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Dienstag, 30. Juni 2015

Unersetzbar in der Identität

Identität, schreibt Dorothee Sölle, ist Relation. In dieser ist auch Unersetzlichkeit gegeben. Jeder Spieler, jeder Mensch trägt wie im griechischen Theater die Maske seiner Rolle. Nicht auf die Rolle aber kommt es an, sondern wie (und ob) er sie ausfüllt. Das tut jeder auf seine Weise, das macht sie individuell. Das Eigentliche der Person verbirgt sich hinter der Maske, auch wenn Maske und Person dahinter emprisch zu einem werden.

Gott beurteilt aber nicht nach der Art von unwissenden, ungebildeten Zuschauern, oder danach, welche Rolle jemand spielt. Weder der soziale noch der moralische Status einer Rolle geben den Aussschlag. Gott fragt nur rollenimmanent: ob der einzelne die Möglichkeiten der Rolle ausgespielt - oder sie vertan hat. Er fragt nur danach, wie sich die Seele im Gewande der jeweiligen Rolle hält und bewährt.

In diesem theatrum vor Gott ist der Einzelne zwar vertretbar, aber nicht ersetzbar. Denn wer nur vertritt, der verdrängt den anderen nicht: wenn die Mutter stirbt, und der Mann nimmt sich eine neue Frau, und diese versteht sich als Vertretung, bleibt der Bezug zur verstorbenen Mutter erhalten. Ersetzt sie diese aber, fällt diese ins Nichts.

Wird aber die Identität des Einzelnen nicht mehr als von Gott gegeben angesehen, das heißt: als dem absoluten entstammende Aufgabe erfaßt, verliert sie den Charakter der Eimaligkeit und wird ersetzbar. Und das ist, so Sölle, nach dem Verlust des metaphysischen Bezugs der Fall.

Seiner theologischen Identität, der von Gott gestellten, übergebenen Aufgabe entbunden, flieht der Mensch in die Rolle seines eigenen Regisseurs. Er wird nicht mehr nur zum Spieler, sondern zum Schöpfer seiner eigenen Rolle. Er will seine Identität nicht mehr empfangen, sondern leisten.

Aber eine geleistete Unersetzbarkeit kann nur Schein sein. Denn jede Leistung - so beweist es tagtäglich die Welt er Arbeit - ist ersetzbar und austauschbar. So, wie es sich in der arbeitsteiligen kapitalistischen Gesellschaft genau aus diesem Verlust des Bezugs auf die Spielordnung in Gott entwickelt hat, ist es folgerichtig unerheblich geworden, WER etwas tut. Stattdessen wird die Arbeitsleistung unter das Paradigma der Perfektion gestellt, und die Arbeitsstelle (Rolle) entlebendigt. Denn der Mensch ist eben der, der einmal unausgeschlafen ist, der einmal versagt, Fehler macht, nervös oder krank ist, während seine positive Leistung nur das Erfüllen des ohnehin Verlangten bedeutet.

Kündigt oder stirbt so ein Mitarbeiter, wird er damit augenblicklich "voll" ersetzt. Deshalb dominiert die Angst, die sogar eine Todesangst ist: Denn mit der Ersetzbarkeit steht der Mensch jederzeit in der Gefahr, buchstäblich zum Nichts zu werden.

So ist das Wort Vertreter aus seinem eigentlichen Bezug - Stellvertreter, d. h. in diesem einen begegnet dem Gegenüber das Ganze des (in diesem Fall:) Unternehmens, noch früher gar: Chefs - herausgerissen worden, und wird zwar heute noch verwendet, aber im falschen Sinn: nämlich als Ersatz. In einer funktionalisierten Geschäftswelt vertritt der Vertreter nur noch Artikel (schon gar beim Markenartikel), er selbst ist aber jederzeit ersetzbar. Damit fehlt jeder persönliche Bezug, die Person kommt nicht mehr vor.

Und damit fehlt aber auch der Lebenserfüllung durch den Einzelnen das maßgebliche Element des "heroischen Kampfes". Er wird als Wirkmotor durch das Gefühl der Angewiesenheit und Unsicherheit, ob man ihn überhaupt braucht, ersetzt, seine Identität ist ständig gefährdet. Bestenfalls noch seine Kollegen geben ihm hierin Bestätigung, seine eigentliche Rolle tut es nicht mehr. Und stehen sie in Solidarität zueinander, so ist auch echte Stellvertretung möglich: in der diese ihm in einem Versagen "vertreten", den Drachen erschlagen, auch wenn er gerade schläft, aber ihn nicht ersetzen, sondern ihm auch den Lohn zukommen lassen. Weil jeder fehlt, ist damit auch jeder auf Stellvertreter in diesem Sinn angewiesen.


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Übrigens zeigt Sölle auch einen wesentlichen Aspekt des Verhältnisses von Lehrer zu Schüler auf, nämlich genau diesen Begriff der Stellvertretung darin: Die Aufgabe des Lehrens muß sein, eine Identität zu vertreten, die sich der Schüler allmählich aneignet. Solange der das nicht kann oder will, hält ihm der Lehrer dennoch diese Stelle - seine Zukunft damit - offen. Ein Lehrer, schreibt die protestantische Theologin, die in des Wortes doppelt verstehbarem Sinn A-Theistin ist, der sich nicht selbst erübrigt, der sich nicht aufhebt und überflüssig macht, ist ein schlechter Lehrer. Verweigert umgekehrt der Schüler die Wahrnahme seiner Verantwortung (diese Identität anzunehmen), ist Strafe notwendige Folge des Erhalts der Ehre.

Aber nicht als etwas, das einfach von einem Subjekt über einen Pönitenten verhängt wird, sondern in dem der Lehrer die Strafe mitträgt, die ihm selber genauso schmerzt. So wird sie zum personalen Vollzug. Etwa indem er beim Nachsitzen des Schülers anwesend ist, ihm damit signalisiert: ich halte dir deinen Platz stellvertretend offen; ich denke dir (in Verantwortung) ein Bild deiner selbst zu, das du ergreifen sollst, weil es für dich gut ist. Denn wenn du das nicht tust, keine Rolle und Identität annimmst indem du dich mit mir identifizierst, würdest du dem Sog der Umstände anheimfallen.




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Das Glück der Griechen

Als nahezu perfekt muß man die Politik der Griechen im Poker mit der EU bgezeichnen, folgt man den ziemlich erhellenden - und höchst einleuchtenden - Ausführungen von Hans-Werner Sinn. Der nichts tut als 1 und 1 zusammenzuzählen. Mit einem Makel für die Politik: daß er das ganz reale Geschehen in seinem Blick etwas weiter umfaßt.

Denn Griechenland pokert perfekt. Während es im Plan A um Rettung zockt, bereitet es in Plan B eine Last vor, die die EU mit jedem Tag (!) mehr unter Druck setzt. Und damit den Preis für einen Austieg der Griechen aus dem Euro in immer gewaltigere Höhen treibt.

Hier schon vor fünf, sieben Jahren vorhergesagt - und ein Armutszeugnis einer wirklich völlig imkompetenten, handlungsunfähigen Politik, die das nur sein kann, weil sie um den unendlichen Rückhalt in steuerzahlungswilligen Bevölkerungen weiß, denen niemand reinen Wein einschenkt. gar nicht einschenken kann, weil die Politiker und der Beamtenadel das Geschehen nie überblickt haben, deshalb spielend leicht an der Nase herumzuführen waren. Damit ist die Lage ausreichend beschrieben. 

Das haben die Linken in Athen ziemlich luzide erfaßt, und rein für sich gesehen - sind sie für die Griechen ein Glücksfall. Aus den einst einmal taxierten 300 Milliarden - bereits überwiesenen, von Steuerzahlern der EU bedeckten - Ausstiegskosten Griechenlands für die EU wurden längst 500 Milliaren, und es werden mit jedem Tag durch clevere Maßnahmen der Regierung in Athen mehr. Mittlerweile diktiert nämlich Athen der EU, was zu tun ist, oder nicht.

Und sie tun es auf die Weise eines nie erzogenen Kindes. Das nämlich den Zusammenbruch eines Systems riskiert (ohne ihn freilich wirklich zu wollen), indem es die Verantwortung für das Ganze brutal dem anderen überläßt, um sich selbst aber jedes Ausscheren zu erlauben.

Einige Auszüge aus der brillanten Sinn'schen Analyse aus dem Artikel in der Presse. In welcher selben Ausgabe auch Josef Urschitz den Fall Griechenland als einem Fall klassischen Politikversagens bezeichnet. Alleine Österreich hat mittlerweile 9 Milliarden Euro - 140 Milliarden Schilling - Ausfallsrisiko zu tragen, und durch als Steuer bezeichnete Enteignung von realem (nicht einfach nur monetärem, denn sonst wären die Schulden Österreichs auch nichts mehr wert) Privatvermögen zu decken.

Während das der Griechen sicherer wird denn je. Hintergrund: Die Schulden des griechischen Staates waren von Anfang der Krise an nicht mehr eintreibbar. Weil Griechenland - mit hoher Wahrscheinlichkeit: aus US-geopolitischen Gründen - mit Geld zugeschüttet wurde, ohne auf die Bonität zu achten, und damit flugs einen politiknützlichen Sozialstaat aufgebaut hat, der sich einfach und naiv-mathematisch - Gott möge die Ökonomen endlich vernichten! - nach dem europäischen Modell richtete (und schon dort selbst natürlich niemals finanzierbar war und ist).

Ach, welche Überraschung. Es gab damals übrigens eine bezahlte Regierungs-Claque, die in Zeitungen heftig postete, und jeden augenblicklich verleumdete, der genau das, was jedem mit Verstand klar war, behauptete: Ein Land, das pleite ist,  muß eben pleite gehen.

Wie lange werden wir aber diese Pseudo-Elite aus strunzdummen Ablaufoptimierern ohne Ahnung von der Welt noch ertragen!?

(cit./) "Der griechische Finanzminister, Yanis Varoufakis, arbeitet als Mann fürs Grobe an PlanB, während Alexis Tsipras, sein Regierungschef, sich für PlanA zur Verfügung stellt. Das Rollenspiel gehört zur Strategie.
Die Vorbereitung von PlanB, dem Austritt aus dem Euro, hat zwei Elemente. Einerseits muss man provozieren, um die eigene Bevölkerung für den Fall eines Austritts zu emotionalisieren. Andererseits gilt es, die Kosten des PlansB für die Gegenseite in die Höhe zu treiben. Das tut Athen, indem es den Bürgern die Kapitalflucht erlaubt. Athen könnte die Flucht eindämmen, und es könnte sie mit Kapitalverkehrskontrollen sofort unterbinden. Aber das würde seinen Drohpunkt verschlechtern.

Die Kapitalflucht heißt nicht, dass Kapital per Saldo ins Ausland wandert, sondern nur, dass privates gegen öffentliches Kapital getauscht wird. Griechische Bürger leihen sich bei ihren Banken Geld, das im Wesentlichen durch ELA-Notfall-Kredite der griechischen Notenbank gegenfinanziert wird. Dann überweisen sie das Geld ins Ausland. Die Überweisung zwingt die Notenbanken der anderen Länder, neues Geld zu schaffen und griechischen Bürgern zur Verfügung zu stellen. Damit geben diese Notenbanken der griechischen Notenbank einen Überziehungskredit, wie er durch die sogenannten Target-Salden gemessen wird.

Tritt Griechenland aus dem Euro aus, haben die griechischen Kapitalflüchtlinge ihr Vermögen im Ausland in Sicherheit gebracht, während die ausländischen Notenbanken auf ihren Euro-Target-Forderungen gegenüber der griechischen Notenbank sitzen bleiben. Letztere ist dann nämlich bankrott, weil ihre Aktiva auf abgewertete Drachmen lauten und der griechische Staat weder haften muss noch haften kann. Im Jänner und Februar stiegen die griechischen Target-Schulden um fast eine Milliarde pro Tag, Ende April lagen sie bei 99 Milliarden Euro. Kein Wunder, dass Varoufakis und Tsipras auf Zeit spielen und sich weigern, eine echte Reformliste vorzulegen.
(./cit.)




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Montag, 29. Juni 2015

Frau ist nur noch Polit-Kapital-Faktor

Ein guter Kommentar aus der Feder von Alexander Kissler fand sich dieser Tage auf cicero.de. Mit einem Aspekt, den man ab und zu betonen sollte, denn er ist nicht unwesentlich: Genderismus dient der Produktion von Steuern, und damit von Macht für Politik. Die mittlerweile nur noch über Geld Politik macht. Das Ausbeuten des funktionalen Potentials in den Frauen ist deshalb direktes Ziel auch der EU. Anders kann der zentralistische Bürokratismus und Politismus sein Überleben gar nicht sichern. Und die EU sagt es noch dazu ganz offen! Etwa in einem jüngst beschlossenen Strategiepapier.

