Alles strebt zur Einheit, schreibt Cusanus an einer Stelle. Aber es tut es genau in dem Maß, in dem es es selbst ist! Je mehr es solcherart Sein repräsentiert, umso mehr ist es auch eins mit diesem. Und umso mehr wird das Sein in ihm erfahrbar.
Deshalb ist es gleichgültig, ob jemand dies oder jenes darstellt: es muß die in ihm angelegte Motivik, die die Materie prägende Form, als Facette des Seins, als Gedanke Gottes, repräsentieren. Dann spricht sein Dasein, seine Gestalt vom Sein, von Gott, in je derselben Stärke - nur in je anderem Bild.
Deshalb kann man davon sprechen, daß alles Geschöpfliche von Gott erzählt. Und es tut es in seiner konkreten, "unversöhnlichen" Verschiedenheit - in welcher erst es die Einheit hat.
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Alles hat so seinen Platz, und findet seine Geglücktheit in der Selbstgenügsamkeit, im wahrsten Sinn des Wortes. Darin ist es Gott am ähnlichsten. Diese Ordnung ist damit sogar Bedingung des Seinkönnens der Dinge. Denn es ist die Ordnung, das Zueinander der Dinge, die alles aus dem Seinkönnen ins Wirkliche gelangen lassen. Wird die Ordnung negiert, bleibt - nichts. Und damit Abwesenheit von Gott.
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Deshalb erzählt alles vom Einen. Genau in seiner Verschiedenheit und Besonderheit bildet es in dem, was es ist, wie in dem, worauf es hinweis, in dem was ihm fehlt, vom Einen Ganzen, in dem es seinen geordneten Platz einnimmt. So, und nicht anders, ist es Teil der einen Ordnung, die das Ganze der Weisheit ist.
*080910*