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Montag, 17. November 2014

Wenn das Wissen glaubt zu wissen

Wir stehen nicht vor der Frage, PRO ODER CONTRA WISSENSCHAFT. Wir stehen vor der Frage nach der Wissenschaft selbst, einerseits, und der gesellschatlichen, figuralen Rolle, die man den WissenschaftLERN beimißt. Vor der Frage nach dem, was Wissen überhaupt bedeutet, was es ist, was also heißt "zu wissen", und welche Rolle das dann spielt. Und wie sich diese Rolle historisch entwickelt hat.

Sind wir aber bei der Frage nach der Rolle der Wissenschaft im Gefüge individuellen Gewissens, sind wir bei der Frage nach den Personen, die Wissenschaft betreiben, oder in deren Namen agieren (also: den Akademikern). Und sind wir bei den Personen, sind wir bei der Frage nach der Wahrheit, denn Wahrheit ist an sich personal (und deshalb schon vom selben Geheimnis - aber nicht von Irrationalität! - umhüllt, wie es die Person ist.)

Damit sind wir bei der Frage, ob eine akademische Ausbildung (sic!), die nicht von der Suche nach Wahrheit ausgeht, sondern vom Versuch, seine figurale Rolle - die Karriere, die Lebenschancen, etc. - zu "verbessern", nicht der Wissenschaft einen Bärendienst erweist. Die auf Personen, Studenten trifft, die tatsächlich meinen, die Universität zu besuchen, um "dann zu wissen, was in einer Sache Sache ist". Die also nie hinterfragen, was überhaupt wißbar ist, und was das ist, was Sie in den Vorlesungen hören, und was sie lernen. Die mit ihrem akademischen Titel von heute auf morgen Identitäten annehmen, die sie als "Wissende" setzt.* Die meinen, akademische Ausbildung müsse zuerst einem Zweck, einem Nutzen dienen. Die um die Relativität (und Bescheidenheit) des zu Wissenden gar nicht mehr weiß. Die meint, gewisse Ansichten zu vertreten wäre bereits Wissen und Wissenschaft. Die nicht mehr weiß um die Gegründetheit dieses immer relativen Wissens in Weltanschauung und zuvor noch: Religion.

Wissenschaft in solchen Händen wird zum Totschlaginstrument, zum Mittel der Erreichung ganz anderer, persönlicher Ziele - eben: der Wahrheitsziele. Sie wird zum Nutzinstrument für Politik und persönliche Interessen. Sie wird wertlos und manipulativ, gerade dort, wo sie Wahrheit mit Methode gleichsetzt. Sie wird irrtumsanfällig, weil sie ihre historischen Bezüge, ihre Eingebettetheit in historischen Wandel nicht mehr kennt, und so Relatives verabsolutiert. Sie wird zur Beute der Charakterschwachen.



*Das bezieht sich auf die immer lauter zu verkündende Forderung, jedes Studium (wieder) in einem studium generale, einem Philosophiestudium, notwendig beginnen zu lassen.




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