Jean-Henri Faber ist dem rätselhaften Umstand nachgegangen, daß eine bestimmte Mauerwespenart die von ihr angelegten Bauten, in die sie ihre Eier ablegte, immer mit unterschiedlichen Mengen an paralysierten Beuteraupen ausstattete, ehe sie ihr Ei legte, und den Bau so fest verschloß, daß er vom Naturforscher (und späteren Nobelpreisträger für Literatur) nur mit Gewalt aufzubrechen war. Er erbrach ein ganze Reihe dieser Bauten, und notierte die Mengenausstattung. Dabei stellte sich eine gewisse statistische Häufung heraus, der er weiter nachging. Und sein Verdacht bestätigte sich: Wo weniger Nahrung vorhanden war, schlüpften Männchen, wo (deutlich) mehr - Weibchen. Die Wespe muß also bereits BEVOR sie ihr Ei legt wissen, welchen Geschlechts ihr Nachwuchs sein wird, und zwar an genau jenem Ort, wo hinein die Wespe dieses Ei dann legt.
Von den Bienen ist ein ähnliches Verhalten ja noch ausgeprägter bekannt. Hier wird überhaupt nur ein je spezifisches Ei befruchtet, und durch entsprechende Nahrungsversorgung zur Königin aufgezogen. Nur dieses eine Ei ist dann in der Lage, die Vollgestalt des Weibchens auszubilden, um das Überleben eines Bienenvolks zu gewährleisten.
Als Fabre die Nahrungsmenge bei seinen Mauerwespen manipulierte, also das Verhältnis umdrehte, stellte sich heraus, daß die Männchen das zusätzliche Nahrungsangebot verschmähten. Sie waren, ausgewachsen, beim Schlüpfen, zwar gut genährt, aber sie waren grosso modo nur auf eine bestimmte Nahrungsmenge angelegt, und mehr fraßen sie auch nicht, und überschritten auch ihre übliche Größe nur unwesentlich. Umgekehrt verhungerten Weibchen entweder, oder sie entwickelten sich zu deutlich kleineren ausgewachsenen Exemplaren, als ihre ungestört aufwachsenden Artgenossinnen.
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