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Montag, 15. Juni 2015

Eine klimagerettete Welt (1)

Jedes Windrad benötigt einen Sockel von 1200 m3 Beton, darin 200 Tonnen Stahl. Die neuen Bautypen brauchen noch mehr. Samt dem Turmaufbau kommt ein Windrad somit auf etwa 7000 Tonnen. Für Anlieferungen und Wartung, aber auch für Notfälle, muß zu jedem Windrad zu Land eine Straße, ausgelegt für Schwerlastkräne, angelegt werden.

Für nachhaltige Energiegewinnung aus nachwachsenden Bio-Rohstoffen werden ganze Landschaften in Monokulturen verwandelt. 20 % der Agrarflächen Deutschlands sind bereits dem Anbau von "Energiepflanzen" (v. a. durch den berüchtigten "Wasser- und Bodenzehrer" Mais, sowie Raps) gewidmet.

Jakob von Uexküll hat gezeigt, daß jedes Tier, egal welcher Stufe, nur eine ganz beschränkte Welt "hat". Es erkennt nur jene Elemente, auf die es hinorientiert ist. Kein Tier kann diese Elemente abstrahieren, sie bleiben immer konkret. Was nicht als konkretes Ding in seiner Welt vorkommt, wird nicht erkannt. Eine Gefahr, die in dieser Welt nicht vorkommt, kann von ihnen nicht rezipiert werden. Hört ein bestimmtes Lebewesen auf leiseste Geräusche seiner Artgenossen oder ihrer Beutetiere, könnte man eine Kanone neben ihnen abschießen - sie würden sie nicht hören. Deshalb sind Vögel oder Fledermäuse auch unfähig, sich auf die Gefahr der Rotoren umzustellen. Das einzige an diesen Rotoren, das in der natürlichen Lebenswelt mancher Tiere vorkommt, ist der am Boden vorbeihuschende Schatten der Rotorblätter, der etliche Tierarten in Dauerstress versetzt.*

Werden Lebewesen - Tiere wie Pflanzen, und in gewisser Hisicht gilt das auch für den Menschen - aus ihrem angestammten Herkunftsraum (in den sie lückenlos an je einer Stelle eingefügt sind) wegtransportiert, suchen sie in dem neuen Raum wieder genau jene Elemente, auf die sie auch in ihrem Herkunftsraum angelegt waren, und können mit neuen Dingen, die dort nicht vorkommen, nichts anfangen, selbst wenn deren abstrakte chemische oder physikalische Eigenschaften "gleich" wären. Das gilt auch dort, wo Tiere sich pflanzlich ernähren. Viele Insektenarten etwa sind nur auf eine ganz bestimmte Pflanze (bzw. Blüte) ausgerichtet.

Lebendiges Verhalten ist mehr oder weniger extrem determiniert, aber immer determiniert, und schon geringe Änderungen, Überschreitungen dieser Abgestimmtheiten, können oft nicht mehr bewältigt werden.* Ein Insekt etwa erkennt nicht einmal ihr selbst gelegtes Ei, wenn es nicht genau in jener Baukonstellation vorkommt, etwa weil der Bau verschoben oder sonstwie beeinträchtigt wurde, die das Elterntier angelegt hat und immer gleich anlegt. Und umgekehrt aber auch unter allen Bedingungen sogar den Ort wiedererkennt, selbst etwa, wenn man den Bau zudeckt. Es hat ein bestimmtes Verhalten, und was die Dinge sind, mit denen es zu tun hat, ist gleichgültig, es ist durch das Verhalten, durch den Ritus ausgesagt. Die Schlupfwespe hat nur eine bestimmte Weise, in einen Bau zu kriechen, Eier zu legen, Nahrung zu deponieren, den Bau zu verschließen, und sobald es diese Riten absolviert hat, ist die Angelegenheit erledigt. Es kennt keine zielorientierten Vorgänge, es kennt nur die im Instinkt vorgegebene, immer einmalige Handlung.

Jean-Henri Faber zeigt dazu in seinen Beobachtungen und Experimenten, daß jede Wespenart sogar auf ein extrem festgelegtes Beutetierspektrum ausgerichtet ist. Jede Wespenart hat nur eine Art oder sogar Unterart eines Insekts, das es jagt. Zwar gelang es ihm, diverse Raupen auch mit anderen Insektenarten zu füttern, immer freilich nur kurz, denn die Methode, mit der ausgewachsene Wespen ihre Beute frisch halten ist nicht ersetzbar, und nicht mehr frische Nahrung vergiftet augenblicklich die Raupen. Aber sobald diese Raupen fertige Insekten sind, jagen sie wieder ganz genau das Insekt, das die Wespenart immer gejagt hat, mit nur bei manchen Arten vorkommenden geringfügigen Ersatzmöglichkeiten. Kommt dieses bestimmte Beuteinsekt aber - aus irgendeinem Grund - nicht mehr in der Lebenswelt dieser Wespe vor, ist diese Wespenart (die selbst wiederum Beutetier für andere Lebewesen, nicht zuletzt für parasitäre Lebensformen, ist, die selber aber auch wiederum Nahrung für andere Lebewesen sind) nicht in der Lage, Ersatz zu suchen. Sie stirbt aus.






*Morgen Teil 2) Anmerkung - Was den Menschen zum Menschen macht


*Wieweit Windräder sogenannten Infraschall aussenden, der in der Umgebung Wirkungen zeigt und als Dauerbelastung auch Menschen krankmachen kann, ist derzeit noch umstritten, wenn auch recht wahrscheinlich: Ein Windrad dreht sich nur über abgeleitete Reibung, und damit muß sich Rhythmik, Schall entwickeln und fortsetzen. Angeblich werden an Nutztieren, die in der Nähe von Windrädern gehalten werden, verstörende Beobachtungen - Aggressionsausbrüche, Fehlgegurten, Mißgeburten - gemacht. Dänemark hat sein ehrgeiziges Ausbauprogramm deshalb vorerst ein wenig gebremst, weil Untersuchungen abgewartet werden sollen. Der Widerstand in der Bevölkerung jedenfalls wächst allerorten. 2014 wurden in Baden-Württemberg trotz eines ehrgeizigen politischen Gesamtzieles nur noch 8 Windräder gebaut, das ist gerade eimal ein Zehntel der Neubauten im viel kleineren Hessen.





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