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Montag, 13. September 2010

Ein Zusammenfall?

Höchstwahrscheinlich tut man Ayn Rand Unrecht, wenn man sie versimplifizierend als "Prophetin eines grenzenlosen Wirtschaftsegoismus" verunglimpft. Man könnte ihren "Objektivismus" nämlich durchaus als Synthese aristotelisch-thomistischer Metaphysik begreifen, die das Selbstsein als Aufruf zur Stärke, als Auftrag der Wahrung der Interessen, auf der Grundlage der Selbstentfaltung einer Seinsheit, begreifen.

Dieser Auftrag zum wirklichen Selbstsein erstreckt sich ja nicht nur auch, sondern sogar wesensmäßig wesentlich auf die Beziehungen zur Umwelt. Und das heißt nichts anderes als daß die Dinge in sich selbst ihren Horizont besitzen.

Klartext: ein Unternehmer soll an sein Unternehmen denken, nicht an den Staat bzw. jene höheren Ordnungen, in denen sein Unternehmen einen Platz hat. Diese Einordnungen sind ja vielmehr immanente, post hoc entstehende Beschreibungen. Aber sind sie auch Imperative, direkte Willensziele, wenn es ums Handeln geht? Ergibt sich solche Ordnung nicht aus jeweils starken, möglichst "egoistisch" sie selbst seienden Einzelteilen?

Sind also nicht jene zu loben, die den Einzelnen in diesem Selbstsein - bescheidentlich auf seinen wirklichen, aus dem Selbstvollzug sich ergebenden Wirkungshorizont verwiesen - stärken? Anstatt ihn von diesem Selbstvollzug abzulenken, durch Verweis auf das, was erst durch solchen Selbstvollzug wirklich, solcherart also "unnatürlich und willkürlich geschaffen", würde?

Denn tritt nicht sonst genau das ein, worunter - wie offen wird über die Notwendigkeit der "Exzellenz" doch diskutiert, an der Mangel besteht! - wir heute leiden? Daß unser Leben immer ausschließlicher von Mittelmaß, ja vom untersten Maß bestimmt wird, das zu übertreffen selbst schon zu einer "unsozialen Tat" in den Augen des öffentlichen (und damit jedem inhärierten!) Gewissens wird, wenn das "allen erfüllbare" Maß zur Interventionsschwelle wird?

Damit wird nämlich auch soziales Handeln nicht mehr zum (immer persönlich zu sein habenden) Akt der Barmherzigkeit und Liebe, sondern zum diktatorischen Zwang einer Enteignungsstruktur. Vorzüglich von jenen (meist über Gewissensmanipulation) eingeführt, die gar nicht die Möglichkeit wie Fähigkeit haben, in diesem Zwang zum "Sozialen" persönlich etwas einzusetzen. Vereinfacht: soziales Handeln fordern vor allem jene, denen es selbst, in ihrem Nahbereich, am fremdesten ist, und die soziale Tat deshalb umdefinieren, zu einem Zustand des gesellschaftlichen Zwanges machen, den sie auf andere ausüben können.

Es fehlt uns nicht an der "sozialen Tat", das ist lähmender Schwachsinn. Es fehlt uns am Lebensmut, in dem wir den Schritt ins (immer!) Ungewisse des nächsten Augenblicks wagen, mit allem Mut an die Barmherzigkeit Gottes appellierend, der uns auch bei einem Fehlschlag nicht ins Nichts fallen läßt. Der seine Gnade aber nur im Maß unseres Wagemuts schenkt, mit dem wir die Welt - und dann erst: schöpferisch! - gestalten.

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P. S. Ist nicht die angeblich "egoistische" Schweiz, der neuerlich die weltweit effektivste Arbeits- und Wirtschaftswelt zugesprochen wurde, eine Illustration dieser Thesen? Während genau dieses Land bei Umfragen fast als Paradies erscheint - fast die Hälfte der Österreicher und Deutschen würde gerne dort leben!

 
*130910*