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Dienstag, 11. Januar 2011

Verlust des Menschen

Der Mensch der Gegenwart, der die Welt als Gemächte erfährt, begegnet sich also nur noch selbst! In allem, was ihm begegnet. Heisenberg ist es, der diese Folgerichtigkeit aufzeigt. Heidegger folgert mit ihm, daß es sich aber in Wahrheit genau zum Gegenteil verhält: Noch nie ist der Mensch dem so wenig begegnet, was Menschsein überhaupt heißt - seinem WESEN!

"Der Mensch steht so entschieden im Gefolge der Herausforderung des Gestells, daß er dieses nicht als einen Anspruch vernimmt [er erfüllt nur, was erwartet und "gewußt" wird, Anm.], daß er sich selber als den Angesprochenen übersieht und damit auch jede Weise überhört, inwiefern er aus seinem Wesen her im Bereich eines Zuspruchs ek-sistiert und darum niemals nur sich selber begegnen kann.

[Heidegger spricht es damit aus: der Mensch dieser Lebenswirklichkeit erfährt keinen "Gott" mehr, er erfährt nur noch sich, auch im "religiösen Raum", und es sei hier, wieder eimal, weil die Sache es verlangt, auf den Wahnsinn der "christlichen/katholischen (in Wahrheit immer: protestantischen) Erneuerungsbewegungen" hingewiesen, die exakt auf diesen Pathologien aufbauen; Anm.]

Die Technik verstellt die Wahrheit (womit auch das heigegger'sche Wort "Gestell" leichter verständlich wird: es verstellt die Wahrheit, schickt  - Geschick! - zur bloßen Erfüllung einer vorgestellten Funktion, in die es die Welt aufgelöst hat.) und verstellt damit dem Menschen den Zugang zum eigentlichen Wesen der Dinge, zur Welt, zur wirklichen Wirklichkeit.

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Worin aber läge Rettung? Heidegger weist darauf hin: sie liegt nicht einfach im Vermeiden der Erfahrung. Dieser Weg ist meist nicht offen, zu sehr unterliegt der Mensch oft der Gezwungenheit des Gestellhaften, die ihn heute nahtlos umgibt. Sondern darin, daß in genau dieser Mißbrauchtheit des Menschen das Erfahren des Wesens - im Erfahren des Wesens der Technik - auftaucht. Simpel formuliert: Wer geschnitten wird weiß, daß Messer scharf sind. Damit hebt sich das Rasende der Technik in die Wahrheit, in dem ihr Wesen sichtbar wird.

Dieses Rettende nun können wir, weil es ins Licht kommt, hegen und pflegen. Und das - das kann die Kunst leisten, die sich der Konstellation der Wahrheit nicht verschließt, nach der der Mensch in der Not fragt.

Doch ist das Rettende nicht vorwegdenkbar, denn dann würde es wieder zur Technik verstellte uns das Sein. Erst die wirkliche Not, erst die wirkliche Gefahr schafft diese Gleichheit im Sein, aus der Rettung erwachsen kann, und - im mutig und deshalb vergessend gewollten Ereignishaften - ersteht. Weil Gefahr eben Gefahr ist, wenn sie Gefahr ist, blitzt in ihr wirkliches Wesen (und damit Sein) auf, und damit west der Mensch selber auf der Ebene des Seins.

Und hier blickt er dem Göttlichen entgegen.

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