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Dienstag, 28. September 2010

Anbindung an ein Leben

Aktualistische Identität bedeutet, daß in dem Moment, wo das Bewußtsein nicht mehr das Wissen ums Dasein bestätigt erhält, und noch mehr, weil untrennbar, welchen Daseins, bricht die Persönlichkeit nieder. Sie kann sich nicht mehr selbst über dem Nichts halten, sich in die Welt strecken - sie muß gehalten werden. Alles schwindet, wird es nicht aktuell gehalten. 

Dieses "Nicht mehr halten" als Grundhaltung ist keine Angelegenheit praktischer Lebensführung und -entscheidung, sondern eine Unfähigkeit, der eine Unfähigkeit zur Erinnerung entspricht. Dieser Mensch ist nicht mehr wahrheitsfähig, und er ist nicht mehr in der Lage, schöpferisch tätig zu sein. Er muß sich ständig seiner selbst vergewissern, und "lebt" im Grunde nur in einer zum Allgeräusch verronnenen Sprech- und Zuwendungskulisse. Hechelt hinter einer Identität her, die sich nie fassen läßt, sofort verweht, wenn der Ton verebbt.

Was man behauptend herausstellt, besitzt man nicht. Es ist jedermanns, damit niemands, welke Blätter am Baum.

In dieser seltsamen Schattenbildung aus der menschlichen, nein, metaphysischen Grundwahrheit, daß alles was ist, redet, und alles was redet - ist. Weil alles ... im Wort anhebt. Aber, um diesen Spruch Rückerts durch einen von Goethe zu umfassen, es redet nur der, der etwas zu sagen hat. Zu sagen hat aber nur der, in welchem sich zu Sagendes geformt, ausgebacken hat. Und das bedarf - wieder - der Erinnerung, die erst jener Filter ist, der das Feste vom Luftigen absondert. Hier, übrigens, haben wir ihn wieder, diesen seltsamen Anknüpfungspunkt, wie ein träumendes Ahnen, somnambules Plappern von dem, was wahrhaftig fehlt, den Punkt, wo sich dieses Allgerede mit dem Verlust Gottes deckt, dem Logos, dem Wort, in dem alles liegt.

Wie eine Nachäffung wirkt damit dieses Wortmeer, das die Menschheit immer lückenloser umgibt ... als mehr oder weniger weit vorangeschrittene Gesamtbewegung von Kulturen, Kontinenten, der Menschheit, in die Auflösung in dieses "Allwortmeer" hinein. Nachäffung des allgegenwärtigen, zeitlosen Seins. In principio erat verbum, et verbum erat apud Deo, et verbum Deum erat. Und das Wort war Gott. - Ein Wortmeer, das aus dem Aktualismus heraus wie ein Vollzug (kein Geschehen!) Hegelscher Allgeistphilosophie ist, im selben Glauben an das automatisch Gute, synthetisiert aus dem Faktischen. Das aber in der Grundfärbung sich als zielverhangen verrät.

Das psychologische, reale, praktische, aber eben realistisch unbewältigbare Problem (vor dem jedes "man muß" zur Utopie wird) liegt genau in jener Eigenschaft, die als der große Vorteil moderner Kommunikationsmittel gemeiniglich angesehen wird, in der ständigen Verfügbarkeit. Damit passiert, im Wechsel von Wunsch und Versagung weil Warten, keine Einübung in den Spannungsaufbau mehr, der genau dieses Selbst-Halten (auch damit der Erinnerung) als Grundlage von Persönlichkeit ermöglichen würde.

Die modernen Kommunikationsmittel haben dramatische Auswirkungen auf die Verfaßtheit der Menschen und würden einen höchst selektiven Gebrauch zu wenigstens mit Pausen im Dienste der seelischen Gesundheit erfordern, auch von Erwachsenen. Sie in die Hände von Kindern oder Jugendlichen zu geben kann deshalb nur als fatal angesehen werden.

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Der Kurier bringt folgende Meldung:
Mehr als 63 Prozent der österreichischen Teenager haben ihr Handy heute ständig dabei und können sich ein Leben ohne Mobiltelefon überhaupt nicht mehr vorstellen. Das geht aus einer aktuellen Studie des Mobilfunkanbieters Telering hervor. Im Vergleich dazu sagen nur 23,5 Prozent, sie könnten nicht auf das Auto verzichten. 18,2 Prozent der befragten Jugendlichen wollen nicht ohne Fernsehen leben. "Laut unserer Studie ist ersichtlich, daß mehr als die Hälfte der Befragten Wert auf ein modernes, aktuelles Handy legen. SMS ist immer noch mit Abstand die wichtigste Funktion am Handy, gefolgt von der Weckfunktion. Social Networks und das mobile Internet auf dem Handy sind bei den Jugendlichen - vor allem bei den Burschen - auf dem Vormarsch", erläutert Jörg Pribil, Marketingleiter von Telering, auf Nachfrage des KURIER.

67 Prozent der Teenager gaben an, fast täglich Kurznachrichten zu versenden. Zehn Prozent sind sogenannte "Heavy User" und schreiben pro Tag mehr als 30 SMS. Im Schnitt werden täglich 15,3 Kurznachrichten verfasst. Junge Männer telefonieren mit 35 Minuten pro Tag im Schnitt etwas weniger als junge Frauen, die auf knapp 40 Minuten kommen.



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