Hier einige Passagen. Der Witz bei der Sache ist, daß es gelungen ist, den Frauen - und sie haben alle Macht, in jedem privaten Bereich, und damit im öffentlichen - einzureden, Genderismus würde IHNEN dienen. In Wirklichkeit sind sie zu nützlichen Idioten, zu bloßen Mitteln der Überlebensstrategie aus Politik und Beamtenpopanz reduziert worden - nicht einmal als Selbststrategie eines freien Marktes. Indem man sie aus der hierarchisch gegliederten Mann-Frau-Konstellation herausbrach. Ein freier Markt interessiert doch die Politik nicht. Dafür aber - der Kapitalismus, die Geldproduktion, die Schwester der Politik, nicht nur der Neuzeit.

Nominell soll mit dem Strategiepapier die „Gleichstellung von Frauen und Männern“ auf allen Feldern des politischen Handelns vollendet werden. Tatsächlich spricht der „Noichl-Bericht“ offen aus, was Gender-Kritiker bisher mithilfe einer Hermeneutik des Verdachts behaupteten: Daß Gender angewandter Feminismus mit latent androphoben Zügen ist . Daß durch Gender Mainstreaming sämtliche, auch private Bereiche des Zusammenlebens reorganisiert werden sollen. Und daß drittens das behauptete Ziel – die „vollständige Gleichstellung der Geschlechter“ – aus wirtschaftlichen Erwägungen in den Rang einer Schicksalsfrage erhoben wird. Letztlich ist Gender das effektivste Mittel, „das Wirtschaftspotenzial der EU deutlich zu stärken“.

Der Bericht scheut sich nicht, Frauen als „Humankapital“ zu bezeichnen, dessen „umfassende Nutzung“ geboten sei. Frauen, heißt es, sollen nicht länger Minderleister, pardon: „Zweitverdienerinnen“ sein, weil nur so „das Wirtschaftswachstum und die Wettbewerbsfähigkeit in der EU“ zu neuen Höhen geführt werden können. Frauen dürfen nicht, nein, sie müssen „alle Talente in den Produktionsapparat“ einbringen, müssen beitragen zu „Arbeitsmarkteffizienz und –fluidität“, damit die Rendite stimmt, die Firma brummt. Kein Hedgefonds, kein Industrietycoon, kein Ultrakapitalist spräche kälter von Männern und Frauen, als es im vermeintlichen Kampf für mehr Frauenrechte der „Noichl-Bericht“ tut. Schleierhaft und mysteriös, wie eine parlamentarische Mehrheit zu dieser Selbstpreisgabe des Menschlichen auf dem Altar der wirtschaftlichen Ausbeutung je ihr Ja geben konnte.

[...] „In allen Punkten“ sollen die Sozialpartner diese Prinzipien künftig befolgen, auch in „Gemeinde- und Stadträten“ ist die geschlechtsparitätische Besetzung das Ziel – ohne Eingriffe in das Wahlrecht lässt sich das nicht machen. Männer sollen „stärker in Betreuungs- und Haushaltsarbeiten eingebunden werden“ und Kinder schon in jüngsten Jahren in der Schule den Abschied lernen von den „traditionellen unterschiedlichen Rollen, die Mädchen und Jungen zugeschrieben werden,“ und in den Genuß von „Sexualerziehungsprogrammen“ kommen . Will Brüssel also die Lehrpläne an sächsischen Grundschulen festlegen? Natürlich sollen auch weitere „Lehrstühle für Geschlechterstudien und feministische Forschung“ eingerichtet werden. Über all dies, beschloß das Europäische Parlament, möge die Europäische Kommission mit einer „Gleichstellungskontrolle“ und jährlichen Fortschrittsberichten wachen. 





*290615*

Our enemies are WE (2)

Teil 2 - Anmerkung: Dieselbe Perfidie in der Kirche




Bekanntlich hat diese Sprechweise auch in die Kirche bereits Einzug gehalten, und zwar schon lange: manche Dokumententexte des 2. Vatikanums etwa sind deutlich erkennbar bereits Opfer dieses Nominalismus, einer schiziden Absicht geworden. Sie sind damit nicht WÖRTLICH falsch, aber sie sind in ihrem Eigenwert entleerte, flexible Hülsen, Masken für ganz neue Inhalte geworden. Damit ist zum einen eine Kritik unmöglich, zum anderen aber sind sie für ganz andere Intentionen verwendbar geworden. Und das ist auch passiert. Wenn em. P. Benedikt XVI. erst unlängst davon sprach, daß es "zwei Konzilien" gab, eines der tatsächlichen Inhalte, und eines der öffentlichen Rezeption, dann ist genau das gemeint. Die Präambel zu sämtlichen Konzilstexten war nicht mehr in der Lage, diesen inhaltlichen Dammbruch, der sich dann als "Geist des Konzils" in die Worthülsen ergoß, und zwar durchaus in polarer Konstellation, zurückzuhalten. 

Der VdZ hat für sich mittlerweile sogar den Grundsatz definiert, daß man die LÜGNER genau daran erkennt, daß sie sich ganz explizit auf die "wörtliche" Interpretation der Konzilstexte beziehen. Nicht, weil das nicht tatsächlich (auch) wichtig und unverzichtbar wäre. Aber damit halten sie als taktisch-praktische Maßnahme die Interpretation (s.o.) eben offen, und verwenden diese pastoralen Hülsentexte um anderen Geist zu rechtfertigen, um die unterschiedlichen Ebenen (in den möglichen Sinnbezügen) zu vernebeln. Genau deshalb übrigens hat die Piusbruderschaft mit ihrer Kritik am 2. Vatikanum so wenig Erfolg. Nur über die Textebene läßt sich das Problem nämlich nicht lösen, es entzieht sich so der Faßbarkeit. 

Man muß sich damit ... derselben Vorgangsweise bedienen wie jene, die NICHT guten Willens sind. Die mit den entleerten Worthülsen versuchen, andere Inhalte einzuschleusen. Denn sie wissen, daß man dies nur durch Argumente AD PERSONAM kann. Denn Inhalte sind immer personal verankert: sie sind der Geschmack der Gestalt. Die Wahrheit ist direkt und wahrnehmbar nur in der Person Jesu Christi enthalten, und sie wird über Personen weitergetragen, ist aber im "faktischen Menschen" hier und jetzt nur erkennbar, wenn man in der Lage ist, die Wirklichkeit (als logos bzw. im logos) zu sehen.

Das ist eben das Wesen der Schizoidität, die einen Ansatzpunkt verlangt, der dem Anständigen (aber auch nur diesem eben) ein schweres Problem ist - das Argument AD PERSONAM. Wer schizoide Taktiken anwendet lebt nämlich immer von der Anständigkeit des Gegenüber, das um die Schwierigkeit weiß, Wahrheit sprachlich zu fassen. Das um die Schwierigkeit, ja moralisch, anthropologisch gesehen: Unmöglichkeit weiß, innere Haltungen anderer Menschen zu beurteilen. Wer dem schizoid agierenden Gegenüber entkommen, seine eigene geistige Gesundheit aber bewahren will, braucht deshalb ENORMEN MUT ein Urteil zu treffen, das im Absoluten von Menschen gar nicht zu treffen ist. Er kann deshalb nur HANDELN, nicht gegenargumentieren. Und erst auf dieser Ebene wird sein Urteil verifiziert. 

Die Schizoidität arbeitet also mit dem Schwierigsten, das dem Menschen passieren kann: Der Isolierung, dem NUR auf sich gestellt sein, bzw. vor allem: dem Glauben daran. Weshalb er in nächsten Schritten beim Betroffenen sehr leicht zur Paranoia wird. Denn gerade das Urteil, das verbalisierte Urteil, ist in höchstem Maß Bezug auf Gemeinschaft, ja ist die Grundlage von Gemeinschaft. Die politische Bekämpfung von Opposition ist deshalb am effektivsten, wenn sie auf die Isolierung der Gegner abzielt, sie in den Glauben versetzt, nur noch alleine zu sein. Die Kraft dann noch zu widerstehen haben nur sehr wenige. Eine Kraft, die im wesentlichen eine Kraft im Strom von Erinnerung ist - deshalb auch die "Gefahr" von ununterbrochenen Traditionen, von Erzählungen, und nicht zuletzt: von Büchern, auf die heute über Gendersprache ja ebenfalls zugegriffen wird: Man beachte das besonders verwerfliche Umschreiben von Kinder- und Jugendbüchern! Im besonderen, weil deren eigentliche Inhalte damit unverstehbar und (wieder) stumm gemacht werden.

Von der eigentümlichen Wirksamkeit der paradoxen Intention, einer quasi praktischen Form der "Dialektik", soll hier nicht gehandelt werden; sie wäre eine weitere, aber nur sehr subtil anzuwendende Handlungsmöglichkeit, die mit der Konfrontation des Gegenüber mit der hinter den entleerten Worten stehenden Wirklichkeit arbeitet. Sie war der Rettungsanker des VdZ in seiner Jugend, die er selbst  entdeckt hat - über die Verarbeitung der Schriften des amerikanischen Psychiaters R. D. Laing, (der nicht aus Zufall die Schiozidität und die Schizophrenie wie kein dem VdZ bekannter Psychologe untersucht hat: das mußte in Amerika stattfinden, ) und erst viel später bei Viktor Frankl bereits theoretisiert fand.Auch Frankl, als KZ-Opfer, kein Zufall: Denn der praktische Nationalsozialismus (alles andere als ein geschlossene "Theorie" - eben: ad personam wirksam) hat nahezu perfekt mit eben dieser Äquivokation, mit der Schizoidität gearbeitet.

Und jetzt, nach dem nunmehr Gesagten, sehen Sie vielleicht das Video NOCH EINMAL an. Es ist KEINE Verschwörungstheorie*, die hier als Systematik politischen Handelns dargelegt wird.** Sie zeigt sich als Teil eines in sich geschlossenen Systems einer Weltanschauung, die über oft sogar kleinste Teiltheorien - die als trojanische Pferde agieren - seit Jahrhunderten mehr und mehr zu "Wissen", zu Überzeugungen wurden, sich nach wie vor nur selten von Angesicht zeigen, aber als immer umfassendere Weltanschauung mehr und mehr Gestalt annehmen, die argumentativ, in der Sprach- (als Geistes-)landschaft mit ihrem nach wie vor vorsichtig erst formuliertem religiösem Anspruch den praktischen Katholizismus in ein irrationales Neuheidentum hinein überwinden.








*Der Zuhörer möge nur ein klein wenig die zunehmenden "Oberwellen" ausblenden, die der sachlich sehr interessante Vortrag im Laufe seines Fortschreitens erhält. Daß etwa eine gezielte Reduktion - durch Tötung - der Erdbevölkerung (freilich, sieht man von Abtreibung und Euthanasie ab) geplant wäre, glaubt der VdZ nicht in dieser Form. Das wird indirekt angesteuert, und mit Erfolg: Jüngst in deutschen Qualitätsmedien veröffentlichte Berichte zeigen demographische Hochrechnungen, wonach bei derzeitiger Fertilität weltweit die Bevölkerung der Erde im Jahre 2200 bei ... EINER Milliarde Menschen angelangt sein wird. Das ist dann tatsächlich ein Achtel der derzeitigen Bevölkerung, und so paßt der Fuß wieder in den Schuh des Vortrags. Aber um im Fluchtpunkt der ökologsichen Weltbewegung ein fast völliges Ende von Privateigentum (Eigentum heißt: freie Verfügungsgewalt über eine Sache) zu erkennen, dazu braucht man wirklich kein Verschwörungstheoretiker zu sein.

**Wollen wir hier etwa auch übersehen, was der Vortragende zu den Hintergründen über die Waldbrände des Jahres 2000 im Westen der USA (um Minute 28) sagt, die er als "Beleg" anführt. Der VdZ hat sich einmal mti dieser Problematik befaßt, und meint das verspätete Starten der Brandbekämpfung mit sehr naheliegenden Strategieüberlegungen begründen zu können. Die aus der Kybernetik kommen. Wonach man kleine Katastrphen gar nicht bekämpfen soll, weil solcherart befriedete Kleinareale im Gesamtkonnex langfristig sogar zu höherem Gesamt-Katastrophenpotential tendieren.





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Sonntag, 28. Juni 2015

Wer Laudato Si sagt ...

