Zwar sind 10 % der Arbeitnehmer mit ihrem Arbeitsplatz unzufrieden, schreibt die NZZ, aber sie tun nichts dagegen. Knapp 60 % aber haben bereits etwas getan, in Form von Weiterbildung oder Wechseln, auch innerhalb des Unternehmens. Ein glattes Drittel beugt sich dabei den Anforderungen, auch wenn sie eigenen Wünschen entgegenstehen, reagiert dabei aber mit innerem Widerstand gegen ihren Arbeitgeber. Die NZZ meint, daraus "höhere Bereitschaft zum Opportunismus" ablesen zu können.
Die interessanteste Zahl der Studie aber betrifft die "Generation Y", die Jahrgänge 1980-1992. Hier besteht ein eindeutiger, aber umgekehrter Zusammenhang zwischen Ehrgeiz und Identifikation mit dem Unternehmen, in dem sie arbeiten. Je mehr sich Arbeitnehmer also auf ihre Karriere konzentrieren, desto weniger identifizieren sie sich mit ihrer Arbeitsstelle. Ein Viertel dieser Arbeitnehmer, die sämtlich gut ausgebildet sind, denkt nämlich vor allem an Karriere und monetäre Vorteile, und fällt durch häufigere Arbeitsstellenwechsel und geringere Identifikation auf. Je besser ausgebildet, desto egoistischer, desto karriereorientierter sind sie.
Das ist deshalb interessant, weil es im Widerspruch zur Anthropologie der Selbstwerdung, aber auch zur umfassenden Qualität von Wirtschaftsleistungen steht. Die Folgen hoher Identifikation und Selbstüberschreitung - also Verzicht auf eigene Wünsche im Dienste der Sachorientierung - sind. Das Herunterbrechen von Arbeit und Leistung auf technische, a-personale, von persönlichen Haltungen losgelöste Vorgänge ist aber das wesentliche Merkmal der Proletarisierung.
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