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Mittwoch, 8. September 2010

Eine gebastelte Wirklichkeit (2)

Nicht darum geht es hier zu zeigen, was mit Computerhilfe möglich ist, und wie der Film sich bereits verändert hat. Sondern darum zu fühlen, daß es eine ganz eigene Wirklichkeit ist, die so entsteht. Die anders und deutlich unwirklicher ist, als die ungewisser schaffbare, aber unendlich tiefere "wirkliche Wirklichkeit", wie sie der europäische Film immer noch (und Gott sei Dank) bevorzugt. Wo im Kopf des Zuschauers - von diesem initiiert, und das ist dann auch die Wirkung der Kunst! - eine Welt, nicht nur ein "Inventarverzeichnis", entsteht, die unendlich reicher ist, als jede noch so perfekte bloße abklatschhafte Abbildung der Wirklichkeit - und Computeranimationen werden nie mehr können, weil sie die Welt in eindimensionale Rationalität umbrechen - die das Publikum genau analog zum Gesehenen reagieren läßt: eindimensional.

Film ist eine Entwicklung des Bildnerischen, des Malens. Und braucht deshalb den künstlerischen Impetus des Malers als Künstler. Der auf ein Erfassen und Wiedergeben der wirklichen Wirklichkeit abzielt. Als das, woraus die Wirklichkeit und Welt entsteht: aus einem Willen dahinter, der im Konkreten wahrnehmbar ist. Die Welt ist weit mehr, ja prinzipiell etwas anderes als ein Abstellraum von nebeneinandergestellten, kalt abgeschreckten Dingen.

Allerdings steht zu befürchten, daß die (scheinbare, letztlich selbst geschaffene) Notwendigkeit, Kosten zu sparen, bei gestiegenem "Action-Aufwand" (wobei man die Aussagetendenz der Gegenwartskunst (mit Verlaub an dieser Stelle auch der Hinweis auf "Helena") beachte, die keine Handlung mehr kennt - weil es niemanden mehr gibt, der "handelt", weil alles bestenfalls nur noch geschieht, wie es ja auch die zeitgemäßen Weltanschauungen immanent verkünden), solche Art von Film, ausgedehnt auf die Schauspieler selbst, die durch Animationen ersetzt werden ("Avatar"!), zunehmend alltäglich machen wird.

 
 
*080910*