... muß auch für einen EU-Austritt Österreichs sein. Denn praktisch sämtliche päpstliche Forderungen nach einem revolutikonären Umbruch unserer Art zu leben und vor allem zu wirtschaften, die man durchaus unterstützen muß, hängen mit diesem unseligen Zusammenschluß zusammen. Und werden erst erfüllt, wenn das Wirtschaften wieder kleinräumig wird. Denn Lebensqualität ist nicht nur eine Frage der Sittlichkeit, wie sie durch die heutigen abstrakten, unniversalistischen Strukturen ausgehöhlt wird, sondern eine der Rückführung des Wirtschaftens von rein pekuniär bemessener Quantität auf innere Qualität weil Personalität. Und diese wird dann auf "geheimnisvolle Weise" auch die ökonomische Stabilität des Landes - das freilich dann wieder Politik betreiben, das Wesen des Staates begreifen müßte! - wiederherstellen. Selbst also die "Zahlen" werden keinen Einbruch erleben, wie manche meinen.

Eintragungsfrist bis 1. Juli, Unterzeichnung auf jedem Gemeindeamt und Magistrat möglich.Einige der Proponenten kennt der VdZ übrigens aus seinem seinerzeitigen Engagement gegen einen EU-Beitritt Österreichs, und hält sie für prinzipiell ehrenhaft, kompetent und glaubwürdig. Sämtliche warnende Vorhersagen der damaligen EU-Gegner sind eingetroffen, hingegen keine einzige positive (und meist simpel naiv-wirklichkeitsferne) Vorhersage der Befürworter, die damals offen mit Lüge arbeiteten. Der VdZ, der damals in offizieller Funktion bei der Diözese St. Pölten war, kann es bezeugen.

Die Österreicher brauchen keine Angst zu haben. Dieses Volk kann alleine stehen, und sich in Europa - selbständig - behaupten. Sie glauben es nur nicht, haben zu wenig Mut, weil sie zu deutlich gedemütigt wurden, und in absurdem Ausmaß bis heute werden, auch von der eigenen (versagenden) Führung. Der VdZ hat aber seinerzeit über lange Jahre direkte und intimste Vergleiche mit v. a. deutschen Betrieben ziehen können und müssen. Das Ergebnis war eindeutig: Die Leistungsfähigkeit und -bereitschaft der österreichischen Arbeiter war unübertrefflich. Mit weniger Personal konnte weit mehr Leistung erreicht werden. Die Österreicher waren nur gute Führung nicht gewöhnt, was sie zu Improvisationsweltmeistern gemacht hat. Sie waren gewöhnt, im Stich gelassen zu werden, wie es die heutige Politik macht. Eine Erfahrung mit langer, betrüblicher Tradition, wie auch der 1. Weltkrieg deutlich belegt. Das Volk aber hat einen guten, ja ausgezeichneten Charakter.

Der ihm 1994 zum Verhängnis geworden ist. Denn ein guter Charakter ist ein gehorsamer Charakter. Das hat der Charaktermüll ausgenützt, der den Beitritt forciert und durchgesetzt hat, um sich in Wahrheit die eigenen Pfründe zu sichern. Selbst die Grünen, zuvor Beitrittsgegner, haben sich später durch ausgesuchte Ausnützung der EU-Strukturen ausgezeichnet. Weil - wie immer, das ist ihr Charakteristikum - erstaunt festgestellt, daß ihre plumpe Opposition so wirklichkeitsfremd ist, daß sie überrascht sind, und zwar jedesmal, sobald sie in Reigerungsnähe kommen, daß die realen Strukturen eng in sachlich-rationalen Korsetten stecken. Daß also ihre primitiven Erklärungsmodelle, aus denen heraus sie zuvor kritisiert haben, nicht zutreffen. Daß die Welt komplizierter ist, als sie je wußten.

Es ist nun aber die nächste Generation, die den Austritt aus dem von der Vorgeneration angerichteten Schlamassel versucht. Es wird wenig nützen, der VdZ macht sich keine Illusion. Zu einbetoniert sind die Funktionsträger, die mit allen Mitteln um die Erhaltung ihrer Pfründe kämpfen werden, wei sie es damals, 1994, taten. Aber er ist es seinen Kindern schuldig, sie in ihrem Bestreben - sie alle sind in diesem momentanen Streben engagiert - zu unterstützen, selbst wenn er damals alles tat was er konnte, um (mit fairen Mitteln) einen EU-Beitritt zu verhindern.

Die bösartige, dumme Brutalität und Bereitschaft zu Lüge und Verleumdung der damaligen Propagandisten, die sämtlich heute fett in fetten Positionen sitzen, auch und gerade in der Kirche, war freilich stärker. Die der Staufer Friedrich II. geköpft, bis ins dritte Familienglied zur Schadensabgeltung enteignet, und von jeder öffentlichen Funktion weil ehrlos auf immer ausgeschlossen hätte. Mit der EU haben sich die korrupten, inkompetenten, unschöpferischen Pseudoeliten ihr Fundament der Wohlversorgtheit aber in Eisen gegossen. Wer auch nur etwas Realitätssinn hatte und hat, sah das voraus, weil es Teil der Wirklichkeitserfahrung war.

Auch in der Kirche gehörte so manchem der Kopf abgeschlagen (in metaphorischem Sinn), was etwa auch heißt: Verbot, Einschränkung der medialen Wirkung. Die sich um Wahrheit nicht kümmern, sondern diese mit Propaganda und Manipulation "zum (ihrer Meinung nach) Richtigen" verwechseln.

Es widerspricht dem Anliegen des Papstes. So wenig dieser argentinische Wirrkopf das selber einschätzen konnte (denn die Enzyklika Laudato Si widerspricht sich auf sehenswerte Weise,m so wie es der Papst sowieso laufend tut; darüber ein anderes mal mehr, denn das ist keineswegs Zufall).

Aber nehmen wir zur Abwechslung einmal ernst, was Franziskus da so an Wortlawinen absondert. Was ist nun, Ihr Kardinäle und Kleriker, mit Eurer Papolatrie? Wo ist nun der Kleriker, der sich - wie damals die Kirche öffentlich FÜR die EU Stellung nahm - nun für eine neue, keinstrukturierte, regional verwurzelte, menschliche Wirtschaft ausspricht? Oder haben die Angst, beim nächsten Wirtschaftsempfang nicht mehr Shrimpsbrötchen  mit Smalltalk serviert zu bekommen, sondern echt einmal etwas sagen zu müssen, nicht mehr geliebt zu werden, und nicht mehr an ihre Karriere denken zu können?

Übrigens war es in den Augen des VdZ ein Fehler der derzeitigen Austrittsbewegung, sich NICHT mit politischen Parteien zusammenzuraufen, wie in der Pressekonferenz stolz verkündet wurde. Die Großparteien haben längst so wenig Rückhalt - neueste Umfragen marginalisieren sie um je 20-22 Prozent! - daß davon nichts zu befürchten ist, und gegen den Rest des Spektrums hätte man sich eben wehren müssen. Aber auf eine Parallelstruktur der Veränderung als "eigentliche" Volksbewegung zu hoffen - Stichwort grass-roots-Bewegung - ist nicht nur rousseauisch naiv, es ist ontologisch falsch, revolutionistisch, und unwissend. Damit beweist man nur, daß es (mit apokalyptischer Sela) um "alles oder nichts" geht - nicht aber um realistische politische Veränderung.

Gut, auch damit schlüge man ja mit dem Papst in eine Kerbe.

Wer vieles zu retten versucht, wird alles verlieren.








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Our enemies are WE (1)

Was kennzeichnet Verschwörungstheorien? Sie greifen einen oft auch durchaus richtigen Zusammenhang heraus, und erheben ihn zur geplanten Welttheorie. Davon klar abzugrenzen sind aber geistige Grundzüge, die sich über menschliches Verhalten und Ereignisses legen lassen. Und zu denen gehören auch Neurosen und Psychosen einer Zeit. Unter Berücksichtigung dieser immer nötigen Distanz, ist dieses Video durchaus interessant. Denn wenn es auch einen Touch von Verschwörungstheorien hat, so zeigt der Sprecher doch ein Geschehen auf, das auch in den Augen des VdZ für die politische Situation des Westens kennzeichnend war: Angst ist ein Mechanismus, mit dem sich die Menschen kontrollieren lassen.

Das stand hinter den Bedrohungsszenarien des Kalten Krieges, der maßgeblich ein Propagandakrieg war, weit weniger eine realistische militärische Auseinandersetzung. Als die USA sahen, daß sie selbst ihre militärische Macht deutlich überschätzten, als die Ereignisse in Vietnam mehr und mehr zeigten, daß die USA diese ihre stärkste Trumpfwaffe sogar zu verlieren drohten, überlegte man, wie sich diese Machtsituation mit anderen Mitteln wiederherstellen ließe.

Und man kam auf ... die Umwelt. Dieser Problematik entkommt niemand, sie betrifft rein gegenständlich jeden. Der prinzipielle, auf so vielen psychischen Konstellationen außerordentlich passende Moment war dabei, daß man den Menschen selbst zum Feine seiner selbst erklärte. Das begann systematisch seit den frühen 1970er Jahren das Denken der Menschen zu beherrschen. Wenn es aber zutrifft, was der Redner so formuliert - "Our enemies are WE!" - so ist die logische Folge, daß das Handeln des Einzelnen außer seiner eigenen Verfügung und Entscheidung zu stehen kommt. Wie aber sind Menschen leichter zu lenken, zu beeinflussen, ihrer eigenen Entscheidungs- und Urteilsbasis zu entheben, als in dem Moment, wo sie daran glauben, daß sie selbst nur Unsinn, ja ihren eigenen Untergang anrichten? Wenn man ihnen das Vertrauen nimmt, daß sie in er Lage wären, ihr Leben selbst zu gestalten, weil die Wirkmechanismen, unter denen sie stehen, gar nicht ihrer Verfügung unterstehen? Mit dem Ökologismus, der seither in immer mächtigerer Gestalt die Welt umfängt, läßt sich selbst in den kleinsten, intimsten Handlungsbereich des Menschen eingreifen. Ja - in sein Verhältnis zu Gott. Denn der Ökologismus ist der Griff nach dem Gegenüber des Menschen - dem Du in Gott, dem Sein - in Gestalt der "Umwelt".

Die Ähnlichkeit mit religiösen Grundhaltungen, mit Haltungen Gott gegenüber, mit Wahrheiten über den Menschen und die Welt, sind also keineswegs zufällig. Nicht einmal die Aussage, daß der Mensch "die Krone der Schöpfung" ist, wird dabei beseitigt, sie wird nur in den Untergrund, ins Heimliche verdrängt. Denn wer alles im Insgesamt besser machen KANN, der ist ganz genau dieser Herrscher über die Welt. Die gesamte katholische Anthropologie, die gesamte Offenbarung, wird durch die politischen Maxime buchstäblich pervertiert. Das ist am leichtesten beim zweifellos höchsten Wert der Menschheit erkennbar, bei den sogenannten göttlichen Tugenden: dem Glauben, der Hoffnung, und am leichtesten erkennbar: bei der Liebe. Kaum ein Begriff ist derartig zerstört.

Und der Ansatzpunkt ist die Sprache, und ihre Stellung im Wesen des Menschen. Nimmt man einem Menschen die Sprache, entwertet man sie. Denn DAS erfährt ja der Mensch: daß die Begriffe zunehmend mit seiner eigenen Welterfahrugn in Widerspruch geraten, sie nicht mehr bergen, fassen, er die Welt und vor allem sich über Sprache und damit über Denken nicht mehr in Besitz nehmen kann. Die Sprache wird nominalistisch, von einem Bezug zum Wesen der Dinge und der Welt abgetrennt. Damit wird ein Mensch aber wirklich beherrschbar, weil die Sprache zu "einem Ding für sich" wird.

Sämtliche dieser ökologisch-politischen Thesen sind also in ihrem Wesen schizoid. Sie sind Äquivokationen, Umdeutungen von Wahrheit, die aus ihrem Seinsbezug (der persönlichen Welterfahrung) herausgelöst und auf eine nominalistische Ebene gehoben wird. Damit wird die Sprache wert- weil inhaltslos, damit das Denken zur bloßen Sophistik, weil die Begriffe leer werden.

