2010

Alles aus einer Quelle

"Viele schmackhafte Genüsse, die mich durch ihren Wohlgeruch fesseln, zeigst du mir; einen Schatz von Reichtum, Liebe und Schönheit läßt du mich schauen. Die Quelle, aus der alles Ersehnte in Natur und Kunst fließet, deckst du mir auf. Nichts bleibt mir Geheimnis. Die Ader der Liebe, des Friedens und der Ruhe verbirgst du mir nicht. Alles bietest du mir Armen an, den du aus nichts erschaffen hast. Was zögere ich also? Warum eile ich nicht, mit Wohlgerüchen gesalbt von meinem Christus, warum eile ich nicht in die Freude des Herrn? Was hält mich zurück? Hemmte mich bisher die Unkenntnis deiner, o Herr! und die eitle Weltfreude, so soll sie mich fortan nicht mehr hemmen. 

Ich will, o Herr! Weil du mir die Kraft, es zu wollen, gibst, die Dinge dieser Welt verlassen, weil auch die Welt mich verlassen will. 

Ich eile zum Ziele, ich habe die Laufbahn beinahe vollendet; ich komme der Welt mit dem Lebewohl zuvor, und schmachte nach der Krone. Ziehe mich zu dir, o Herr! Niemand kann zu dir gelangen, außer von dir gezogen. Gezogen von dir, löse ich mich los von dieser Welt und vereinige mich mit dir, dem absoluten Gott, in der Glorie des ewigen Lebens. Amen."

Cusanus, Schluß von "De icone"

 
*100910*