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Sonntag, 26. September 2010

Unser Leben, ein leerer Raum (3)

Fortsetzung von Teil 2)

Kein Krieg hier (dafür woanders und noch tiefer). Keine Gewalt da (dafür woanders und noch unklärbarer). Keine Ungerechtigkeit hier (dafür woanders und noch bitterer). So weit geht es schon mit dieser Angst, diese kleinen "Siege" wieder zu verlieren, daß wir gar nicht mehr den Mut haben, überhaupt ... ZU SEIN. Und das geht nur als Ganzer! In einer Bewegung, die nicht all dieses Kleingeld als Effekt möchte, sondern die viel mehr will. Während der Aufwand, um diese "Früchte" zu halten, immer höher wird, und längst das Ganze gefordert hat.

(Es sind also nicht irgendwelche Eigenschaftlichkeiten, Facetten der "Gutheit", um die es geht. Diese haben kein Sein für sich. Thomas von Aquin schreibt einmal: Die Akzidentien, die Eigenschaftsbestimmtheiten, und das sind auch die Tätigkeiten, existieren nicht selbst im eigentlichen Sinn, sondern nur, insofern durch sie die Substanz (und damit das Seiende, der Mensch im Selbststand) etwas ist, so und so bestimmt ist).
Die Welt ist ein unfaßbar ausgewogenes Gesamtsystem, und was sie trägt, was sie bewegt, und ihr Daseinsgeheimnis ist Bewegung, ist Liebe, ist Freude. Das zu sehen braucht keine naive Romantik oder utopistische Wirklichkeitsferne, im Gegenteil, es braucht nur ein wenig Verstand. Freude! Freuung! Zeitlos, quer zur Gegenwart, und für jeden in immer demselben Ausmaß "erhältlich". Wer hier etwas wegnimmt, schmälert es woanders. Sein Leben bläst sich auf, mit immer substanzloserem Zeug, ja. Aber es enthält nicht mehr ... Freude. Und in ihr zu leben lohnt nur um eine Zieles wegen: Schönheit.

Der VdZ weiß: Es ist eine Haltung, die so total und radikal gegen das steht, was gegenwärtig unser Leben ausmacht, daß man erschreckt. Aber es wäre tatsächlich nur unklug und naiv, in einem radikalen Umsichschlagen diese Position umzusetzen zu versuchen. Die Klugheit verlangt vielmehr ein langsames Entstricken. Radikal die Dinge wegzuwerfen, die uns bislang bestimmten, wäre sogar in den allermeisten Fällen nichts anderes, als das neue Ziel mit alten Mitteln, durch Überspringen der Gegenwart im Dienste eines besseren Morgen, zu erreichen zu suchen!

Es gibt nie ein Morgen ohne Heute, und alle Zukunft ist eine Folge der stets momentanen Gegenwarten. Erst müssen wir wieder lernen, diese Gegenwart ganz zu sehen. Dann erst wird sich unser Leben wieder füllen, wird wieder - realer! nicht der von Vorstellungswelten! - Lebensraum entstehen! Denn Raum entsteht mit den Dingen. Dingloser Raum - und davon ist hier und an diesem Tage die Rede - ist kein Raum mehr ... er ist nicht.

(Es geht also auch nicht einfach um "Verzicht", das ist meist tatsächlich ein bloß romantisches, unbrauchbares Konzept der Selbsttäuschung, als wäre es nämlich so leicht - den Verzicht auf den Plunder, der unser Leben heute bestimmt, als Askese, als Verzicht zu bezeichnen, ist ja eine Beleidigung der wirklichen Tugend, die eine Haltung zum Gut ist, keine "Kasteiung" im Sinne einer zu verwerfenden Substanzschmälerung. Es geht eben nicht um Verzicht - es geht um Auswahl, um eine neue Wertschätzung! Also das genaue Gegenteil so mancher "Grün-"Bewegung.)

Und das ist auch schon das Ziel, der Endpunkt, auf den eines Leben sich zubewegen soll. Aber es braucht manches dazu, um wieder sehen zu lernen, um frei zu werden. Denn nur der Freie sieht. Und die stärksten, vor allem subtilsten, verstecktesten Seile flicht die Gewohnheit und die Trägheit. Jeder Zugewinn an Schönheit bringt nur in dem Maß Lebensfülle, und das ist eine konkrete, dinghafte Fülle, hier ist nicht von einem "Cyberglück" die Rede, als die jeweilige Freiheit erlaubt und bemißt! Je tiefer das zu Genießende, das das Transzendente eines Konkreten ist, desto mehr wirkliche, und das heißt auch: leibliche Tugend, Tüchtigkeit, eben Freiheit heißt das, braucht es. Um das zu erlangen, was uns erst zu Gefäßen dieser Freuung macht: die Schönheitsfähigkeit.



*260910*