Der Frühling ist, schreibt Novalis an einer Stelle, der stille weissagende Geist unendlicher Hoffnungen. (Nicht also die Farben oder die lustigen Töne oder die warme Luft sind es, die uns so begeistern.) Er liefert damit ein Vorgefühl kommender Feste, vieler froher Tage, und des gedeihlichen Zusammenseins so mannigfaltiger Naturen, die Ahndung höherer ewiger Blüten und Früchte, und die dunkle Sympathie mit der gesellig sich entfaltenden Welt.
Was also sollten wir uns denken, wenn wir einen dermaßen kalten Frühling erleben, wie er gerade mit dem ringt, was Sommer genannt wird, und hoffentlich das Bild seiner selbst in die Welt wirft? Wo wir aus einer Kälte kommen, die unseren Pflanzen interessanterweise eine Saftigkeit des Grün gab, die aus allen Poren Feuchte und Virilität zu tropfen schien, und nicht nur der kalten Luft trotzte, sondern sie sogar zu lieben schien.
(Sogar ein angeblich einmaliger Virus, wie hieß der noch gleich ... Egal. Also ein Virus schien das kalte Wetter so gar nicht zu lieben, was eine seltsame Außernatürlichkeit darstellt, und vertschüßte sich stiller und leiser, als er gekommen war, sodaß man sich fragen konnte: War da jemals einer da? Die Mär, daß das warme Wetter die Ursache für sein Verschwinden sei, ist jedenfalls widerlegt. Aber das Impfen war es sicher auch nicht. Ist er einfach von selber verschwunden? Mit dem Stimmungsumschwung in der Bevölkerung vielleicht gar? Naja, eine Beute haben ja manche mitgenommen, den Impfpaß, als Brückenkopf, von dem aus in Richtung fernöstlicher Vorbilder weitergearbeitet werden kann. Damit kann selbst SunTsu zufrieden sein. Egal.)
Eine Vorahndung fehlender Freude, wegen Kälte versagten Tanzes, versparter Früchte? Es war ein Grün, der ja eine fruchtbare Schwangerschaft der Grundlagen des Lebens zur Seite gegangen ist. Der es aber an Blüte, an Poesie, an dem fehlt, was Novalis an anderer Stelle "Sieste des Geisterreichs" nennt: Die Blumenwelt. Als eine Landschaft des heiligen Traums, wie es vielleicht noch Indien blieb, die Zucker- und Milchseen umfließen.
Der wir in einer Analogie, in der sich sämtliche Ebenen der Schöpfung in immer derselben Sinngrammatik finden, die von sachkundigen Astrologen geraunte Konstellation der Gestirne beistellen. Die eine besondere Betonung des Saturnischen als des aus der Läuterung heraus Scheidenden, Kalten zeigt, im Einzelnen dann je gemäßer, je nachdem, was noch an Aspekten dabei ist.
Achten wir also auf das Kommende. Das wir mit der in Worte gefaßten Ahndung - derer wir uns also niemals entschlagen dürfen! das wäre bereits der Tod des Kommenden! - schöpferisch aus dem Bade des Ewigen Geistes in die weiten Räumen des Herzens Gottes heben.