Exkurs: Warum die IS völlig falsch eingeschätzt wird
Lawrence of Arabia wußte genau, welche Bedeutung diese Stadt als
Mythos für die gesamte islamische Bewegung im Aufstand gegen die Türken
hatte. Erst von dort aus, in diesem realen Ort als Ziel wie Anfang
verankert, konnte sich arabisch-universales Staatsbewußtsein formieren.
Das politisch-militärisch von den Briten deshalb geweckt wurde, weil die
Araber nur so instrumentalisierbar waren. Der VdZ wagt sogar die
Behauptung, daß sich die IS als jene Totgeburt erweist, die sie immer
war, weil - oder zumindest: so lange - sie nicht Damaskus sucht.
Der IS fehlt jedes einen Staat legitimierende Prinzip. Sie ist derselben Kategorie der Täuschung durch zeitgeistige Virtualität zuzuordnen, wie der gesamte "arabische Frühling" und weiß Gott noch welche "Revolutionen", die sich in den letzten Jahren weltweit abspielten. Es ist alles andere als Zufall, daß ihre Kämpfer sich zu gar nicht kleinen Teilen aus weltweit zusammenströmenden Abenteurern zusammensetzen. Wurzellos, mit völlig falschen idealistischen Vorstellungen, wie die gesamte IS.
Darin zeigt sich nach Auffassung des VdZ am überzeugendsten, daß sie Mittel zu einem von woanders herstammenden Zweck war, und ist. Sie ist ... ein gewagtes Wort ... nicht einmal islamistisch, und als "Gefahr" deshalb völlig falsch eingeschätzt. Mag sein, daß sie ein den ursprünglichen Intentionen "entkommenes" Mitte ist, das sich zum Selbstläufer entwickelt hat.
Aber sie ist NICHT DIE GEFAHR, zu der sie stilisiert wird. Selbst wenn es ihr gelingen sollte, verbunden mit Territorien, gewissermaßen einen "Staat" formal zu gründen. Er wird binnen kurzer Zeit wieder zerfallen. Denn der Fisch stinkt vom Kopf her.
Und das läßt sich sogar historisch aufweisen: Der Islam hat seinen Staat, sein Reich im Mittelalter ab dem Moment verloren, wo er universalistisch-idealistisch - und damit nur noch vordergründig politisch-säkular - wurde.* Und nur so weit und so lange (selbst als immer leerere Fassade, zu der er geworden war) erhalten, als er seine realen Wurzeln wenigstens noch formal behielt. Die nicht in Mekka und Medina, die nicht in Kairo, Isfahan oder Stambul liegen. Sondern in Damaskus. Eine Reform des Islam, eine Regeneration seiner Kraft, ja überhaupt von Lebenskraft aber braucht ... das Symbol, als Tor zum göttlichen Willen und damit zur göttlichen Kraft. Der Rest ist Illusion, Pseudologie.
Die nur so lange "am Leben" bleiben kann, als sie sich in Antinomie - und das heißt: auf derselben Seinsebene wie die Gegnerschaft (was uns u. a. zum "Geheimnis des Kalten Krieges" führt) - stützt. Selbst, ja gerade, wenn sie sich zur Dämonie auswächst, wird sie am Fehlen realer Grundlagen im Volk, das es zu umschließen sucht, zerschellen.
Realpolitisch gesehen, lagen deshalb nahezu sämtliche, vor oder seit einigen Jahren gestürzte "Diktatoren" der arabischen Welt (einschließlich Sadam Hussein) völlig richtig, die einen säkularen Weg des Staatserhalts gesucht hatten. Nur Ägypten, das im Grunde dieselbe "Lösung" gefunden hat (nur noch deutlich verschärfter), hat bislang daraus wieder (halbwegs) herausgefunden. Mit dem Fall dieser Herrschaften aber zerfielen bzw. zerfallen auch die Staaten. Aber die realpolitische Alternative ist nicht ein neuer, quasi "religiöser" Staat á la IS, darin irrt gerade die IS. Nicht aber aus quasi "westlich-moralischen" Grundsätzen, und schon gar nicht wegen des fehlenden naiven amerikanischen Demokratismus. Sondern weil die Prinzipien fehlen. Die ... nur von Damaskus ausgehen könnten, sofern sie sich überhaupt noch einmal regenerieren können.
Auch das spricht also dafür, und es gibt eine Reihe weiterer Indizien, daß die IS nach wie vor Mittel zum Zweck ist, und nach wie vor gezielt eingesetzt und gestärkt (man denke an Vermutungen über die Interesssen der Türkei in diesem Raum - auch hier geht es um das Kalifat! man verknüpfe darein die Kurden) wird, um ein ganz anderes Ziel zu erreichen. Und da und dort auch ganz bewußt politisches Kleingeld zu schlagen.
