Treibgut - Wo am breiten Strome die Ufer stehen, sind Schwarzerlensamen aufgegangen, und schäumen als saftige Büsche die Ränder der großen Lethe, die alles ins Dunkele Meer trägt; ihre weichen Äste, die noch nicht ahnen lassen, welcher später als kahler Stamm reife Blätter hoch in der Sonne wiegen wird, tauchen in die Wasser, wie Kinderhände. Dann und wann greifen sie, denen alles noch ernstes Spiel ist, nach Treibgut. Oder es bleibt hängen, lädt zum Tanze, haucht im Kusse Lebwohl
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Samstag, 19. Juni 2021
Der Atheist denkt kurzfristig erfolgreicher (3)
Warum war das den Deutschen selber nicht eingefallen? - Weil man "das nicht tut". Niemals wäre es einer ehrbezogenen Armeeführung noch der Väterepoche - den Wahnsinn haben erst wir Söhne und wie erst unsere Söhne zum absoluten Schrecken perfektioniert - eingefallen, den Kopf der gegnerischen Armee abzuschlagen.
Kein Feind (der ab dem Kriegsende wieder zum Freund, bestenfalls zum Gegner in Interessen wurde) wurde restlos vernichtet, und kein Krieg mit dem Ziel geführt, den gegnerischen Feindesstaat zu vernichten, ja auch nur zu destabilisieren. Wenngleich auch die Zeit der 1930er, 1940er Jahre das Edle, das erst auf der breiten Straße der Heiligkeit seinen Wert über das Hinweisende hinaus erreicht, bereits zum Singulären machte. Das System war auf anderes ausgerichtet. Auf Effizienz, auf Modernität, auf vollkommene Unmenschlichkeit und Naturwidrigkeit, die sich dann als "sozial" und "ökologisch-nachhaltig" tarnt.
Das Gesetz, daß der Zweck - der Sieg, und sonst nichts! - alle Mittel heiligt, war aber immer für einen Christenmenschen inakzeptabel. Denn das Ausgehen eines Krieges als eines großen Insgesamt liegt wie bei jedem komplexen System immer noch in der Hand Gottes. Jeder anständige Feldherr (darunter sogar Namen wie Napoleon) wußte, daß man in Schlachten nur den ersten Schlag planen kann. Ab da nehmen die Dinge ihren eigenen Lauf, und man kann nur noch reagieren.An uns, an den Bürgern und an den Soldaten liegt es nur, die Tüchtigkeit zu beweisen, soweit die fairen, menschlichen Notwendigkeiten, göttlichen Gebote und Mittel reichten. Dazu kam der verwandtschaftliche wie der standesmäßige Bezug der Adeligen untereinander, in denen man sich selbstverständlich persönlich abstrahierte, was außen geschah. Also auch von dem, was der Staat, dem man vorstand, tat.
Napoleon hatte man 1814 am Wiener Kongress noch selbstverständlich "ein kleines Reich" (Elba) zugestanden, samt ein paar Hundertschaften Soldaten, damit er noch Feldherr spielen konnte. Und nicht einmal nach Waterloo wäre es jemandem eingefallen, ihn ALLER menschlicher Ehren zu berauben. Zwar mußte er nun wirklich politisch unschädlich gemacht werden, aber soweit man das noch zu können vermeinte beließ man ihm einen gewissen Spielraum der Würde.
Dem technizistischen Verständnis des hegelianisch-marxistischen Kommunismus freilich ist solches Denken fremd. Da heiligt der Zweck jedes Mittel. Und deshalb denkt der Atheist, der sich an keine transzendenten Gebote gebunden sieht, in gewisser Hinsicht "effizienter". Denn auch seine Ziele sind barbarisch und schnöde, haben nur menschlich-innerweltlich zu denkende Vorstellungen vom Erfolg.
Meist ist das, was man meint, meint man "modern", auch eine Absage an alles, was die Welt in Wahrheit zusammenhält wie überhaupt im Sein hält. Er ist dann zwar erfolgreich, aber nur bei Dingen im Niedergang. Deren Gesamtbestand noch immer am Faden des Schöpferischen Gottes hängt, dessen Geist und Ideen von der Liebe zur Welt wollen. In dem Maß aber, in dem diese Abtrennung von Gott voranschreitet, beginnt auch dieses Seiende zu zerfallen.
Insofern ist es interessant, daß Tuchatschewski denselben Methoden des "der Zweck heiligt die Mittel" zum Opfer fiel, wie er sie als notwendig erachtete, um den Anforderungen der Moderne zu entsprechen. Spätestens hier wird klar, daß die Moderne in ihrem Wesen atheistisch ist.
Denen gemäß hat der Atheist ja relativ leicht kurzfristigen Erfolg. Er zehrt aber von etwas, das er gar nicht kennt, und das ihm unter den Fingern zerrinnt. Denn das Langfristige, das letztlich nur aus der Kenntnis des Ewigen hervorgeht, kann er nicht mehr denken. Die bloß innerweltliche Denkweise reicht nur für kurze Frist. Denn sie kennt nicht das wirklich Wirkliche in den Dingen, das unsichtbar ist, und sich nur dem Ohr erschließt, das der wirklichen Wahrheit und Weisheit zugeneigt ist.
Was der Atheist nicht bedenkt, weil er es gar nicht weiß ist, daß er, der am Boden bleibt, der sich am offensichtlich Erreichbaren, Rechen- und Kalkulierbaren ausrichtet, damit auch die Natur des Menschseins, ja über ihn der gesamten Schöpfung verfehlt.
Die im Letzten als (im Innertrinitarischen - analog! - wesende) Verbindung zwischen Gott und Schöpfung die Welt in die Dimension des Himmels hebt. Der Kommunist kennt deshalb nur das irdische Paradies, das immanent bleibt, das deshalb in jede letzte Ecke auszurechnen ist.
Ihm zählt das sichere, absehbare Einkommen mehr als die Wahrheit der Mittel, die er wählt. Darin verliert er die Geduld, denn worauf sollte er warten? Und er möchte die nächste Woche und das nächste Jahr, ja am liebsten die gesamte Zukunft endgültig bestimmen und berechnen.
Deshalb läßt er auch alles erstarren, das Jetzt wie die Zukunft. Er kennt Gott nicht, der Herr der Welt ist, weil er als Gottmensch mit ihr direkt verbunden ist und lebt, und so die gesamte Schöpfung in das Reich der Wunder hineinhebt, als einziger Jubel vor und in Gott. In einer Freude, die uns nicht einmal annähernd vorstellbar ist, von der wir nur eine Ahnung haben können. Und - manchmal tatsächlich bekommen. Wenn wir die Welt verlängern in uns nicht mehr verfolgbare Fernen.