Die Begründungsgerüste für diese nunmehr verkündeten Thesen sind meist sogar wörtlich deckungsgleich mit religiösen Prinzipien und Erkenntnissen. Aber - sie SIND jene NICHT. Sie sind trojanische Pferde, die andere Inhalte einschleusen, gerade WEIL sie dieselben Worte verwenden. Man lügt eben, wie hier schon mehrfach dargestellt, nicht durch "falsche Fakten". Man lügt durch Sinnzusamenhänge. Man lügt durch richtige Details, denen man wortwörtlich nicht widersprechen kann.*

Vieles der heutigen Grundhaltung läßt sich mit dem amüsanten Satz zusammenfassen: "Warte lieber Gott, erst müssen wir die Welt retten, dann kommst du wieder dran!" Wenn also Vernunft von Glaube und Gnadenlicht, wo vor allem aber Wort von Sinn, von Wirklichkeit getrennt wird.

Damit, genau damit reißt man ja erst Menschen aus ihrer grundlegendsten Verankerung - in der sie sich als Ich aus dem Du des Anrufs Gottes begreifen. In dem alles Sein in der Vorsehung Gottes geborgen ist, in dem die menschliche Vernunft durch das übernatürliche Licht überhaupt erst zur Vernunft wird. Damit hat Gott mit weltlich wirkendem Handeln, mit der menschlichen Vernunft, nichts mehr zu tun. Das vermeintliche Bedrohungsbild verdrängt buchstäblich Gott - durch Nachahmung. "Der Teufel ist der Affe Gottes."

Man muß nicht davon ausgehen, daß wir "Opfer" einer Verschwörung sind, Opfer eines geplanten Vorhabens. So weit muß  man gar nicht gehen. Auch das Gelingen eines Vorhabens ist nicht dem Menschen selbst anheimgestellt, gerade Verschwörungstheoretiker oder gar Verschwörer überschätzen so gut wie immer ihre eigenen Möglichkeiten, und zwar fundamental. Außerdem folgen geistige Gestalten einer ganz eigenen Dynamik.

Aber es kann erhellend sein zu sehen, welche Grundzüge das politische Handeln weltweit heute tatsächlich dominieren. Und da liegt Coffman in vielem sehr richtig, wenn man ohne noch der Frage nach Verursachung nachzugehen (erst dann haben wir es ja mit Verschwörungstheorie zu tun) Grundzüge der weltweiten Politik der Gegenwart erkennt.






*Morgen - Anmerkung: Dieselbe Perfidie in der Kirche





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Samstag, 27. Juni 2015

Einheit nur über das Medium

Es wäre eine Selbstverständlichkeit, die aber in einer Zeit der Wirrnisse neu erfaßt werden muß - der Umstand, daß es zwischen Menschen untereinander wie auch dem Verhältnis zur Um- und Mitwelt keine direkte Verbindung gibt. Sondern dßa diese immer und ausschließlich über ein Drittes, ein Medium verläuft. Das gilt für die Sprache nicht weniger, als für jedes Werkzeug. Es ist nicht der Hammer, der verbindet, sondern das diesem vorausliegende sachliche Feld, das es zu lösen gilt. Es ist nicht die Sprache, die verbindet, sondern das einer Sprache zugrundeliegende Wirklichkeitsfeld, das vermitteln kann. In dieses hinein sich - in Sachlichkeit - zu transzendieren ist es, was Gemeinschaft schafft. Transzendieren heißt, persönliche Antriebe und Motive abzuwehren, die die Sachlichkeit beeinträchtigen, sich also von der Sachlichkeit prägen zu lassen, als geatmeter Geist der Offenheit, der nimmt - und zurückhaucht.

Und das ist sie dann, die berühmte Kultur, als jenes Feld, das vom Menschsein nicht wegzudenken ist, weil es ihm wesentlich zubehört. Denn es liegt in der Haltung eines Menschen selbst, sich diesen Sachfeldern zu erschließen. So kann er mit anderen Gemeinschaft aufbauen.

Das wiederum setzt Wahrheit voraus. Denn im Irrtum, oder der Manipulation und sei es die Selbstmanipulation verschließt sich dem Vernunft- und Freiheitswesen Mensch der Zugang zur Sachlichkeit. Deshalb gibt es auch keine "Verschmelzungstechnik", und auch keine formlosigkeit als direkteren Zugang zum anderen, die wenn man sie näher betrachtet immer nur den Schein herstellen, daß über die Auslöschung der eigenen Personalität (als Selbsttrage), ja des Wesentlichen am Menschsein, Einheit und Gemeinschaft möglich wäre.

Diese Einheit ist Wesensziel des Menschseins überhaupt. Nicht in Auflösung des Einzelnen, sondern im genauen Gegenteil: im starken Selbstsein, denn nur dort gibt es Einheit. Das aber nicht direkt machbar ist, sondern wiederum über die Einfügung in diese Sachlichkeitsfelder entsteht. Persönlichkeit oder Rang eines Menschen ergibt sich sohin über die Ordnung dieser Sachlichkeitsfelder, die im gesamten Kosmos hierarchisch aufeinander eingestimmt sind. Das gilt nicht weniger über die Religiosität, das Verhältnis zu Gott zu sagen, das es als direkte Unmittelbarkeit nicht gibt, sondern gleichfalls vermittelt sein muß bzw. dieses ist. Denn der Mensch ist nicht einfach aus sich selbst heraus Mensch, dies bliebe er ohne Kultur und ohne deren institutionalisierte, werkzeughafte Vermittlungsinstrumente nur der Möglichkeit nach, nicht aber aktuiert. Zugleich sind es diese Instrumente, die den Zugang zur Sachlichkeit bestimmen, denn in ihnen hat er sich verwirklicht.

Dies findet sich belegt im Erkennen des Menschen als Sozialwesen. Das Soziale ist jenes Ordnungsfeld, in dem sich die menschliche Welt sogar überhaupt erst aktuiert. Während jeder Einzelne seine Aktuierung dem Sozialen sogar verdankt, sodaß die Welt des Menschen zu einem sich selbst erhaltenden System wird, wo eines das andere gibt - und empfängt. Nichts, was der Mensch tut oder will, ist ohne die Mitwelt denkbar, alles ist auf dieses Zueinander über ein Drittes ausgerichtet.

Deshalb kann es auch keinen dauerhaften Frieden, oder eine Ökumene geben, wenn er nicht über einen einenden Geist erfolgt, in dem jeder Einzelne, jeder Mensch auf ein alle umfassendes, ordnendes Sachfeld ausgerichtet ist. Sodaß das Zueinander der Menschen über die Ordnung dieser Sachfelder erfolgt, aus denen heraus sich dann der Einzelne verwirklicht, das heißt: ins Historische hinein als Historischer aktuiert. In eine Welt, in die er nicht einfach hineingestellt ist, wie man eine Figur in ein an sich abgeschlossenes Aquarium stellt, sondern deren dialogischer, geprägter wie prägender Teil er zugleich ist: als Identität, in der er sich zu einem Kontinuum zusammenfaßt, denn anders wäre er zu diesem Selbstsein nicht in der Lage, ihm fehlte Positionalität.

Es ist also der Mensch selber, der sich zum Menschen macht, indem er sich auf dieses "Sachfeld Mensch im Kosmos" hin überschreitet. Seine Individualität ergibt sich dann aus der Räumlichkeit, in Zeit, Ort, Geschichte, in die hinein jeder Mensch gestellt wird, sodaß kein Augenblick und damit kein Selbstseinsmoment dem vorhergehenden gleich ist. Immer ist er in den Auftrag gestellt, das Menschsein selbst und ständig neu zu aktuieren, das seine "Festigkeit" eben erst in dieser Positionalität als Identitätskontinuum erhält.* Womit gleichzeitig klar wird, daß dieses Sachfeld nicht wie ein okkultes Phänomen über den Dingen "hängt", sondern - ganz realistisch - in den konkreten Dingen verankert weil ausgedrückt ist, und aus diesen erst erkennbar wird. Das Entscheidende ist zu erkennen, "was ist".

Es ist also die Indirektheit, die erst ... Direktheit vermittelt.

Menschsein gibt es damit nicht anders denn - als Individuum. Das macht auch das klar, was als "Sittlichkeit" zu bezeichnen ist, denn es ist subjektive Leistung, sich in die Wahrheit hinein zu stellen, um aus ihr heraus Welt zu wirklichen.**





*Darin gründet die Aussage, daß sowohl der Mensch ein "an sich" (als Eigen-Wesentlichkeit) ist weil sein muß, wie es jedes Ding der Welt ist weil sein muß, weil sonst gar nicht sein könnte. Das heißt damit zwar, daß sich die Dinge (als an-sich) direkt begegnen, daß aber ihr Zueinander erst aus dem vermittelnden "Feld" möglich (weil im Sinn) bestimmbar wird. Alles, was ist, pulsiert also zwischen den Polen dieses umfassenderen Feldes (das selbst wieder umfaßt wird usw., ad infinitum), und dem An-sich-sein.

**Und das ist dann im übrigen die Kirche, in der - und nur in der - sich die Gemeinschaft des Menschen mit Gott ganz real (weil sakramental) wirklicht. Denn einen Ordo alles umfassender Sachfelder ohne Gott gibt es nicht, der Gottesbegriff selbst bezieht sich darauf. Weil somit menschliche Ordnung nur über den ordo möglich ist, ist sie nur mit und in und aus Gott möglich. Ein Ordo, deren Kategorien selbst wiederum aus der Personalität Gottes stammen. Vernunft IST also Wesensbild göttlicher Personalität. Genau dort liegt auch die Möglichkeit wie Grenze egal welcher Ökumene: in der Wahrheit. Sie ist das zum Ordnungsfeld - letztlich: des Ganzen - hin Vermittelnde. Eine volle Friedens- und Vernunftordnung (Vernunft IST selbst diese Ordnung, die auch jede bloße Rationalität noch einmal um das persönliche Element überschreitet) inner- mit außerhalb der Kirche ist deshalb nicht möglich. Daraus ergibt sich auch die personale Struktur der Wahrheit selbst.




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Der Wert der Augenzeugenschaft

Eine wirklich eigene Sicht Deutschlands im Jahre 1937, angefertigt von einem Amerikaner. Was sieht man, wenn man etwas "sieht"? Man sieht, was man apriori, aus dem Ganzen heraus, deuten kann. Nur so wird ein Detail, ein Datum, zu einem Faktum. Details zu sehen, weil "vor Ort" zu sein, ist deshalb sogar gefährlich. Weil sich aus dme Einzelnen kein Deutungshorizont "ergibt" - dieser muß vorausgehen. Man kann deshalb sehen - und gar nichts sehen. Deshalb sind die meisten Augenzeugenberichte, auch heute, so gut wie nichts wert. Wer nicht den wahrhaftigen Gesamtblick hat, offen für die Vernunft, wird von Details zwar beschäftigt, aber er wird nichts Relevantes aussagen können. Von denen nicht zu sprechen, die "etwas wollen", und ihre Beobachtungen nur als Beleg dafür wählen und verwenden.

Wo also der wahre Gesamtblick fehlt, wird die Detailkenntnis sogar zur Irreführung. Und deshalb bedienen sich viele, die irreführen wollen, möglichst vieler Detailkenntnisse. Man lügt meist mit der "Wahrheit" von "Fakten". Der VdZ kennt genug dieser Defraudanten, die zwar überall waren, oder oft oder lange wo waren, aber keine Ahnung haben, was dort wirklich passiert. Das macht den Künstler so unendlich wertvoll, das macht jeden innerweltlich, poltisch, was auch immer, Interessengebundenen zum lächerlichen Auswurf. Es wäre die Grundposition der Kirche. Auch wenn das heute jeder vergessen zu haben scheint.

Deshalb ist dieser Film (52 min.) wirklich interessant. Er hat eine ungewohnte Gesamtsicht, aus der heraus er wählt, was er belegend zeigt. Diese Gesamtsicht erst bricht zur Erkenntnis auf.









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Freitag, 26. Juni 2015

Nachtgespräch im Taxi

Es war ein netter, sympathischer Mann in den Mittdreißigern, der das Taxi lenkte, in das V gegen halb drei einstieg. Und er sprach ausgezeichnetes, nur mit leichtem Akzent beschlagenes Deutsch. Kinzerplatz? Ja, Hoßplatz, rechts, oder von der Alten Donau hinauf. Das kannte er. Ob die Nacht gut sei fürs Geschäft? Man kam ins Gespräch. Flau im Moment, am Abend sei es noch sehr gut gewesen, jetzt aber sehr schwach. Wie lange er schon Taxi fahre? Vier Jahre. Aber er mache es nur zur Überbrückung. Welche Überbrückung? Er sei Tischler, und mache seit Jahren die Meisterschule. Der Kurs beginne aber jeweils zu Jahresanfang, mit dem nächsten aber werde er den Meister abschließen. So lange fahre er eben Taxi.

