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Mittwoch, 26. November 2014

Da denkt die Rechte einfach links (1)

Es war bei Alexander Dugin nur ein Verdacht - in seinen Schriften, Reden etc. wird es zu wenig deutlich. Wobei es schon verstehbar ist, wenn Dugin viele "black boxes" schafft, indem er die Klärung so mancher der von ihm angerissenen Themen als noch zu leisten offen läßt.

Aber natürlich macht das auch mißtrauisch. Dort etwa, wo er Richtungen weist oder andeuten will, die in sich ein Problem sind. Wenn Dugin nämlich schreibt, daß die alte links-rechts-Ordnung hinfällig ist, daß also das "Beste" aus beiden Denkrichtungen zusammenwirken muß, um die politische Gegenwart real zu lösen, dann ist der Vorwurf eines Eklektizismus, erweitert um den der "Selbstbedienungsmentalität", alles andere als weit hergeholt. Wenn sich nämlich dieses "Beste" - widerspricht. Und das tut es bei Dugin.

Und es tun andere. Und der VdZ wirft ihnen weit mehr noch vor als Selbstbedienungsmentalität - es hat mit ... Geistesschwäche zu tun. Daß es Lüge sei, wollen wir nicht, oder: noch nicht behaupten. Auch wenn sich dieser Verdacht nicht von der Hand weisen läßt. Denn die Bedienung am "Demokratischen", um es dann, nachdem man sich seiner bedient hat, an der Macht also, wieder zu entsorgen, ist ja keinesfalls alt. Es haftet praktisch SÄMTLICHEN politischen Bewegungen des 20. Jhds. an (samt den Nachläufern im 21.). Sie alle wollen durch Demokratie an die Macht kommen, um dann - nicht mehr ganz so demokratisch - ihre Veränderungen durchzuziehen. Dann nämlich, an der Macht, und mit der Erfahrung ihrer Mechanismen, wird die Problematik der Demokratie (heutigen Zuschnitts) als Staatsprinzip erst so richtig und real schlagend. Was zuvor Polemik war, wird dann real erfahrene Aporie, ja Verstoß gegen jene Verantwortlichkeiten, denen zu folgen man ursprünglich beschloß.

Das hat Hitler so gemacht, das war die erklärte Zielsetzung sämtlicher sozialistischer Bewegungen (die als "Sozialdemokraten" keineswegs andere Zielsetzungen hatten, als DURCH Demokratie jene Macht zu erlangen, die sie die Demokratie NACHHER wieder abschaffen lassen könnte), und das kennzeichnete sogar die sogenannte "konservative Revolution", die sich aus pragmatischen Gründen sogar so in den Nationalsozialismus "integrierte", daß sie heute nicht einmal mehr bekannt sind. (Grob gesagt: es waren jene kreise, die dann den 20. Juli organisierten und durchtrugen, sofern sie nicht - wie Edgar J. Jung- schon zuvor den Säuberungen der Nazis zum Opfer gefallen waren, denn diese wußten um die Unvereinbarkeit) Wer immer durch Demokratie an die Macht kommt, möchte - einmal AN der Macht - diese autokratisch bestimmen, das ist einfach so, weil Machtausübung und Verantwortung gar nicht anders möglich sind. (Ganz simples Beispiel: Man kann nicht demokratisch abstimmen, ob jemand ein Gesetz halten muß, oder nicht. Das zeigt, daß es Grenzen der Demokratie auf jeden Fall gibt.)

Wie sonst sollte sich also das von der Rechten eingeforderte demokratische Moment verstehen lassen? Und - es scheint sie selbst zu verwirren, ihr Einschätzungsvermögen zu trüben. Ein Beispiel von vielen ist ein Artikel, der auf "Freies Österrreich" jüngst erschienen ist. In dem (wie als Aufputschdroge) davon die Rede ist, daß ein Aufstand der Bevölkerung, die unter der korrupten und verfehlten Politik leide, nur eine Frage der Zeit sei. Das mag ein frommer Wunsch sein - aber er gründet nicht in Realitäten. Und wo das behauptet wurde (und wieder: nahezu alle Bewegungen s. o. beanspruchen die eine oder andere Erhebung für sich) wurden bestimmte Faktoren - durchaus auch solche, unter denen ein Volk litt - als "Auslöser für eine Revolution" in Anspruch genommen und interpretiert. 

