Dieses Blog durchsuchen

Montag, 20. September 2010

Der Anfang enthielt den Sinn

In der Neuen Zürcher Zeitung stand ein Bericht über eine Tagung Schweizer Historiker. Mit bemerkenswerten Diskussionen: dominierte in den letzten dreißig Jahren eine Geschichtsschreibung, die hinterfrug, demontiert, zerlegte, sei nun nach Meinung mancher Historiker ein deutlich gestiegenes Bedürfnis nach einer sinnstiftenden Geschichte, nach der Basis des Schweizertums, festzustellen.

.
. 
Der kleine Disput zielte mitten in das Thema der Tagung, zu der das Landesmuseum Zürich und die NZZ am Wochenende geladen hatten: «Nationalgeschichte im Zeitalter der Interpretation». Kann man noch oder muss man wieder in einer Zeit, in der die nationalistischen Geschichtsmythen brüchig geworden sind, nationale Geschichte erzählen? Unter den Historikern und Intellektuellen, die im Landesmuseum referierten und diskutierten, herrschte in einem Punkt weitgehend Konsens: Die Historiker müssten mehr tun, um Geschichte unter die Bevölkerung zu bringen. Jede Nation sei auf so etwas wie einen Gemeinschaftsglauben angewiesen, gerade in Zeiten der Krise. Wenn die Historiker und Museen diese identitätsstiftenden Geschichten nicht erzählten, dann täten dies weiterhin die Nationalkonservativen. Doch deren Geschichte sei zum einen wissenschaftlich fragwürdig und zum anderen offensichtlich ein politisches Instrument.
Zumindest gäbe es zahlreiche Indizien, die auf eine stärkere Berücksichtigung einer Rückbesinnungskultur hinwiesen. 

Peter von Matt verwies auf eine neue «Herzlichkeit des Gedenkens», die im Kleinen aufblühe: die Wiederentdeckung alter Fotografien, Lokalgeschichten, die Liebe zum Handwerk der Vorfahren. Arbeitet dieses Gedenken gar – so die sehr drastische Formulierung von Matts – am «beschädigten Gedächtnis des Landes»?


*200910*