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Montag, 3. November 2014

Der wahre Grund

Als Film ist es nicht das Gelbe vom Ei. Aber der VdZ möchte ihn zu sehen doch anempfehlen: "Richthofen and Brown" aus dem Jahr 1971.  Denn hier wird das entscheidende Moment des Ersten Weltkrieges thematisiert. Zu viel gesagt, zu wenig dargestellt, ja, alles klar, kein großes Kunstwerk. Aber es ist der neuralgische Punkt, an dem das Abendland bzw. Europa gescheitert ist. Und nach Auffassung des VdZ ist das der eigentliche Punkt, um den es in diesem Krieg geht: Die Verabschiedung von der Kultur, der Sieg des Nutzens, der Sieg des Kleinbürgertums, der Sieg des Amerikanismus. Und das kommt in dem Film erstaunlich konkret zur Sprache.

DAS war das eigentliche Hineinschlittern, das Christopher Clark in "The Sleepwalkers" meinte, aber nicht richtig zuordnete, weil er die Problematik gar nicht richtig verstand. Wie der VdZ glaubt, hat er nämlich wirklich nur - in widerlicher Cleverness, wie sie für heutige "Akademiker" eben schon üblich geworden ist (Dreckspack!) - übernommen, was schon in den 1980er Jahren von Modris Eksteins in "Rites of Spring" so großartig dargestellt, aber ohne große Allgemeinresonanz publiziert worden war. Die Parallelen sind so offensichtlich, daß es manchmal wie glattes Abschreiben aussieht. Aber Clark kann darauf rechnen: Wer kennt schon den Letten Modris Eksteins? Das Allgemeinpublikum glaubt doch schon, beim Kreuzworträtsel Bildung beweisen zu können. Von solchen Diskursen hat doch nicht einmal mehr sogenanntes Fachpublikum eine Ahnung.

Es war die Verabschiedung vom europäischen Kulturboden und -konsens. Und da beginnt die eigentliche Frage Europas - als Frage um ... England. DAS war die Urkatastrophe Europas. Plötzlich - von Amerika über England kommend - war der Erfolg, der (auf bestimmte Effekte reduzierte) Nutzen entscheidend für die Art zu kämpfen.

Übrigens hat der Film eine typisch anglo-amerikanische Fehlleistung zu bieten: Er spielt als Filmmusik die österreichische Kaiserhymne "Gott erhalte, Gott beschütze" von J. Haydn, die Deutschland in den 1930ger Jahren als Nationalhymne mit neuem Text übernahm,  als damalige Hymne des deutschen Reiches. Dazu kommen noch einige Strauß-Walzerszenen als "Berliner Eigentümlichkeit", die ganz eigentümliche Gedanken über deutsche Kulturkraft und deren Rezeption aufkommen lassen könnten und eingeweihte Betrachter leicht verwirren können.









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