Wo er her sei? Aus Kapadokien, ob V das kenne? Er wisse, wo es liege, sagte V. Ob er Kinder habe? Ja, zwei, eine 7jährige Tochter, einen 3jährigen Sohn, bereits hier geboren. Wie die hießen? Narja das Mädchen, Amid der Sohn. Was er weiter vorhabe? Er sei sich nicht sicher, aber er tendiere dazu, nach der Ausbildung wieder in die Türkei zurückzugehen. Was er zu einem EU-Beitritt der Türkei sage? Er lehne ihn ab, das sei unvereinbar. Europa sei christlich, und die Türkei muslimisch, das gehe nicht zusammen.

Einige Minuten herrschte Schweigen, er kannte den Weg nun gut. Als sie zur Alten Donau einbogen, fragte V: Sagen Sie, was würden Sie sagen, wenn ihre Tochter einen Christen heiraten wollte? Sofort kam die Antwort. Das würde er nicht zulassen. Schweigen. Als sie angekommen waren, drehte er sich um. Was würden Sie sagen, wenn ihre Tochter einen Muslim heiraten wollte? V mußte nicht lange nachdenken. Ich würde es zu verhindern suchen, aber ich rechne mir keine Chance aus, es verhindern zu können.

Eigentlich verstanden sie einander gut, sogar sehr gut, der Türke und der Wiener. Als hätten sie im Grunde die gleichen Haltungen, auch ihrer Religion gegenüber, und respektierten einander eben deshalb. Sie sahen den selben unüberbrückbaren Abstand, und genau diese Vernunft einte sie. V zahlte, wobei er großzügig aufrundete, stieg aus. Das Taxi fuhr weiter. Solche Leute kann man zu Freunden haben, dachte V. Die sich alle zwei Jahre besuchen. In Wien, in Kapadokien.




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Das gerichtete Wort

"Man muß und darf deshalb an Frauen den befreienden Aufruf richten: Hört auf, ihr müßt nicht mehr etwas werden, ihr müßt Euch keinen Namen machen! Das erledigen wir Männer, das ist nicht eure Aufgabe. 

Ihr müßt nur diesen Namen annehmen, übernehmen, hegen, nähren, und lieben, als Dach, in dem ihr und eure Kinder wachsen und leben können, bis diese die Fackel übernehmen und weiterführen, individuell weiter spezifiziert, ausgeprägt. Er ist Euer Rahmen, in dem ihr leben werdet, in dem ihr ganz ihr selbst sein könnt. Ohne jeden Druck, wie ihn die Welt ausübt, ohne Taktiken und Verstellungen, wie sie die Welt so oft fordert."


 Emil Karbau, in "Das gerichtete Wort"




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Donnerstag, 25. Juni 2015

Nachhaltigkeit ist gar nicht möglich

In jeder Phase hörenswert ist dieses Gespräch des deutschen Philosophen Norbert Bolz in "Philosophie heute" des Schweizer Fernsehen (55 min.). Es sei dem Leser anempfohlen. Es berührt in großer Ruhe weil Besinnung ein großes Spektrum an aktuellen Themen. Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, daß der Besonnene, der Vernunftbereite, einer riesigen, ja gigantischen offenen Wunde gegenübersteht, in der sich unsere Gesellschaft in Schmerzen windet, der sämtliche Lösungsansätze zwischen den Fingern zerrinnen, an denen die sie aber umso verzweifelter und wütender, aggressiver festhalten. Nur in der Vernunft aber, die etwas völlig anderes als bloß intellektueller Diskurs oder gar Meinungsbildung sind, und auch nicht in Moralismen und auch nicht in religiösen ideologisierten Systemen, läßt sich in einer immer relativen, gefährdeten Welt Halt und Ruhe - auch zum (wissenschaftlichen) Diskurs - finden. Diese Ruhe bleibt selbst dann, wenn man nicht oder nicht in allem die Auffassungen des Gegenüber teilt.

Das tut der VdZ auch nicht bei Bolz, der einfach sehr deutlich Liberaler ist und dadurch viele Kernprobleme doch nicht bei der Wurzel zu erfassen vermag. Denn die Welt bezieht sich auf eine ontologische Struktur und Ordnung, die in gewisser Weise "statisch" zu sehen ist (in aller Gefahr, die menschliches Verstehen mit sich bringt, weil sie immer in Bildern arbeitet.) Diese ontische Fundierung liefert erst die Kategorien, in denen sich auch die Welt formiert. Sonst zerrinnt sie letztlich immer. Im Bereich der Phänomene liefert deshalb Bolz sehr gute Analysen und sogar Synthesen, aber es bleibt gefährdet, weil es die Welt nicht ins Absolute einzuankern vermag: das Absolute (Gott, das Sein) bleibt deshalb (beim Liberalen) der Welt außen, es fehlt ihm das Tor in die Welt. Daß Bolz evangelisch ist (übrigens: mit einer katholischen Frau, wie er erzählt) müßte er gar nicht mehr erwähnen. Das Fehlen dieser Verankerung IST der Grunddefekt der Protestanten. Die ihnen fehlende Ernsthaftigkeit den Weltphänomenen gegenüber, die ihnen ja keinerlei absolute Aussage in der Welt möglich macht, macht sie dann, wenn sie sich gegen die (dieses Absolute ersetzen sollende) Ideologisierung in Fideismen und Moralismen wehren, zum Liberalismus geneigt. Damit fehlt dem Liberalen die Legitimation für "absolut wahre Sätze".

Und das erhellt sich noch weiter, wenn Bolz erzählt, daß er bei T. W. Adorno promoviert hat. Dessen "Es gibt kein richtiges Leben im Falschen" genau diese Ausgangslage reflektiert. Aber aus diesem Vernebelungszusammenhang, in dem die Gesellschaften stehen, läßt sich ohne Absolutes nie ein Ausweg finden. Denn auch die Logik der Ursachen (die ja nur aus der Begrifflichkeit stammen kann, nur die läßt ja sehen, womit sie aber immer zeitbedingt ist) ist dann nur noch faktisch-zeitrelativ, und kann in ihrem existentiellen Bezug auf diese Zeitvernebelung gar nie ausbrechen, bleibt notwendig innerhalb dieser Verhängungen, auch wenn sie kritisiert.

Der Mensch bleibt damit immer Gefangener, seine Freiheit ist eine relative, trotzige Freiheit der letzthinnigen Verzweiflung. Die Lösung des Liberalismus, daß deshalb jeder so leben solle, wie er es eben für richtig finde, hat aber ihre Grenzen, die nicht mehr als Ethik zu definieren sind, sondern in ihrem Regulierungsbedarf - solche Systeme steigern sich zu hochkomplexen Systemen, das heißt, daß ihre Zusammenbrüche unausweichlich sind, und dann MUSZ reguliert werden - zufällig "irgendwie pragmatisch" werden. Von einer schöpferischen Gestaltung des Lebens kann deshalb im Liberalismus gar nicht mehr gesprochen werden. Das reduziert sich auf ein in seinen Grenzen aber nicht mehr faßbares "Individuelles", das zum relativ-Autonomen wird.

Alles gründet also in der Anthropologie. Letztlich sänke die Philosophie damit auf die Ebene eines Meinungsaustausches herab. Denn es gibt dann keine Wahrheit mehr, nur noch rationale bzw. pragmatische Übereinkunft. Weil es keine Rationalität, keine "Logik" gibt, die sich aus sich heraus zu wahren (absoluten) Sätzen aufschwingen könnte. Das ist rational (Gödel; Wittgenstein) beweisbar. Deshalb konnte sich der Protestantismus nur noch in der Hl. Schrift (sola scriptura) verankern, und sich darin durch den Glauben auch wider alle Vernunft (sola fidei) absichern. Aber es fehlt dem solcherart auf den Einzelnen zurückgeworfenen Glauben als a priori die Verbindungsbrücke (wie sich in Kant dann explizit zeigt) zum Absoluten, zu Gott.

Bolz bleiben deshalb als Publikum nur noch jene Clacque, die in ihm ihre ohnehin bereits bestehenden Ansichten bestätigt, vielleicht argumentativ aber etwas mehr (in diesem relativen Geflecht der Zeitsprache als Zeitdenken) verankert sieht. Und Bolz sagt es sogar selber: er wolle mit seinen Büchern Argumente für jene liefern, die so leben wollten, wie er es da herausgreift. Er wird zum bloßen sophistischen Stichwortgeber, seine Bücher werden Heuristik (Werkzeuge, im Absicherungsdisput zu bestehen).*

Dennoch, in dieser Vernunftbereitschaft erst, die man Bolz auch weitgehend abnimmt, beginnt Freiheit und Geist, dort liegt der nun erst mögliche Ausstieg aus den Getriebenheiten. Dem Mainstream beizutreten - und gerade die Medienanbindung heute ist ein riesiger Versuch, immer Anbindung zu finden und zu wahren - vermag diese Unruhe nicht zu beseitigen, sie verlagert nur die Grenzen, macht das Individuum aber noch empfindlicher. Wo das nicht gelingt, wird alles als Angriff empfunden, weil gerade die Vernunft die eigene existentielle Angst vor Augen führt.

Aber Vernunft erschließt sich nicht "rational", auch wenn sie auf Rationalität nicht verzichten kann, sondern als menschlich grundlegendste Gesamtausrichtung. Wo immer jemand zu Menschengruppen "dazugehören" möchte, und sei die Gruppe noch so klein, wird dem Geist bereits ein Riegel vorgeschoben. Persönlichkeitsgestalt und Vernunftstruktur, ja sogar und gerade die Logik, sind nur zwei Seiten derselben Medaille.

Das aber unterscheidet sich völlig von dem, was ein Lehrer sein kann. Und Lehrer braucht jeder Mensch! Und seien es die Eltern. Ein gerüttelt Maß der Unruhe der Gegenwart liegt am Fehlen, aber auch am - wenn es prinzipiell ist, ist es noch dazu töricht - Ablehnen von Lehrern.

Ein Gedanke des Gesprächs sei zum Schluß noch hervorgehoben, denn er ist sehr wichtig: Bolz sagt, daß es ein wissenschaftliches Faktum ist, aus der Kybernetik nachweisbar, daß hochkomplexe Systeme (wie unsere Gesellschaften zweifellos sind; nicht, weil sie kompliziert sind, sondern weil sie in ihren Wirkfaktoren die Grenze von einfachen Systemen in JEDER Gesellschaft, jedem Staat überschreiten) NACHHALTIGKEIT (nach gängiger Definition) GAR NICHT MÖGLICH machen. Das, so Bolz, sollte die Wissenschaft der Politik einmal erklären!

Das Warum liefert der VdZ an dieser Stelle ein wenig nach, mit Verlaub: Weil die Aktions- und Reaktionsketten jeweiliger Teilsysteme (die ja aus ihrem Eigenwesen heraus gleichfalls tätig werden) ein theoretisches, linear nur plan- und erfaßbares Ergebnis eines einzelnen Prozessauslösers, der sich aufs Teil- oder/und Ganz-Ganze auswirken soll,  mit mathematischer Notwendigkeit ausgelichen, ja mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar weit übertreffen. Also kontraproduktive Prozesse zurückliefern, die zu einem neuen Gesamt-Rückschlageffekt werden. Hochkomplexe Systeme sind prinzipiell nicht steuerbar.** Diese (mathematisch-wissenschaftliche) Erkenntnis alleine macht jeden "Kampf gegen das Weltklima" (so wie jeden Kampf für oder gegen ein Abstraktum) zum puren Narrentum.









*Weil aber alles im letzten in der absoluten Wahrheit gründet, sind seine Bücher natürlich nicht NUR das.

**Deshalb ist der Instinkt der Nachhaltigkeitsfasler gar nicht falsch, wenn auch abzulehnen: Die über Totalitarismus, über Zentrallenkung von allem und jedem, das komplexe System zu einem einfachen linearen flachschlagen wollen. Simplifizieren also, wie es eben jede Utopie macht. Schudl am Scheitern sind aber dann natürlich Einzelne, die gegen die Idee "verstoßen". Also muß man die noch totaler beherrschen - die Logik jedes Totalitarismus. Der Mensch kann die Welt aber prinzipiell nicht beherrschen, und nicht retten! Er kann nur (mehr oder weniger kleine) Teilbereiche steuern. Dort, im nächsten Unmittelbaren, ist auch der Ort der Verantwortung, und jeder Ethik. An der je individuellen Bekehrung, die ein humanes Gesamtgeschehen ist, an der entscheidenden Wichtigkeit je individuellen (aber nie im Ganzen steuerbaren) Handelns, führt also nie ein Weg vorbei. Die Welt "als Ganzes" läßt sich niemals "verbessern" oder "gerechter machen". Jedes Abstraktum ist posthoc (bzw. im Ontischen a priori) feststellbare Kriterienfeststellung, aber niemals dinglich-konkretes Sachziel. Auch dann nicht, wenn es ein Papst fordert. Dann irrt auch der.