Tatsache aber ist etwas ganz anderes ... einen "Aufstand von unten", der ein politisches System kippte, hat es praktisch NIE gegeben. Nie, und nirgends. Wenn sich tatsächlich Massen auf die Straße begaben (als Synonym benutzt) waren sie IMMER BENUTZT. Und zwar von einer intellektuellen Schichte, meist, wenn nicht sogar auch ausschließlich von Interessengruppen, die durch die Masse - als Legitimation, weil scheinbar "Wille aller", auch vor den die Masse ausmachenden Individuen selber! -  ihre Ziele durchsetzen wollten.

Hier stößt zum einen ein frommer Wunsch (denn das Bedürfnis nach Wandel mag durchaus berechtigt sein) auf eine naturgesetzliche und naturrechtliche Aporie. Ein Organismus (und nur auf einen solchen kann sich politischer Wille beziehen) ist wesentlich bestimmt durch die Hierarchie seiner Glieder. So lebensnotwendig fürs Ganze alle sein mögen, so haben doch die Einzelnen ihre einzigartige Stellung zum Ganzen und zu den Teilen. Die Leber ist nicht weniger als das Herz oder das Gehirn lebensnotwendig, aber sie ist es auf eine ganz andere Weise, als der Magen, das Rückenmark oder die Blutzelle. Auf keines kann man verzichten, aber nur das Gehirn (der VdZ vereinfacht natürlich) kann alles zu einem einheitlichen Ziel ordnen. Und tut es ja auch.

Die meisten, wenn nicht sogar alle Krankheiten sind nichts anderes als Desintegrationen einer Teilfunktion, die ins Ganze nicht ausreichend integriert werden können. Und nichts reagiert mit mehr Erleichterung als dieses Einzelne, dieser Teil, wenn er vom entscheidenden Zentrum, dem Gehirn in diesem Fall, wieder an seinen Platz gewiesen wird. Dann ist er nämlich wieder gesund.

Eine der eisernsten Lebenserfahrungen des VdZ ist deshalb auch, daß sich ein System (ein Organismus) NIE "von unten heraus" reformieren läßt. Wenn er das versucht, stellt er sich in einen Widerspruch in sich - er zerstört genau das, was zu reformieren er vorgibt. Deshalb ist jede Revolution der Geschichte gekennzeichnet davon, daß nach kurzer Zeit eben diese Referenzmassen nichts sonst wünschen, als daß alles wieder zur FRÜHEREN Ordnung zurückkehrt. (Wie gesagt: hier wird grob vereinfacht, um es anschaulich zu machen indem die Richtung, in der die Aussage liegt, an der Metapher deutlich werden zu lassen.)

Das ist der Grund, warum nahezu alle "rechten Parteien" Europas im Grunde immer wieder in sich zusammenfallen: Sie produzieren einen Widerspruch! Während sie dann Zuspruch haben, wenn sie autokratisch sind und Autokratie fordern (und damit den allem politischen Wollen der Menschen zugrundeliegenden Ordnungsstreben entsprechen), fallen sie in sich zusammen, wenn sie sich DESHALB auf Demokratie und "Macht, die vom Volk ausgeht" berufen. Mit nichts kann man die Menschen mehr erschrecken. Denn jeder Mensch weiß - ob er das "weiß" oder nicht - daß nicht er eine Ordnung vorgibt, sondern ihm selbst eine Ordnung vorausliegt.


Morgen Teil 2) Lächeln wir aber doch über diese Kindereien




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