Leistung heißt nicht "Ziel", sondern sogar "kein Ziel". Menschliches Entfalten aber ist eine Frage des Zieles, dem dieses Entfalten dient - Wie sehr diese Feststellung stimmt, also Tatsache der Natur des Menschen ist, zeigt sich gerade in dieser Zeit. Wo wir vor der Situation stehen, daß das Funktionieren der Organismen zunehmend von Einzelpersonen und deren Kompetenz abhängt. So einem Prinzip könnte (dürfte) man nur vertrauen, wenn diese Person Gott selbst ist, also Person und Struktur in ihm zusammenfällt (Jesus: "Ich BIN der Weg, die Wahrheit und das Leben.")
Das ist nicht nur so, weil Leistung in eine solche (als Sachgerechtheit definiert; wie auch immer diese selbst gesehen wird, weil schon sie nicht "abstrakt" und für sich stehend ist und somit unabhängig von allen realen, historischen Bedingungen existiert, sondern nie aus dem Naturganzen herausnehmbar ist), aber auch in ein Leistungserkennen (und damit -anerkennen) auseinanderfällt. Jedes Kriterium trägt aber seine Er- und Anerkenntnis wiederum in sich selbst, und zwar demnach, wie sie ihm gemäß ist.***
Leistungsdenken war früher (und ist es bei einzelnen Völkern sogar noch heute, von uns oft genug verachtet - was für ein peinlicher Fehler!) ein Ausschließungsgrund für höhere Positionen. Es war ein Ausweis persönlicher Schwäche und charakterlicher Fragwürdigkeit, das im "Karrierismus" noch in unserem Bewußtsein steht.
Kein Organismus nimmt ein ihm dienliches Organ an, weil es sich aus sich selbst heraus als nützlich oder leistungssteigernd erweist. Sondern er nimmt ungeformte Materia und formt sie nicht nur, sondern gibt dem Organ das Motivans für jenes Selbstsein, in dem es dem Organismus dann dienlich ist. Es ist also das Ganze, die Spitze, die von einem Anforderungsfeld aus (das sich wiederum aus der Beziehung ergibt, die der Ort, an dem jemand steht, zu allen übrigen Orten hat) das in ihm enthaltene Einzelne orientiert. Indem es dessen Selbstsein fordert wie durch alle in ihm angelegten Anlagen fördert, sodaß man in gewisser Weise davon sprechen kann, daß das Ganze in allen seinen Teilen sogar von allen übrigen Teilen erzählt. Auch die Nasenschweißdrüse erzählt von der Niere, sozusagen.
Das Prinzip, das alleine eine Gesellschaft beherrschen darf ist, sich aus dem von Gott her nicht nur allen Lebewesen gleichermaßen gegebenen Auftrag, sich in die Welt und zur Welt selbst hin zu entfalten, sondern dies auch seiner Art nach zu tun.
Diese Art aber ist dem Einzelnen, dem Individuum vorangehend, und darin Verpflichtung. Die Individuierung selbst wiederum - als dieses "Sein als einzigartiges Individuum", nach dem alles strebt - erfolgt nicht nur mit Recht, sondern notwendig. Weil jedes Ganze nur AUS Individuen bestehen kann.
Massenmensch also heißt nicht einfach nur möglichst zu vermeidende Verarmung, weil wir egal warum, wir sein sollen. Es heißt Auslöschung und Auflösung des Ganzen im Verlieren des distinkt Einzelnen.
Somit muß auch die hierarchische Struktur von einem über ihm stehenden Ganzen, und das ist hier nun das Absolute, die Transzendenz, gefordert und geformt sein. Sie kann nie ihre eigenen Strukturbedingungen aus sich selbst beziehen, sondern diese müssen ad extra, also von außen hinzukommen und -gegeben werden.
Was das induktive Denken aber fordert, muß sich letztlich auch in der Natur der Sache finden, über die gehandelt wird. Und das ist auch bei sämtlichen lebenden Organismen der Fall und zu beobachten! Keiner hat sich selbst konstituiert und geformt, sondern immer ist es eine "Idee" die allem vorangeht, was dann die Naturwissenschaft beschreibend und beobachtend als "Funktionsweise" feststellen kann.
So, wie das Soziale nur entsteht, wenn sich der Einzelne in einer Bringschuld dem Ganzen gegenüber - einer Gesellschaft in allen Formen, ausgehend von einer Familie, in Integrität und als kleinster Zelle eines Insgesamt, aber natürlich auch bis hin zu einem Betrieb und Unternehmen - begreift.
Leistung ist dann die logische Folge einer Pflichterfüllung, die sich an der Sachgerechtheit einerseits, und dem individuellen Tugendleben, als Haltung des selbstverständlichen Tuns des Guten andererseits, bemißt. Für sich gesehen, oder auf einen Teilprozeß reduziert, gibt es somit gar keine "Leistung", sondern nur einen mehr oder weniger gut verborgenen Mißbrauch der Schöpfung.
Daraus folgt, daß auch viele der sogenannten "Berufe", mit denen wir es heute zu tun haben, im naturrechtlichen Sinne, aber auch im Sinne des uranfänglichsten, nach wie vor die Welt total durchdringenden Schöpfungsauftrags über den Status eines Mißbrauchs nicht hinauskommt.
Wenn man also von Neuorientierung spricht, muß der gesamte ständische Aufbau unserer Gesellschaften reformiert werden, der im ontischen Feld, also in der ideenhaften, der Natur ihre Richtung und Kraft gebenden Ordnung ansetzt. Insofern ist selbst nach kapitalistischem Leistungsbegriff - als "Output" in einer mathematischen Gleichung - die Leistungskraft aller Teile wie des Ganzen von der Rückbesinnung auf die Natur abhängig.
Somit können wir zusammenfassend sagen, daß wir mitten unter uns einen wuchernden, alles durchdringen wollenden Krebsschaden mittragen. Den zu exzidieren höchste Zeit ist, in jedem Fall bei einem Vorwurf der Zukunft nicht mitgedacht werden darf. Weil er es ist, der uns in dieses Chaos geführt hat, das vor uns liegt und das wir allmählich bereits zu spüren bekommen.