Aber man gebe sich keinen vorschnellen Schlüssen hin. Denn die Art Krieg zu führen hängt unmittelbar mit der Seele eines Staates und damit eines Volkes zusammen. Denn auch die amerikanische Kriegsführung ist nicht aus dem Nichts entstanden, und sie ist auch nicht einfach das Produkt kurzfristiger Wallstreetinteressen. Das würde Ursache und Wirkung verkennen. Sie ist vielmehr direkt aus der deutschen Kriegsführung entstanden! Das läßt sich sogar nachweisen, indem man die Bedeutung deutscher militärstrategischer Lehren in amerikanischen Kriegsschulen zeigt.
Die deutsche Militärtaktik ist nämlich das Kind eines tief existentiellen Bedrohungsgefühls. Die das Vertrauen in das Sein aufgekündigt hat, bzw. verloren hat. Sie ist eine Notwehrreaktion eines Volkes, das sich in andauernder Unterlegenheit und Verwundbarkeit sah.* Also herrscht enormer Zeitdruck. Denn aus dieser Haltung heraus erwächst die Panik, dem Feind auf Dauer nicht gewachsen zu sein. Also muß er mit blitzschnellen Operationen niedergewofen werden in der Hoffnung, daß er daraufhin aufgibt, seine Unterlegenheit anerkennt. Tut er das nicht, ist der Angreifer - Deutschland, die USA - verloren.
Denn diese Taktik zielt nicht darauf ab, einen Krieg zu gewinnen. Dafür bedürfte es einer weit umfassenderen und vor allem politischen Strategie. Ja, im Grunde einer Friedensstrategie! Die hatte aber weder Deutschland, das in den letzten Jahrhunderten unter dem Druck stand, sich überhaupt erst zu formieren, noch haben die USA eine solche. Zumindest keine, die tragfähig wäre, und tief geprägt vom protestantisch-puritanischen Verlust des Seinsvertrauens, aus dem heraus man die Waffen nie aus der Hand legen darf, weil sonst die Welt in ihre Bestandteile wieder zerfallen könnte.
Deutsche wie amerikanische Taktik - nur auf den ersten Blick deshalb so erfolgreich - zielt darauf ab, in kleinen, begrenzten Operationen und vor allem höchster Beweglichkeit punktuell Übergewicht auf dem Schlachtfeld zu erzielen, um sich dann zurückzuziehen, neu zu gruppieren, und an anderem Ort diese Methode zu wiederholen. Dazu brauchte sie Geschwindigkeit, und dazu brauchte sie das, was Creveld (in einer an sich interessanten Studie) als "Überlegenheit deutschen Militärs" konstatierte: "Auftragstaktik" statt "Befehlstaktik", die schon auf Friedrich II. zurückgeht. Jeder Offizier, aber vor allem jeder Unteroffizier (die zum Rückgrat des Militärs wurden) mußte in der L age sein, ein taktisches Ziel mit eigenen Idee zu erreichen.
Dazu braucht sie aber auch das Moment des "Unterlegenheitsgefühls" des Feindes angesichts so rascher und totaler Teilsiege, braucht also in höchstem Maß Propaganda und Meinungsbildung. Denn man beherrscht zwar das offizielle feindliche Heer, wo man auf es trifft, aber man beherrscht nicht den Raum und das Volk.
Dazu braucht sie aber auch das Moment des "Unterlegenheitsgefühls" des Feindes angesichts so rascher und totaler Teilsiege, braucht also in höchstem Maß Propaganda und Meinungsbildung. Denn man beherrscht zwar das offizielle feindliche Heer, wo man auf es trifft, aber man beherrscht nicht den Raum und das Volk.
Somit haben selbst überlegene militärischen Siege keine Nahhaltigkeit auf das Insgesamt eines Krieges bezogen. Denn kurz- oder mittelfristig sammeln sich im Feind wieder die Kräfte, die aus der Wirklichkeit immer neu wachsen, und nur scheinbar ausgelöscht waren. Die Folge? Sie hat sich überall gezeigt: Die besiegten Völker stehen wieder auf, und zwar mit wahrer Volkskraft, als Partisanen, als Resistance, als Terroristen.
Napoleon hat erstmals in Spanien erlebt, wurde dort also mit den eigenen Waffen geschlagen, die ihren Widerspruch in sich tragen, was gleichermaßen Deutschland wieder und wieder erfahren hat, und also auch die USA wieder und wieder erlebt. Und für alle gilt: Ohne daraus zu lernen. Weil man sich von den eigenen "Siegen", die (gemeinsam mit der speziell für diese Taktik geschaffenen Technik) einen wahren Rausch der "Überlegenheit" erzeugen, blenden läßt. Sie machen aber blind für die wirklichen Kräfte eines Krieges, und vor allem über die wirklichen Kräfte eines Feindes.²
Napoleon hat erstmals in Spanien erlebt, wurde dort also mit den eigenen Waffen geschlagen, die ihren Widerspruch in sich tragen, was gleichermaßen Deutschland wieder und wieder erfahren hat, und also auch die USA wieder und wieder erlebt. Und für alle gilt: Ohne daraus zu lernen. Weil man sich von den eigenen "Siegen", die (gemeinsam mit der speziell für diese Taktik geschaffenen Technik) einen wahren Rausch der "Überlegenheit" erzeugen, blenden läßt. Sie machen aber blind für die wirklichen Kräfte eines Krieges, und vor allem über die wirklichen Kräfte eines Feindes.²
Der es aber an Nachhaltigkeit, an politischer Klugheit und Weitsicht fehlt - am geistigen Untergrund und Gesamtbild.** Wird so ein Sieg errungen, ist man mit dem Latein auch schon am Ende. Also versagt die amerikanische Kriegspolitik im selben Maß gegenüber der Bevölkerung des geschlagenen Feindes, als es die deutsche tat.*** Sie hinterließen wie hinterlassen strukturelles Chaos, und kann (vermeintlich) nur mit Brutalität und Terror das Schlimmste verhindern. Oder - ziehen sich wieder zurück, um das Land dem angerichteten Chaos durch Zerschlagung der Volksordnung zu überlassen. Aber damit züchtet man sich gerade jene fanatisierten Todfeinde, die einem dann Vernichtung schwören.³
Morgen Teil 2) Exkurse - und noch viel Fleisch in den Fußnoten
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