Es hat schon etwas Befremdliches, wenn zwar viel über Glaubens- und Religionsverlust geredet wird, aber die Zusammenhänge mit dem kindlichen Erleben von Vater und Mutter nicht gesehen werden. Denn in ihnen begegnet dem Kind die ursächliche, ja für das Erleben: erstursächliche Transzendenz aller Welt. Die für das Kind aus den Eltern hervorgeht, einerseits, und anderseits aus deren Verhältnis zueinander hervorgeht.
Darum findet sich im konkreten religiösen Leben eines Menschen ein direktes Widerbild der Eltern, die er hatte und erfahren hatte. Wobei man sich vom Reden nicht täuschen lasse, in das jemand seine Religiosität (oder Nicht-Religiosität) packt. Denn auch die Sprache ist eingehüllt in eine viel tieferliegendere, erstere Struktur gewissermaßen - als Geistwehen. Und diese erfahrene tiefe Grundstruktur der Welt (C. G. Jung hat das durchaus richtig erkannt) begegnet einer gleichfalls unveränderlichen Grundstruktur des Menschseins selbst, wie sie im Kind ab ovo angelegt, und auf diese tiefste Struktur in den Eltern (als quasi Gotteserfahrung) hinorientiert ist, als Antwort auf Fragen, als tiefste (und dialogische) Sinnstruktur der Welt, wie sie sich um und in dem Kind allmählich aufbaut.
So weit kann ein Feminismus etwa gar nicht reichen, um diese Struktur wirklich zu erfassen. Er kann sie verhüllen, er kann sie fast zur Gänze verhüllen, er kann sie äußerst schwer erkennbar machen, auch durch Beeinträchtigung des Erkennenden (Kindes). Aber diese konkreten Gestalten haben im Kind eine Wiedergestalt geprägt, die niemand überwinden kann. Das macht eine ideologisierte Situation, so kompliziert und furchtbar sie sein mag, niemals aussichtslos. Höchstens: schwierig oder äußerst schwierig. Aber nicht unüberwindbar, sodaß sich niemand von der Verantwortung zur Wahrheit freisprechen kann. Jene Wahrheit, an der letztlich alles noch - und sei der Funke noch so klein und zurückgedrängt - teilhat, in der alles Seiende noch irgendwie sein muß, weil es sonst gar nicht mehr da wäre.
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