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Paranoia?

Eine Untersuchung des Instituts für Demoskopie in Allensbach im Jahr 2013 erbrachte, daß rund 30 Prozent der Bevölkerung Deutschlands meinen, man solle besser vorsichtig sein bei dem, was man sagt; 9 Prozent meinten, man solle seine Meinung nur mit Einschränkungen kundtun; 41 Prozent sagten, es sei besser, sich zu bestimmten Dingen nicht zu äußern.


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Dasselbe Institut hat unmittelbar nach der Wende westdeutsche Journalisten in ihrem Berufsverständnis erst mit ostdeutschen Journalisten, und danach mit amerikanischen und englischen Kollegen verglichen. Das Ergebnis macht einen staunen. Denn die westdeutschen Journalisten leben zwar, wie man meinen könnte, in einem ähnlichen System wie jene in England oder Amerika, müßten also dort einzuordnen sein. Aber das ist ein Irrtum. Westdeutsche Journalisten haben viel mehr mit den früher ostdeutschen Kollegen gemein: Sie verstehen sich als Propheten einer Sache, für die sie zu kämpfen haben. Ihr Beruf ist ihnen nicht die Pflicht zur objektiven Berichterstattung.



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Mittwoch, 24. Juni 2015

Ein Verbrechen am Geist ('2)

Teil 2) Wir werden vom Sprachgendering in die Steinzeit gebombt




In der Inklusivsprache wird nun aber nicht mehr vorangeschritten, sondern im Gegenteil: eine Niedertransformierung des Denkens vorgenommen. Denn anstatt die Abstraktionsebene zu bewahren, wird der Begriff wieder in konkrete Vorstellungen zurückgezwungen, die Sprache wieder heruntergedrückt. Wer "ArztIn" schreibt, löst die Abstraktion auf, und zwingt Vorstellungsbilder von einem männlichen und einem weiblichen Arzt herein. Ein illustrierendes Beispiel: "Das Blau" meint nicht nur das Azurblau und das Aquamarin, sondern ein unendliches Spektrum von "Blaus", die alle mit diesem Begriff erfaßt sind, ohne an eine Konkretion zu denken. Damit ist dem Denken eine neue Ebene der Weltumfassung möglich, weil sich nur so zu Universalbegriffen vorstoßen läßt, die mehr und mehr "alles" umfassen.

Der Gipfel an Verblödung ist aber zu meinen, es würden mit der Inkklusivsprache einfach neue Abstraktionsbegriffe geschaffen. Das werden sie nicht. Und das werden sie niemals, weil Sprache aus ihrem historischen Konnex gar NIE herauszulösen ist. Das heißt, daß auch alle Überlegungen in dieser Richtung nur möglich sind, WEIL sie auf der alten Begrifflichkeit aufbauen, die seit niemals abmeßbaren zeiten - seit dem Anfang eben - und immer im Rahmen einer volkshaften Entwicklung, sich herausgebildet haben. Das bedeutet nichts anderes als daß diese Themen nur  jenen möglich sind, die in Wahrheit noch in der alten Sprache leben und denken - und sie aber zerstören wollen.

Denn es wird der Zugang zu den Begriffen unfrei gemacht, der Zugang zur Welt damit genichtet. Nein nein, nicht daß die Grundlage des Wahrnehmens, als im Apriori der Begriffe abstrahierbare Erfahrung der Wirklichkeit, dabei verändert würde, das ganz bestimmt nicht. Es wird nur der Umgang mit den Begriffen, mit der Sprache neurotisiert, und damit die Sprache, die eine metaphysische Sendung wie Herkunft hat, unbrauchbar gemacht. Und das spätestens ab dem Zeitpunkt, als diese Neurose zur Haltung geworden ist, die Menschen bewußt geschädigt, verkrüppelt, erniedrigt wurden - denn dann ist Denken wirklich nicht mehr möglich, weil nicht mehr aktuierbar. Schlimmstes Barbarentum einer Kultur beginnt an diesem Punkt, schon gar, wenn bereits Kinder und Jugendliche damit traktiert werden.

Selbst wenn Frauen "Arzt" werden, verlieren sie damit das Entscheidende: Einen Begriff vom (übergeschlechtlichen) Wesen des Arztseins. Stattdessen wird dieses Wesentliche auf eine subjektive und subjektivistische Selbstdefinition zurückgedrängt - und damit aufgelöst. Eine "Ärztin" (und hier ist es eben geschlechtlich differenziert, für einen weiblichen Arzt) wird damit nicht mehr zu jenem Punkt gelangen, an dem sie weiß, daß sie das Wesen ihres Berufes erfüllt, das im Begriff nämlich nicht mehr gemeint ist, weil er dieses Wesen bereits auf eine Geschlechtssonderheit reduziert. Reduziert, wohl gemerkt, nicht abwandelt.

Denn in "der Arzt" prägt sich die als Begriffsschöpfung im Anfang nicht bestimmbare Erfahrung aus, daß der Beruf "des Arztes" männliche Seiten abverlangt. Sowohl für einen männlichen Arzt, wie für den weiblichen! (Auch die simple Geschlechterdifferenzierung "Mann - Frau" bedeutet ja einen Imperativ, so wie eben jeder Begriff auch ein Imperativ ist: Mann muß man ebenso sein und werden, und zwar immer wieder, als Tat, wie Frau. Wenn es heißt, daß "man ist", dann heißt das eben: "man soll so sein."

Selbstverständlich geht also der Begriffsbildung in einer Sprache (als geistigem Raum) eine metaphysische Sichtweise voraus. Das Gendering setzt ja genau dort an: Es baut auf einer völlig anderen Metaphysik auf. Und das macht seine Aggressivität aus, denn es geht damit gegen das christliche Abendland vor - auf dem es selbst aufbaut! das es aber umkippen will, weil seine Proponenten nicht wissen, was sie tun, weil ihr Denken nicht mit der Wirklichkeit zur Deckung kommt!

Das Gendering der Sprache wird deshalb zweifellos in seinen selbst vorgegebenen Zielen scheitern, das ist ganz gewiß, so wie die Linke, Erbin der Aufklärung, prinzipiell scheitert und immer gescheitert ist, weil sie gegen das Sein kämpft. Das Böse ist ja deshalb böse, weil es unfähig ist, ein Ziel zu erreichen, weil es die Wahrheit ablehnt, und deshalb das Gegenteil bewirkt. Denn es ist ein atomistisch-materialistischer Denkumsturz, der die Erkenntnisse der Wissenschaft, übrigens, nicht zur Kenntnis nehmen will. Die in der Physik schon 100 Jahre zur Kenntnis nehmen mußte, daß die Welt "von oben" entsteht, nicht "von unten", als Aufbau von Bausteinen. Es ist Verstocktheit in einem Ausmaß, das Schlimmstes für unsere Zukunft befürchten läßt. Es wird das Denken zerstören, weil es den Gebrauch der Sprache zerstört, diese von der Wirklichkeit loslösen (Nominalismus) und willkürlich an eine ausgedachte, phantasierte Wirklichkeit koppeln möchte, die sogar den Zielen des aktuellen Feminismus widerspricht.  (Der ja bereits wieder Wert auf die Geschlechterdifferenzierung legt. Eines der Hauptargumente für "positive Diskriminierung" ist ja, daß weibliche Eigenschaften "tauglicher" seien.)

Aber es ist dennoch ein Verbrechen. Sogar ein schweres Verbrechen. Das eines Tages zu sühnen sein wird, das steht außer jedem Zweifel. Denn niemand kann sich diesem willkürlichen Bösen entziehen, weil keiner ohne die Gesellschaft der Übrigen, der "nicht-ich", denkbar und möglich ist. Wer eine Sprache zerstört, zerstört den geistigen Raum eines ganzen Volkes. Niemand, der in diesem Sprachraum lebt (der nicht geographisch definierbar ist, sondern von der Muttersprache abhängt), kann sich dem entziehen.

Das Gendering wird immer noch (!) völlig unterschätzt. Auch wenn man sagen muß, daß sich die Gendertrottel selber um eine ganze Dimension überschätzen. Denn was wird passieren? Die Genderworte, mit denen heute bereits einer ganzen Generation das Gehirn gewaschen wird, werden sich nach und nach zu "Lautclustern" verschmelzen, und zu "neuen Begriffen" werden - hinter denen aber die alte Objektwelt wieder auftauchen wird, die damit - weil die Vorstellungswelt nur ein Wirkliches sein kann - gemeint ist. Der starke Immigrationsdruck von Anglizismen oder Turkuzismen könnte bereits ein Vorzeichen dafür sein - als Zwischenstadium, in dem sich die Menschen eine neue Sprache suchen. Denn die Alte wird abgelehnt, weil sie zerstört, zum totalitären Totschlaginstrument wurde. Das heißt nicht weniger als daß die kommenden Generationen auch zu den in Büchern und Texten eingefrorenen geistigen Inhalten keinen Zugang mehr haben werden. Weil sie die alten Texte nicht mehr verstehen können. Damit ist eine Regeneration ausgeschlossen, dieser Verlust ist nicht mehr reversibel.

Diese Geisteszerstörung ist möglicherweise bereits jetzt, im Jahre 2015, zu weit fortgeschritten. Schon heute ist auf so gut wie allen Universitäten Inklusivsprache, gegenderte Sprache ERSTES Kriterium. Wer es nicht erfüllt, hat keinen Zugang mehr. Damit ist eine organische Elitenbildung endgültig unmöglich gemacht, denn die Kommenden (und längst: die meisten der Gegenwärtigen) werden zwar die formalen Zeugnisse, aber nicht den geistigen Adel haben, um Elite zu sein. Damit ist unser Schicksal besiegelt.

Aber die Namen der Verantwortlichen, Herrschaften, diese Namen - die merkt Euch. Denn deren Nürnberg kommt, in dem sich ein Volk reinigt, das in der Steinzeit neu anfangen muß.




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Lang, aber recht amüsant

Nicht immer scharf genug gedacht, aber nie langweilig, vermittelt das (1h 50 min lange) Video einen recht guten Einstieg in die Thematik.








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Dienstag, 23. Juni 2015

Ein Verbrechen am Geist (1)

Niemand spricht das Wort "Frau" deutlicher aus als jener, der "Mann" sagt. Denn um etwas zu benennen, um etwas zu erkennen, muß man nicht nur Deckungsgleiches zuordnen, sondern dieses Deckungsgleiche ist im selben Moment durch das definiert, was es NICHT ist. Wer Du sagt, sagt also in Wahrheit ich. Nur ist es ihm nicht bewußt. Es ist aber ein ontologischer Vorgang - also das, was WIRKLICH passiert.

Anhaltepunkt für einen Begriff dieser Ordnung ist dabei zuerst ein real erfahrenes Gegenüber, ein Ding. Nur dann ist ein Fortdenken möglich, wenn dieses Ding in einer bestimmten Gestalt in die Vorstellung (weil aus Erinnerung) treten kann. Wenn ich mir einen Mann mit einem Hirschgeweih vorstelle, eine Frau mit einer Schwanzflosse oder einem Drachengebiß, so ist das in der vorstellung möglich - aber es ist NUR möglich, weil ich ein reales Ding Frau oder Mann vorstellen kann, WEIL erfahren habe. Hierin unterscheiden sich Kulturen, weil sie je andere Nuancierungen als typischer sehen, ohne aber je das übrige Spektrum weglassen zu können. Es liegt im Wesen des Erkennens, daß es das je "andere", das "nicht so wie", untrennbar mitführt, ja braucht.

In jedem Urteil über die Identität von etwas Erfahrenem - "(gesehenes) A = (begriffliches, weil gesehenes und mit Begriff bedachtes) A" = nicht "Nicht-A" - mit einem Vorstellungsding setzt der Mensch zwei Dinge: Er nimmt Teile heraus ("diskursiv"), und setzt sie zu einem Ganzen zusammen. Denn jede Wahrnehmung ist begrenzt, man nimmt immer nur einen Teil eines Dings wahr. Wer etwas "als etwas" wahrnimmt, nimmt aber zugleich ein "alles" wahr, das ihm niemals zugänglich ist. Denn die Erfahrung zeigt, daß das Denken nicht ausschöpfbar ist. Unendlich sind die Kombinationen, die dem Menschen möglich sind, unendlich die Möglichkeiten, die er aus jedem kleinsten Ding schöpfen kann. Diese Synthese ist gleichfalls nicht zu trennen, weil sonst ein A nicht bestimmbar wäre. Die Wahrnehmung wäre "leer". So, wie eben die Wahrnehmugn eines Kleinkindes noch sehr leer ist, und erst allmählich, aufbauend, kombinierend, die Welt zu begreifen (Begriff) vermag.

