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Montag, 27. September 2010

Archetypisches

Erst hat man die reale Entflechtung von Kirche und Staatsmacht gefordert und politisch durchgesetzt. Aber mehr und mehr zeigt sich, daß es gar nicht darum ging. Es geht um die moralische Macht. Und was hier durch die Pulverisierung der Moralträger, der Religion, freiwurde, hat nun die Politik in Beschlag genommen.

Die Grünen, die Linken sind die Antwort auf die Diffundierung der Religion. Sie haben kein Wahlprogramm, kein Regierungsprogramm, sondern ein Entschuldungs- und Verhaltensdiktat. Wer tut, was sie fordern, wird gerettet. So, wie es jede Religion zum Inhalt und Ziel hat.

In dem Maß, in dem die Kirche entmachtet wurde - vom späten Mittelalter, und vor allem von der Reformation an - wuchs der Staat und die Politik als lebensregulierende Macht, und wurde zum Selbstzweck.

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Damit erfüllte sich aber nur der anthropologisch-metaphysische Archetyp, der Einheit von Königtum und Priestertum, das zuvor geteilt war. Und in der Entmachtung der Adelsstrukturen schuf sich lediglich ein emanzipierter, technizistischer Geist Raum, um in der Wahl dem Konzept des "Charismas!" als Erkennungsmal für die Königswürde eine neue Chance zu geben - die die emporkommende Macht, das Bürgertum, als Zwischenreich zwischen den eigentlichen und alten Ständen (Bauer, auch als Handwerker - Krieger - Priester), mit ganz neuen Mitteln der Macht, die im wesentlichen nur Handhaben alter Mächte waren (Geld), beanspruchte.

Als wäre alle Geschichte nur das Umschichten innerhalb eines stets gleichbleibenden Kreises von Kräften und Mächten, mit stets denselben, nur je nicht gleich erkennbaren, oft verschleierten Bezügen der Träger seiner Elemente zueinander.

Verbürgerlichung wäre dann kein Stand für sich. Es wäre die Aufhebung der wirklichen Stände durch das "Einziehen einer Zwischendecke" - der Welt der Abstrakta, die für wirklich genommen eine eigene Welt ergeben, die immer nur auf der substantiellen Welt ruht, von ihr zehrt, und sie zu beherrschen anhob.

Wenn man diese Kiste öffnet, funkeln und glitzern einem plötzlich fast sämtliche anarchistische und revolutionäre Ansätze der letzten fünfhundert Jahre entgegen. Als wären sie alle von solch einem Mangelempfinden, das den Veränderungswunsch einesteils ausdrückte, andernteils von den wirklichen Kräften geschoben (nur oft verschleiert, auch tabuisiert) waren, ausgegangen ...

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Als kleines Beispiel, wie sehr die Grünen - in Österreich! - sich als Moralinstanz betrachten, liefert die nunmehr abgeführte Steiermark-Wahl. Die Reaktion der Grünen? Es sei bedauerlich, daß die FPÖ so viele Stimmen zugelegt habe. Sofort also der Schritt auf die Moralwaage, die zu besitzen sie beanspruchen - als allen anderen Wahl- und Politikzielen übergeordnet. Sofort der erhobene Zeigefinger, indem es sogar weniger um die FPÖ wirklich geht, als um diese Aussage, die Moral, als einziges legitimes Kriterium menschlicher Entscheidung, ist unser.



*270910*