Ferdinand Hodler (Expressionismus) - Genfer See |
Kein Künstler von Format hat jemals einem Kunststil "gedient" - er hat oder hatte etwas auszudrücken, seine Seele war groß und kräftig genug, eine Form zu Eigenem zu durchwirken, schreibt Gottfried Niemann. Insofern ist jeder große Künstler Expressionist: wo er alle Formen der Kunst quasi vollständig kennt, ausgelotet hat, und beherrscht, damit ihre Form in sich trägt, und - im Ausbrechen aus der Nachahmung - sie als Material dehnt und gestaltet.
"Der Expressionismus als ausgesprochene Richtung will sich ganz alleine auf die seelische Form konzentrieren und läßt Stil und Technik als unwesentlich beiseite. Er übersieht aber, daß die seelische Form nur da losgelöst von allem andern wirken kann, wo auch wirklich eine große Seele, d. h. eine große künstlerische Persönlichkeit, dahintersteht. Deshalb mußte der Expressionismus bei der Mittelmäßigkeit - und die Mehrheit der Künstler kommt darüber nie hinaus - scheitern, die in Wahrheit gar nichts zu sagen hat."
Oder, um es mit Schiller zu sagen: "Und alle Kunstfertigkeit im Ausdruck kann demjenigen nichts helfen, der nichts auszudrücken hat."
Wer also nicht viel zu geben hat, so Niemann weiter, bei dem liegt ja gar keine Notwendigkeit vor, sich expressionistisch zu gebärden. Ihm bleibt das bloßer nachgeahmter Stil, innerlich leer, sein Verhalten oft genug in dem Maß lächerliches Kunstgetue, als es reine Gebärde jemandes bleibt, der so tut, als müßte er vor Originalität und unbändiger seelischer Kraft bersten. Ob es nun Expressionismus, Kubismus oder Futurismus hieß war unwesentlich.
"Jeder glaubte plötzlich ein Rezept gefunden zu haben, nach dem man sich seelisch leidenschaftlich gebärden kann, ohne Seele und Leidenschaft zu besitzen."
Expressionismus (etc.) aber ist der vorläufige Endpunkt der Entwicklung einer langen, historischen Entwicklung der Formen- und Seelensprache, die sich im wesentlichen zwischen den Polen Expressionismus - Impressionismus bewegte, und die sich dialektisch innerhalb der Pole Idealismus und Naturalismus abspielte, die sich letztlich aber immer wieder ineinander geschoben haben.
Denn während der Expressionismus das Wesentliche der Dinge, die Idee dahinter zu erfassen sucht, begenet er dem Naturwahren und -wahrhaftigen des Impressionismus genau in der Diskussion darüber, was das Wahre des Augenblicks denn sei, und welche Rolle der Künstler dabei spiele. Alle diese Richtungen aber sind lediglich Ausdruck innerer Gefaßtheiten und Haltungen, und insofern finden sie sich in allen großen Künstlern quasi vollzählig versammelt, und werden nur dem Anlaß, dem Ausdruckswillen gemäß mal mehr oder mal weniger als "Kunststil" identifizierbar.
Ferdinand Hodler (Expressionismus) |
"Jeder glaubte plötzlich ein Rezept gefunden zu haben, nach dem man sich seelisch leidenschaftlich gebärden kann, ohne Seele und Leidenschaft zu besitzen."
Expressionismus (etc.) aber ist der vorläufige Endpunkt der Entwicklung einer langen, historischen Entwicklung der Formen- und Seelensprache, die sich im wesentlichen zwischen den Polen Expressionismus - Impressionismus bewegte, und die sich dialektisch innerhalb der Pole Idealismus und Naturalismus abspielte, die sich letztlich aber immer wieder ineinander geschoben haben.
Denn während der Expressionismus das Wesentliche der Dinge, die Idee dahinter zu erfassen sucht, begenet er dem Naturwahren und -wahrhaftigen des Impressionismus genau in der Diskussion darüber, was das Wahre des Augenblicks denn sei, und welche Rolle der Künstler dabei spiele. Alle diese Richtungen aber sind lediglich Ausdruck innerer Gefaßtheiten und Haltungen, und insofern finden sie sich in allen großen Künstlern quasi vollzählig versammelt, und werden nur dem Anlaß, dem Ausdruckswillen gemäß mal mehr oder mal weniger als "Kunststil" identifizierbar.
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