Abstraktion ist das, was jede Wahrnehmung im Grunde bedeutet. Weil nicht "alles" wahrnehmbar ist, sondern immer nur Aspekte an einem Objekt, "ziehe ich heraus", abs-trahiere (ab=von, trahere = ziehen) ich. Deshalb sind Begriffe immer Abstraktionen, die sich auf gewisse Teileigenschaften eines Dings beziehen, MIT DENEN ABER das in der Erinnerung (Vorstellung) GANZE des Dings verbunden ist und bleibt.

Nicht übersehen werden darf aber ein wesentliches Merkmal des Begriffs - und das ist, daß er ein Sollen impliziert. Denn einmal gebildet, ist er nicht nur die Grundlage für späteres Erkennen eines Wahrnehmungskomplexes, sondern greift der Ähnlichkeit des Begriffs mit einem Vorstellungsbild aus Erfahrung als Imperativ voraus: Nur war jene Eigenschaften erfüllt, IST dieses oder jenes (dem Begriffe nach). Dieses Sollen ist aber GENAU NICHT inhaltlich definiert, sondern eine Form, die es zu ergreifen gilt.

(Das haben die Gender-Vertreter nie verstanden, so wie sie überhaupt so vieles nicht mehr verstehen: Wer Gendering will, BEWEIST bereits, daß er keinen Geist mehr hat, und deshalb die Geistigkeit einer Kultur nicht mehr versteht. Gendering IST Symptom der Entgeistung.)

Welchen Begriff ich wähle, hängt vom Objekt der Betrachtung ab. In jedem Fall geht der Begriff auf jene Teile, die als identisch mit dem (a priori im Begriff abstrahierten) Objekt betrachtet werden. Vielfach aus Erfahrung bestätigt, da und dort erweitert, genau so dann auch weitergegeben (an Kinder), Medium der Gemeinschaft IN übergreifenden Wesensbildern, etc. etc.

Das heißt, daß im Begriff "der Arzt", "die Krankenschwester", nicht die konkrete Person gemeint ist (obwohl es nie ohne konkrete Person geht), sondern ein Bündel abstrakter Eigenschaften, die ausschließlich mit der reinen Tätigkeit, der Stellugn dieser Abstraktion im Ordo der Gesellschaft zu tun haben. "Der Arzt" ist dann nämlich nicht nur jener, der mit dem Stethoskop hantiert, Blut abnimmt, Reflexe abklopft, Medikamente verschreibt, und ab dem  Moment, wo er Computertomographie macht NICHT mehr - die Inhalte sind eben relativ. Nicht aber in der Stellung im Insgesamt, der Begriff ist also das Bleibende!

"Die Krankenschwester" ist dann jene, die pflegt und barmherzig und liebevoll ist, auch wenn ich weil in meiner üblichen Funktionsaktivierung beeinträchtigt die Windeln vollgeschissen habe, usw. usf. Oder mit dem Computer meine Daten verwaltet.

Kulturentwicklung ist nie Folge faktischer persönlicher Zustände, sondern eine Angelegenheit der Begriffsspezifizierung! Der übergreifenden Entitäten AUS DEM BEGRIFF. Als schöpferisches Moment des Menschen, der das Leben immer mehr steigert (und das erst ist ja Kultur.)

In der Geschlechterspezifizierung ("Der Arzt" - männlich, "Die Krankenschwester" - weiblich) finden natürlich auch den jeweiligen Geschlechtern zugeschriebene Eigenschaften ihren Ausdruck. Aus Erfahrung. Aber immer noch: OHNE eine Festschreibung an ein Geschlecht zu MEINEN, sondern um ein Wesensbild zu kennzeichnen. Hinter diesen Begriffen steckt auf diese Weise also KEINE konkrete Vorstellung, sondern als Wesenserfassung ist es jene Eigenschaftlichkeit, die der jeweils konkrete Einzelne dann zu erfüllen hat, um diesem Begriff zu genügen, um ihn zu erfüllen.

Die wird erst aktuiert, wenn an einen bestimmten Arzt gedacht wird, den sie dann zusätzlich beschreibt, weil in ein Allgemeines einordnet. Begriffe sind abstrakt. Damit läßt sich über "das Arztsein" sprechen, ohne ständig über konkrete Vorstellungen springen zu müssen, die  man erst je neu auf das Allgemeine, Übergreifende hin untersuchen, aus denen man das Nicht-Allgemeine "abziehen" muß. Weil eben nicht "der Arzt" aus dem Mund stinkt, wie jener Doktor Fuzzelwink, der mich seit Jahren wegen Diabetes behandelt und ständig Knoblauch ißt.

Damit ist auch objektives Denken möglich, weil Abstraktion, Vereinzelung - und noch einmal: nur so ist Wahrnehmung möglich, sie nimmt nur einen Teil einer Gesamterscheinung heraus - vom konkreten einzelnen Objekt der Erfahrung abzutrennen ist. Doktor Fuzzelwink wird mich also nicht behindern, über "den Arzt" als Beruf nachzudenken. Nur das Kind - wie jeder Mensch, der "im Traum" lebt, wo alles unmittelbar, orts- und zeitlos ist, weil noch kein "Ich" kennt, nicht im Ich aufgehangen ist sondern in der Welt und ihrem Gestaltenzueinander nicht-abstraktiv aufgeht - glaubt, daß zum Arztsein untrennbar auch Mundgeruch und ein Fiat Panda gehört.

Solche Abstraktionen sind im Laufe der Entwicklung einer Sprache entstanden, und sie sind umso ausgefeilter, je reifer eine Sprache geworden ist - je mehr sie also das Geistige festzuhalten vermag, um es auch anderen zugängig zu machen. Deshalb hat eine reife Sprache wie die deutsche Sprache ein - dem Volkscharakter direkt entsprechendes - ausgefeiltes Begriffsinventar. Das ist eine Leistung der Menschen, die sich in den Sprachen kumuliert, und DAMIT ERST, in der Übertragung von Generation zu Generation, Fortschritt im Sinne einer Weltaneignung ermöglicht.



Morgen Teil 2) Wir werden vom Sprachgendering in die Steinzeit gebombt





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Nicht Goethe, sondern Herder

"Ein Mann wie Goethe vermag kein Volk zu verwandlen, das vermag nur der Typus Herder. [...] Nicht Goethe, sondern Herder war es, der im späten 18. Jhd. das deutsche Antlitz zu verwandeln begann. Goethe hat in erstaunlich geringem Maße den geistigen Wandel der Deutschen um 1800 bewirken können. Er verstand die klügste aller Künste, zu dem neuen Leben, das rings um ihn aufschoß, in immer neuen glücklichen Redewendungen Ja zu sagen. Und dieses Jasagen erweckte den Anschein, als sei das alles von ihm bewirkt, 'sein Werk'. [...]

Zu einem Kinde Ja sagen heißt nicht, daß man es auch erzeugt hat. Herder dagegen hat zu vielem und mit Ingrimm Nein gesagt, was dennoch von ihm bewirkt war. Es ist Herder gewesen, der die deutsche Seele verwandeln half. Sein schöpferisches Werkzeug war die Romantik. Das meiste, was romantisch heißt, stammt von Herder. [...] Der Sammelname Romantik hat den Namen Herder verschluckt. [...]

Zurück zu Herder. Denn was könnte uns Goethe helfen, der Bildungsaristokrat und Individualist, wo es um die entscheidenden Fragen unsere Gesellschaftslebens geht. Die entwurzelte Masse, die sich heute als Volk gebärdet, der gerade fehlt, was Herder suchte, das Unentwickelte, das Ursprüngliche, das Erneuernde, die muß in Herders Sinn wieder mit der Erde verflochten werden. [...] Der Kulturtypus unseres werdenden Zeitalters ist nicht Goethe, sondern Herder." 


Josef Nadler in "Deutscher Geist - Deutscher Osten", ca. 1937






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Montag, 22. Juni 2015

Verläßliche Hinweise

Ganz anders als von allen möglichen Messungen oder gar "wissenschaftlichen Ableitungen" (Aloys Wenzl zeigt übrigens in überzeugender Analyse auf, daß der heutige wissenschaftliche Materialismus/Empirismus und Positivismus unwissenschaftlicher Fideismus ist) hält der VdZ alles von der Naturbeobachtung, dem menschlichen Maß.

Seine Erfahrung ist überwältigend eindeutig: Je mehr Menschen wirklich Natur beobachten, mit der Natur noch verbunden sind - und sie nicht als Versuchsstation zur Produktion von "Beweisen" mißbrauchen (die dann auch "beobachtet" sind) - desto gelassener stehen sie dem Thema gegenüber, und desto weniger glauben sie an eine bevorstehende "Klimakatastrophe". Welcher Begriff das Produkt der Wirklichkeitsentfremdung der Gegenwart - also einer Hysterie im wahrsten Sinn - ist, aber kein "Naturphänomen".

Man nehme doch Volkslieder, die Jahrhunderte alt sind. Oder Märchen, Legenden, Erzählungen. Ist da irgendetwas anders, als heute? Wir erleben doch, wenn wir singen "Komm lieber Mai und mache ..." oder "Alle Vögel sind schon da" heute haargenau dasselbe, wie unsere Vorfahren? Als Bauunternehmer vor bald 30 Jahren hat er aus beruflicher Notwendigkeit Wetter und Jahreszeiten in Österreich (dabei vor allem in Ostösterreich) beobachten müssen, davon hing ja viel ab (Personalbedarf, Materialdisposition, Lieferterminzusagen, Auslastungsrechnungen, etc. etc.) - DIESELBEN subjektiv gewonnenen Erkenntnisse treffen haargenau auch heute zu!

Oder nehmen Sie selber, geneigter Leser, Naturbeobachtungen aus der eigenen Lebensspanne, wenn die schon ein paar Jahrzehntlein umfaßt. Denn da zeigt sich unter Umständen gar Erstaunliches: Seit 1988 wird deutschlandweit nämlich sogar beobachtet, daß die Frühjahrsblüte in der Natur immer später beginnt. Das Winterende verzögert sich, das Frühjahr beginnt später. Und auf das Verhalten der Pflanzen, auf deren Erzählung, gibt der VdZ tausendmal mehr, als auf jede "fachwissenschaftliche" Aussage. Denn dieses immer spätere Austreiben der Pflanzen hat auch der VdZ schon seit Jahren beobachtet.

Dem steht allerdings noch keine beobachtete Auffälligkeit hinsichtlich Herbst und Winter gegenüber. Gefühlsmäßig, aufs erste, beginnen die Winter später, aber das ist keine sichere Aussage "aus Beobachtungen" des VdZ. Aber soviel gilt, das hat er in den letzten Jahren bewußt beobachtet und festgestellt: Die Schwalben fliegen nach wie vor zu Mariä Geburt "furt" - und kommen zu Mariä Verkündigung "wiederum". Diese Schwalben aber sind nur ein (oberes) Glied in einer gigantischen Reihe von unter ihnen liegenden Organismenstufen, die ebenfalls denselben Takt einhalten müssen, und vor allem: die im letzten ALLESAMT im Wetter ansetzen. Sonst wären die Schwalben binnen kurzem tot, und es hätte sich ausgeschwalbt.

Es wäre in jedem Fall also viel interessanter, als es jedes Computermodell jemals zu sein vermag, das die Natur wie eine lineare, abstrakte Maschine betrachtet, ohne deren Sein als unendlich komplexes Zueinander an beobachtbaren Gestalten und Entitäten, Ganzheiten, ob lebendig oder anorganisch, zu beobachten, nach ganz anderen Kriterien zu urteilen, deren Verhalten zu untersuchen. Den Beginn des Frühlings hat gerade heuer wieder der VdZ festgestellt, als sich (wie jedes Jahr) die erste Hummel in seine Bibliothek verirrt hat. Und es war ... in den Tagen um den offiziellen Frühlingsbeginn, vielleicht aber wirklich ein paar Tage später, fast kam es ihm so vor. 

