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Sonntag, 21. Juni 2015

Autorität als Charakter der Seinsordnung

Das Wesen der Autoritätz liegt eben nicht in irgendeiner Form von Voluntarismus, oder der pragmatischen Einsicht, daß sonst halt die Dinge nicht so gut funktionieren (oder - doch.) Autorität und Hierarchie sind alternativlos deshalb, weil sie aus dem Wesen der Schöpfungsordnung hervorgehen. Das bis in die kleinsten Prozesse hinein ein Zueinander von Autorität und Gehorsam sind. Wo immer diese Grundprinzipien vernachlässigt oder im Handeln zerstört werden, gebricht es der aktuierten Gestalt - egal wovon - an ihrem inneren Wohlsein, an ihrem Gelingen, an ihrem Bestand. 

Die Seinsordnung ist es, aus der Autorität hervorgeht, und in die sie deshalb zurückführt. Wo deshalb die Autorität zerstört wird, wird sie durch ihre Karikatur - die Gewalt, die Lüge - ersetzt, und gerät in Widerspruch ur Seinsordnung.

Genau so, wie der einem Übergeordneten unterstellte Bereich in Unordnung fällt, wenn er sich nicht an der Vernunft orientiert. Ein Aufbegehren gegen ein Oben kann nur dort ihre Legitimität haben, in ihrer prinzipiellen Problematik, wo das Oben die Verantwortung für den einem selbst zugewiesenen, selbst untergeordneten Bereich in schwerwiegenden Agenden, bei strenger Gewissensprüfung, zu verhindern beginnt, sodaß ihr Bestand - aus eigener Sicht heraus! - gefährdet, das Vertrauen in die Führung zerstört wäre. Das kann dann bei Kritik beginnen, und bei einer Revolte aufhören, immer wissend, daß jede Entität ihren Bestand im letzten mit Gewalt sichern MUSZ.*

Zwar kann Autorität damit - genau damit nämlich: als Kriterium der Seinsordnung - nur in der Vernunft ihre Legitimität haben, aber nicht in der VernunftEINSICHT ihren Bestand begründen (etwa um den Voluntarismus oder die Willkür auszuschalten) Sie kann sich nur im Vertrauen halten. Denn das Wesen der Hierarchie ist, daß die Inhalte der jeweiligen hierarchisch übergeordneten Bereiche gar nicht erkannt werden KÖNNEN (und: soll). Sie muß deshalb im menschlichen Umgang ein Postulat bleiben, das durch diese Vernunftbezogenheit ihre innere Festigkeit in den Menschen gewinnt, weil sich Vertrauen bilden kann. Das der Verstoß gegen die Vernunft - die der je Untergeordnete an den Auswirkungen bemerkt: was oben chaotisch ist, wird es auch unten - wiederum zerstört.**




*Es ist bekannt, daß ungerechte Regime mit der Zeit diese Gewalt immer schwieriger realisieren können. Denn es gebricht ihr dann an Legitimation, sodaß ihre innere Kraft schwächer wird. Umgekehrt kann man den Zerfall einer Ordnung dann im Voraus erkennen, wenn die hierarchische Leitung aufhört, sich bzw diese Ordnung zu behaupten. Das ist deshalb eines der sichersten Erkennungszeichen für Revolutionen, wie Jacques Ellul in seinen Untersuchungen zeigt, an denen immer jene Führungskader des früheren Regimes mitwirken, die ihre eigene Legitimität anzweifeln. Wenn der König nicht mehr glaubt, er hätte die Legitimität ("Wer bin ich, um zu urrteilen?"), ist ein Reich am Ende angelangt, weil er in der Bezweiflung seines Platzes in jenem Wesen, das er zu wirklichen, zu aktuieren hätte, jenes Wesen, jene Idee nicht mehr anerkennt. Hieraus, aus diesem prinzipiellen Mangel, kann für ein Volk sogar die Pflicht zur Revolte, und für seine Eliten die Pflicht, einen Ersatzkönig zu stellen, erwachsen.

**Die Verantwortung für den je Unterstellten, Untergeordneten ist deshalb nur dadurch zu erfüllen, indem die Autoritätsperson ihre Funktion nach bestem Wissen und Gewissen nach der Vernunft ausrichtet, in der es seine Stellung wahrnimmt, die immer eine Ordnungsfunktion (je nach Grad und Umfang) hat. Es ist umgekehrt verantwortungslos, dem Untergebenen abzuverlangen, er solle nur das befolgen, was diesem selbst als "vernünftig" erscheint - das kann er nämlich prinzipiell gar nicht, und das liegt nicht einfach an rationalen Prozessen. Denn Verstand ist nur ein Instrument, das IM RAHMEN einer Stellung, die ein Mensch im Rahmen dieses hierarchischen Zueinander einnimmt, eingesetzt wird. Das Gestaltgefüge, in das ein Mensch also per Geburt an einem bestimmten Punkt gestellt wird, ist nicht "wählbar" oder "gestaltbar", es geht der Vernunftkonkretion überhaupt voraus: in diesen Ort hinein, mit seinen ganz konkreten, speziellen Bedingungen, gießt sich die Vernunft. Eine Veränderung des Ortes kann aber immer nur "von oben herunter" stattfinden, und ist ein persönlicher, ein personaler Akt, NIEMALS ein Akt eines "objektiven Fähigkeitenvergleichs". Denn auch das gibt es nicht, es ist eine rationalistische und nominalistische Illusion. Ist deshalb der König krank, ist es das ganze Volk.




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