Es kann aus besagten Gründen also gar keine "islamischen StaatEN" geben. Sie wären eine Karrikatur. Es kann nur säkuläre Staaten geben, die mit viel Gewalt zusammengehalten werden, in denen es Islam gibt. Die aber immer ein Verfallsdatum in sich tragen, wenn und sofern sie nicht auf Stämmen - als quasi natürliche Gestalt des jeweiligen Volkes - beruhen. Ein alle Muslime zusammenführendes Kalifat (und das ist die gesellschaftspolitische Universalform des Islam, nicht ein "Staat" im westlichen Sinn) ist nur in Anknüpfung an Damaskus möglich, weil nur von dort aus - als "Reichsgedanke" - legitimierbar.
Einem "Islamic State" fehlt jeder Boden. So aber kann sich ein Staat nie (lange) halten. Er wird vom Wind in die Wüste geweht, zur Wanderdüne aufgeschichtet in den Wirbeln der Luft, die heute hier, morgen dort erscheint, aber nie Berg ist, selbst wenn sie kurzfristig wie einer aussieht. Einer Fata Morgana gleich, werden deshalb auch die IS-Kämpfer vergehen.
Diese Prognose wagt der Verfasser dieser Zeilen. Dem die hysterischen Aufrufe, gegen die IS aus "moralischen Gründen" sogar in den Krieg zu ziehen, weit mehr erzählen, als er sich vor der IS fürchtet. Er weiß, daß er sich damit ganz schön weit aus dem Fenster hängt.
Realpolitisch gesehen, lagen deshalb nahezu sämtliche, vor oder seit einigen Jahren gestürzte "Diktatoren" der arabischen Welt (einschließlich Sadam Hussein) völlig richtig, die einen säkularen Weg des Staatserhalts gesucht hatten. Nur Ägypten, das im Grunde dieselbe "Lösung" gefunden hat (nur noch deutlich verschärfter), hat bislang daraus wieder (halbwegs) herausgefunden. Mit dem Fall dieser Herrschaften aber zerfielen bzw. zerfallen auch die Staaten. Aber die realpolitische Alternative ist nicht ein neuer, quasi "religiöser" Staat á la IS, darin irrt gerade die IS. Nicht aber aus quasi "westlich-moralischen" Grundsätzen, und schon gar nicht wegen des fehlenden naiven amerikanischen Demokratismus. Sondern weil die Prinzipien fehlen. Die ... nur von Damaskus ausgehen könnten, sofern sie sich überhaupt noch einmal regenerieren können.
Auch das spricht also dafür, und es gibt eine Reihe weiterer Indizien, daß die IS nach wie vor Mittel zum Zweck ist, und nach wie vor gezielt eingesetzt und gestärkt (man denke an Vermutungen über die Interesssen der Türkei in diesem Raum - auch hier geht es um das Kalifat! man verknüpfe darein die Kurden) wird, um ein ganz anderes Ziel zu erreichen. Und da und dort auch ganz bewußt politisches Kleingeld zu schlagen.
Es kann aus besagten Gründen also gar keine "islamischen StaatEN" geben. Sie wären eine Karrikatur. Es kann nur säkuläre Staaten geben, die mit viel Gewalt zusammengehalten werden, in denen es Islam gibt. Die aber immer ein Verfallsdatum in sich tragen, wenn und sofern sie nicht auf Stämmen - als quasi natürliche Gestalt des jeweiligen Volkes - beruhen. Ein alle Muslime zusammenführendes Kalifat (und das ist die gesellschaftspolitische Universalform des Islam, nicht ein "Staat" im westlichen Sinn) ist nur in Anknüpfung an Damaskus möglich, weil nur von dort aus - als "Reichsgedanke" - legitimierbar.
Einem "Islamic State" fehlt jeder Boden. So aber kann sich ein Staat nie (lange) halten. Er wird vom Wind in die Wüste geweht, zur Wanderdüne aufgeschichtet in den Wirbeln der Luft, die heute hier, morgen dort erscheint, aber nie Berg ist, selbst wenn sie kurzfristig wie einer aussieht. Einer Fata Morgana gleich, werden deshalb auch die IS-Kämpfer vergehen.
Diese Prognose wagt der Verfasser dieser Zeilen. Dem die hysterischen Aufrufe, gegen die IS aus "moralischen Gründen" sogar in den Krieg zu ziehen, weit mehr erzählen, als er sich vor der IS fürchtet. Er weiß, daß er sich damit ganz schön weit aus dem Fenster hängt.
*Diese Ausführungen klar stützende Gedanken findet der VdZ übrigens in den Schriften des keineswegs bedeutungslosen Islam-Reformers Muhammad Iqbal. Der vor etwa 100 Jahren lebte und wirkte, übrigens in Europa (auch den Thomismus) studiert (wenn auch nicht quasi übernommen) hatte, und die damit zusammenhängende historische Erstarrung des damit sich selbst wesensfremd werdenden Islam zum System des Moralismus analysierte wie kritisierte.
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