Oder man nehme etwa die Blühe von Forsythien, die auch in des VdZ Garten immer zu den ersten Frühlingsboten gehören. Andere haben deren Erblühen ja sogar in einen Kalender eingetragen. Und in einer Graphik dargestellt - wie in Hamburg, einer Großstadt, wo man sogar den Wärmeinseleffekt berücksichtigen müßte, der die gemessenen Temperaturen ja regional wie temporär höhertreibt. Und sieh da: Sie erblühen tatsächlich IMMER SPÄTER. Das stimmt also mit den Beobachtungen des VdZ überein.

Denn daß die Pflanzen in der Umgebung (Sopron ist keine Großstadt, Gott sei Dank; die "Natur" beginnt "über die Straße") immer später (und dafür immer explosionsartiger) austreiben hat der VdZ schon vor Jahren geäußert. Auch die Kakteen am Gang (in einem verglasten Innenumgang aufgereiht, von den übrigen Hausmitbewohnern jedes Jahr ob ihrer Pracht bestaunt; den Rest des Jahres sind sie ja meist nur grün) schienen heuter etwas später zum Leben zu erwachen, aber der VdZ könnte es nicht beschwören. Anfang Mai die einen, Ende Mai die anderen, standen sie jedenfalls in voller Blütenpracht, ja blühten schöner, reicher, als in den letzten sieben Jahren am selben Standort. Vielleicht hat das mit dem späteren Frühjahr zu tun, sodaß sie die längere Totenzeit durch konzentriertere Aktualität kompensieren wollen. Denn ihr Wachstum beginnt mit der Blühe.

Das deutet also auch eher auf das Gegenteil einer Erwärmung, und es stimmte sogar mit den realen, offiziellen Temperaturmessungen des Deutschen Wetter Dienstes DWD überein, der für die letzten beiden Jahrzehnte im deutschen Mittel immer kältere Monate Jänner bis März (und auch noch für den Mai, nur der April schert etwas aus) vermeldet.





Frage an Radio Eriwan: Aber die 18 Jahre zuvor, also vor 1988, sind die Temperaturen im Mai GESTIEGEN, und zwar um 0,8 Grad!? Auch das sind MESZWERTE. 

Antwort von Radio Eriwan: Ja, aber in diesen Zeitraum fällt eine Neukalibrierung sämtlicher deutscher Meßstationen. Daraus ergab sich eine Korrektur bezogen auf die zuvor abgelesenen Meßdaten, die alleine diese 0,8 Grad Erwärmung - als statistischen Wert - nach sich zog. Da ist vom erhöhten Wärmeinsel-Effekt (wegen gestiegener Verbauungsdichte), der sämtliche Meßdaten ansteigen läßt, noch gar nicht die Rede, der ohnehin einen Vergleich historischer Meßdatenreihen - wegen völlig und ständig veränderte Meßbedingungen - eigentlich gar nicht möglich, eine Erhöhung statistischer Mittelwerte aber höchst wahrscheinlich machen.*

Nur für sich betrachtet, fallen die Temperaturen speziell zu den legendären "Eisheiligen" (11. bis 15. Mai) sogar seit 1940. Ein wichtiger Termin für Gärtner und Landwirte, weil es sich erst nach den frostigen Tagen im Mai empfiehlt, auszusäen und anzubauen.





Seit 1985 fallen die Temperaturen zu den Tagen der "Eisheiligen" (Pankrat - Servaz - Bonifaz - Sophie) sogar deutlich. Am 25. Mai meldete die Zugspitze sogar eine Schneehöhe von über 5 Metern. Das ist der höchste Wert seit 16 Jahren.





Aber kein Grund zur Panik, eine neue Eiszeit steht wohl nicht so schnell bevor, auch wenn uns das viele weismachen wollen. Denn seit 1893 sind die Temperaturen zu diesen Tagen in ganz Deutschland praktisch gleich geblieben.







Sämtliche Graphiken von EIKE.



*Und DEN Verdacht hat der VdZ seit vielen Jahren: Daß sich der Streit um wissenschaftliche Methodik bei Meßvorgängen in den letzten 20 Jahren weitgehend  gelegt, man sich auf mehr oder weniger seriöse, also gleichbleidende Meßbedingungen nun geeinigt hat. Als Folge der Alarmschreie ht man plötzlich begonnen, sich immer wisssenschaftlich-seriöser mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und was ist passiert? Es gibt plötzlich keinen Temperaturanstieg mehr! Der VdZ glaubt allen Ernstes und seit je, daß der zuvor "gemessene" Temperaturanstieg auf rein methodische und denksystematische Fehler zurückzuführen ist.






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Glaubwürdigkeit

In einer Ansprache vor Seminaristen, gehatlen im Mai 2015, betonte der Heilige Vater, daß es sehr wichtig sei zu begreifen, daß die Hl. Messe keine Show und der Priester kein Entertainer sei. Auch solle der Priester nicht zu lange predigen, um die Leute zu langweilen. Und wie schon so oft betonte der Papst auch die Wahrheit, daß die einzige Predigt ohnehin die der persönlichen Glaubwürdigkeit sei. Wie er das meint, zeigt er an seinem Beispiel aus Argentinien, wo er noch nicht einmal ahnte, daß er einmal Papst werden würde. Aber sagen Sie selber, geneigter Leser: Merkt man ihm nicht damals schon die Berufung zu Höherem, die Glaubwürdigkeit die dazu ausstattet, an?







Was den VdZ immer wieder wundert ist der Umstand, daß sich bei der Art, wie vielerorts seit Jahrzehnten die Heilige Messe abgeführt wird, überhaupt noch Menschen in die Kirche kommen. Da muß man kein Rubrizist sein. Vielleicht muß man den Leuten deshalb Zuckerl wie auf dem Video anbieten? Wessen Geist aber noch halbwegs in Ordnung, wessen Charakter noch nicht ganz entsittlicht, wessen Empfinden deshalb noch halbwegs gesund ist, muß sich aber von solchen Veranstaltungen entsetzt abwenden. Auch wenn es noch einen weiten Weg bräuchte, die Ursache der Abwendung von der Kirche benennen zu können. Denn - DAMIT rechnet man nicht: daß es die Kirche selber ist, die einen an ihrem zentralsten Punkt abstößt. Und über das, was jene glauben, die sich noch nicht verabschiedet hat, gibt es ja erstaunliche Einsichten genug. Da muß der VdZ nicht auf unzählige persönliche Erfahrungen zurückgreifen, oder sich durch Wälzer wie "Iota Unum" quälen, die als völlig neutraler Zustandsbericht der Veränderungen in der Kirche seit 40 Jahren einer unerträglichen Katastrophenschilderung gleich kommen.

Wer solche Liturgien veranstaltet KANN NIEMALS an das glauben, was zu vertreten er also nur vortäuscht, und wenn er es beim Leben seiner Mutter schwört: Daß hier der existentielle Knotenpunkt der Welt, der Einbruch des Heiles der Menschheit stattfindet. Und weil sie selbst nicht an diese Sichtbarkeit, an die göttliche Inkarnation glauben, glauben sie auch nicht, daß auch ihre seelisch-geistigen Haltungen für jeden sichtbar sind, der sich nicht die Sinne benebeln hat lassen. Und wenn man schon einmal dachte, es könne nicht mehr schlimmer kommen, der wird derzeit eines Besseren belehrt.

Aber wo die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten.




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Sonntag, 21. Juni 2015

Autorität als Charakter der Seinsordnung

Das Wesen der Autoritätz liegt eben nicht in irgendeiner Form von Voluntarismus, oder der pragmatischen Einsicht, daß sonst halt die Dinge nicht so gut funktionieren (oder - doch.) Autorität und Hierarchie sind alternativlos deshalb, weil sie aus dem Wesen der Schöpfungsordnung hervorgehen. Das bis in die kleinsten Prozesse hinein ein Zueinander von Autorität und Gehorsam sind. Wo immer diese Grundprinzipien vernachlässigt oder im Handeln zerstört werden, gebricht es der aktuierten Gestalt - egal wovon - an ihrem inneren Wohlsein, an ihrem Gelingen, an ihrem Bestand. 

Die Seinsordnung ist es, aus der Autorität hervorgeht, und in die sie deshalb zurückführt. Wo deshalb die Autorität zerstört wird, wird sie durch ihre Karikatur - die Gewalt, die Lüge - ersetzt, und gerät in Widerspruch ur Seinsordnung.

Genau so, wie der einem Übergeordneten unterstellte Bereich in Unordnung fällt, wenn er sich nicht an der Vernunft orientiert. Ein Aufbegehren gegen ein Oben kann nur dort ihre Legitimität haben, in ihrer prinzipiellen Problematik, wo das Oben die Verantwortung für den einem selbst zugewiesenen, selbst untergeordneten Bereich in schwerwiegenden Agenden, bei strenger Gewissensprüfung, zu verhindern beginnt, sodaß ihr Bestand - aus eigener Sicht heraus! - gefährdet, das Vertrauen in die Führung zerstört wäre. Das kann dann bei Kritik beginnen, und bei einer Revolte aufhören, immer wissend, daß jede Entität ihren Bestand im letzten mit Gewalt sichern MUSZ.*

Zwar kann Autorität damit - genau damit nämlich: als Kriterium der Seinsordnung - nur in der Vernunft ihre Legitimität haben, aber nicht in der VernunftEINSICHT ihren Bestand begründen (etwa um den Voluntarismus oder die Willkür auszuschalten) Sie kann sich nur im Vertrauen halten. Denn das Wesen der Hierarchie ist, daß die Inhalte der jeweiligen hierarchisch übergeordneten Bereiche gar nicht erkannt werden KÖNNEN (und: soll). Sie muß deshalb im menschlichen Umgang ein Postulat bleiben, das durch diese Vernunftbezogenheit ihre innere Festigkeit in den Menschen gewinnt, weil sich Vertrauen bilden kann. Das der Verstoß gegen die Vernunft - die der je Untergeordnete an den Auswirkungen bemerkt: was oben chaotisch ist, wird es auch unten - wiederum zerstört.**




*Es ist bekannt, daß ungerechte Regime mit der Zeit diese Gewalt immer schwieriger realisieren können. Denn es gebricht ihr dann an Legitimation, sodaß ihre innere Kraft schwächer wird. Umgekehrt kann man den Zerfall einer Ordnung dann im Voraus erkennen, wenn die hierarchische Leitung aufhört, sich bzw diese Ordnung zu behaupten. Das ist deshalb eines der sichersten Erkennungszeichen für Revolutionen, wie Jacques Ellul in seinen Untersuchungen zeigt, an denen immer jene Führungskader des früheren Regimes mitwirken, die ihre eigene Legitimität anzweifeln. Wenn der König nicht mehr glaubt, er hätte die Legitimität ("Wer bin ich, um zu urrteilen?"), ist ein Reich am Ende angelangt, weil er in der Bezweiflung seines Platzes in jenem Wesen, das er zu wirklichen, zu aktuieren hätte, jenes Wesen, jene Idee nicht mehr anerkennt. Hieraus, aus diesem prinzipiellen Mangel, kann für ein Volk sogar die Pflicht zur Revolte, und für seine Eliten die Pflicht, einen Ersatzkönig zu stellen, erwachsen.

**Die Verantwortung für den je Unterstellten, Untergeordneten ist deshalb nur dadurch zu erfüllen, indem die Autoritätsperson ihre Funktion nach bestem Wissen und Gewissen nach der Vernunft ausrichtet, in der es seine Stellung wahrnimmt, die immer eine Ordnungsfunktion (je nach Grad und Umfang) hat. Es ist umgekehrt verantwortungslos, dem Untergebenen abzuverlangen, er solle nur das befolgen, was diesem selbst als "vernünftig" erscheint - das kann er nämlich prinzipiell gar nicht, und das liegt nicht einfach an rationalen Prozessen. Denn Verstand ist nur ein Instrument, das IM RAHMEN einer Stellung, die ein Mensch im Rahmen dieses hierarchischen Zueinander einnimmt, eingesetzt wird. Das Gestaltgefüge, in das ein Mensch also per Geburt an einem bestimmten Punkt gestellt wird, ist nicht "wählbar" oder "gestaltbar", es geht der Vernunftkonkretion überhaupt voraus: in diesen Ort hinein, mit seinen ganz konkreten, speziellen Bedingungen, gießt sich die Vernunft. Eine Veränderung des Ortes kann aber immer nur "von oben herunter" stattfinden, und ist ein persönlicher, ein personaler Akt, NIEMALS ein Akt eines "objektiven Fähigkeitenvergleichs". Denn auch das gibt es nicht, es ist eine rationalistische und nominalistische Illusion. Ist deshalb der König krank, ist es das ganze Volk.




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