Ohne feste historische Verankerung der Ursprünge, ist aber der Koran eine reine Projektionsfläche von Phantasien und Wunschvorstellungen. Mit einem offenbarungspositivistischen Verständnis und wortwörtlichen
Interpretationen kann immer wieder eine fragwürdige Theologiepolitik
betrieben werden.
Die westliche Islamforschung ist zur Zeit ausschließlich
arabisch-philologisch orientiert. Sie verzichtet auf die Anwendung von
Methoden, die in den Historischen Wissenschaften zum Standard gehören,
und berücksichtigt nicht die orientalischen Sprachen, die im Koran ihre
Spuren hinterlassen haben, ebenso wenig die zahlreichen
religionsgeschichtlichen Bezüge. Offensichtlich aber spricht der Koran
Hörer an, die in diesen lebendigen Traditionen standen. und reagiert auf
aktiv vertretene Positionen. Ihn ohne Rekurs auf diese Vorgaben
auslegen und verstehen zu können, ist unmöglich. Wenn diese Mühsal des
Nachforschens nicht geleistet wird, wird der Koran zur bloßen
Projektionsfläche eigener Vorstellungen – seien sie muslimischer oder
westlich-„wissenschaftlicher“ Art. Er selbst versinkt dann im Dunkel –
das Gegenteil seiner postulierten kanonischen Geltung.
Wird fortgesetzt
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