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Mittwoch, 9. Juni 2021

Gedankensplitter 1164b

Wieviel Genie in solch einer gesellschaftlichen, kulturellen Stimmung verloren ging ist kaum ermeßbar. Und es sind NICHT die Begabtesten, die ein Land verlassen, wie es so gerne heißt. Ich glaube nicht an einen "braindrain". Das Einzige, was ich an diesen Auswanderern bedauere, ist, daß sie tief undankbar sind, und ihr Herkunftsvolk brutal ausgenützt haben und ausnützen. Sodaß sie sogar ihre Eltern an den Schulden zahlen lassen, die ihr Leben bisher aufgeworfen hat.
 
enn jeder Mensch hat zwei Phasen, in denen er auf andere angewiesen, also in einer bilanziellen Schuld steht. Das ist die Phase des Kindes bis zum Erwachsenenalter, und das ist die Phase des Alters. Wo selbst jene, von denen man sagt, daß sie "vorgesorgt hätten", doch in Wahrheit ihr "Kapital" nur deshalb "arbeiten" lassen können, WEIL ES IHRE KINDER ERARBEITEN. Zinsen, Renditen müssen nämlich erarbeitet werden.

Und jemand, der viel Kapital "erworben" hat, sodaß er im Alter "davon leben kann", wo er nicht mehr in der Lage ist, einem Erwerb nachzugehen, wäre ohne die Arbeit seiner Kinder noch ärmer als diese. Kapital ist wertlos ohne solche, die seine Rendite erwirtschaften. Und jedes Prozentelchen an Zinsen bedeutet ein Prozentelchen von der Erwerbskraft eines Tätigen, der in der Akme steht und gezwungenerweise, wie eine Schuld, wie eine Teilenteignung, von seinem Lohn auch die Zinsen der Väter zahlt.

ber zurück, zurück zu den Auswanderern, diesem angeblichen "braindrain". Zu jenen die gehen, um mit den Vorgaben, die ihnen ihre bloße Natur und Herkunft GESCHENKT hat, die sie also ihrer Herkunft verdanken, mit diesen Vorzügen ausgestattet also, die sie zuhause nur ins Mittelmaß gestellt hätten, nun in Kulturen mit niedrigerer Stufe gehen, oder in Entwicklungsländer wie die USA.

Ich weiß nicht, ob jedem Leser bekannt und bewußt ist, daß die Eroberung der Welt durch Portugiesen, Engländer oder Spanier (und bei den Italischen war es nicht anders) aus eben jenen selben Gründen, und von eben denselben Personenschichten betrieben worden ist.
 
War es in Portugal vor allem die Kleinheit des Landes; war es bei England, die aus der Insellage hervorgehende Ausrichtung auf das Meer, das Unbegrenzte; war es bei Spanien vor allem die Gesättigtheit der Höchstkultur, die das Land erreicht hatte. Und die bei der jungen Generation dazu führte, daß die Kräfte überschossen, nicht mehr im Land gebunden werden konnte, und somit in die Welt drängten.
 
Was übrigens für über 90 Prozent (s. u. a. Todorovs "Die Eroberung Amerikas") dieser Männer in einem unglaublichen Desaster endete.
 
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Wem aber das Land zu starr, der Boden zu fest, der geht gerne zur See. War immer so. Immer dann, erzählt Ismael gleich zu Beginn des Moby Dick, wenn ich kurz davorstand, aus dem Fenster zu springen und den Leuten planlos ihre Hüte vom Kopfe zu schlagen, wußte ich, daß es Zeit war, wieder aufs Meer hinaus zu fahren.

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Es ist nicht einfach nur der Verlust an Genie. Viel beängstigender ist in unseren Ländern, daß die Politik sie zu Ländern umgebaut hat und mit großem Tempo - Corona! - ausbaut, die sogar verlangen, daß man Mittelmaß ist, und seine Vorzüge nicht nur nicht ausspielt, sondern so beschneidet, daß man ein Leben auf der Stufe der weniger Begabten führt.

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Immerhin, immerhin - und ich gehöre ja auch zu der Gruppe! - haben sich, und das ist auch auffallend, gerade die zur Gruppe der Gefährdetsten Gehörenden die meisten Ihrer Anfälligkeiten durch ihr Leben gewissermaßen "selbst erworben".

Ganz sicher OHNE daß ich meine, daß die körperliche Anfälligkeit, von der man so schnodderig, aber auch mit gewisser Häme und der Überheblichkeit der einfach Begabten (was von Gabe, Geschenk kommt, nicht von Verdiensthaftigkeit, Selbsterworbenheit) sagt, sie sei einer "falschen Lebensweise" geschuldet, das auch so eingeordnet sehen wollte. Denn es ist tief ungerecht, und sogar niedrig und gemein.

Morgen 1164c)


*300521*