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Mittwoch, 30. Juni 2021

Veganismus als Schuld an der Erde (1)

Oh, singe den Zorn, oh Göttin des Peleïden Achilleus (oder auch des Hans Zurngreiter, den Buben vom Bert), darüber, wie man sich täuschen kann. Oh, wie oft leben wir in Verhältnissen, deren wahrer Hintergrund oft im selben Verhältnis anders und sogar kontradiktisch ist, als seine Deckmäntel in Wortgebilden errichtet eine stille Gegebenheit und Selbstverständlichkeit nützen, also ins Leere stoßen. Wo dann ein wortreiches Gebilde darüber gesponnen wird, das nichts weniger als eine Lüge, als der berühmte Mündungsrauch, der verhindern soll zu sehen, woher das Geschoß wirklich kommt. Genau das läßt sich über den Vegetarismus, noch deutlicher aber über das Veganertum aussagen. 

Dessen Ideologie (und kein Veganer bestreitet, daß seine Einstellung eine solche ist) nicht nur dadurch ihre matriarchalisch, matrizentrische Gründung verrät, daß sie wie ein Heißluftballon über der Erde schwebt und kein Loch in seiner Außendecke erlaubt, weil er sonst aus dem Gleichgewicht gerät, den existenznotwendigen Auftrieb verliert und abstürzt, nein - er verrät diese Herkunft durch seine Wiederspiegelung in der Mythologie.

Das behauptet zumindest Jacques Brosse, und er bezieht sich darin wiederum auf keinen Geringeren als Mircea Eliade, diesen großartigen Enzyklopädisten und Deuter des religiösen Verhaltens vorchristlichen und unchristlichen Menschentums. Sie alle weisen nämlich darauf hin, daß der Ackerbau deshalb eine unerhörte, schuldbeladene und gewaltsame Stufe in der Entwicklung der Kulturen war, weil er anders, als die Jagd, die nichts anderes tut als einen natürlichen Vorgang zu imitieren, um Nahrung zu schaffen, anders auch als das bloße Sammeln von Samen und Früchten, die Haut der Erde verletzt und sie gewaltsam, ja in einem Akt der Vergewaltigung zu einer Fruchttrage zwingt, die technische Herrschaft bedeutet.

Überall in den archäo- und prototypischen Kulturen - wie jeder wirklich alte, wirklich überkommene, wirklich nur aus der Tradition stammende Mythos (wozu man seine Fortschreibung vermeiden und verhindern, also die Überlieferungstreue per Tabu sichern muß) auch in der Gegenwart noch erkennbar - ist deshalb die große Schuld mit dem Ackerbau verbunden. Eine Schuld, die damit den Menschen an Gott schweißt, und die Vergebung nur durch einen Akt der Gnade erhoffen kann.* Zu deren Vermittlung er die Priester braucht, die also ihre Macht im Ackerbau begründet sehen müssen.

Sie sind es dann auch, die in religiösen (also liturgischen) Akten stellvertretender Sühne diese menschliche Handlung mit den Göttern ausstreiten, damit diese nicht in Zorn ausbrechen und die Menschen vernichten. Dazu müssen sie aber nicht nur mit den Göttern verbunden sein, sondern vor allem mit den Menschen. Wenn es auch die Schuld (in ihrer Verbindung zur Verdankung) selbst ist, die das Soziale als Gesellschaftliches im eigentlichen Sinne schafft, so ist damit als Begründung menschlichen Handelns eine Form von Institution, eine Kirche, eine (hier muß man nun davon sprechen) Religion notwendig. VOR allen weltlichen Einrichtungen. 

So also begann der Übergang der Nutzung pflanzlicher Nahrung von der Frau auf den Mann. Der sich die Werkzeuge schuf, mit denen er die Mutter Erde fortan vergewaltigte, verletzte und niederzwang, und deren Ähnlichkeit mit Einrichtungen von Mord und Folter alle andere als Zufall sind. 
Das war der Pflug, man sieht es alleine aus den mit ihm verbundenen Bewegungen: Die Entjungferung der Mutter Erde. Das war die Saat, die in die Furche gesenkt wurde, die gewaltsame Nehmung des Weibes, auf daß es die vom Manne gewollte Frucht nähre und aufziehe. 
Wer sich für den Ackerbau entscheidet, entscheidet sich also für das Männliche als das Kulturschaffende, denn es kann keine Kultur werden, die nicht schöpferischer Gewalt entstammt. 
Kultur IST im Wesen eine humane Welt nur, weil sie eine Welt des Schöpferischen ist. Zu dem sich der Mensch im Manne aufschwingt. Und (!) zu dem er von Gott selbst beauftragt wurde. 
Damit der sich an der Erde als Widerspiegelung seiner Schönheit und Größe erfreuen könne, während er tagsüber seinen eigenen Geschäften nachgeht, und mit seinen Freunden und Gefährten am Tische des Ewigen Mahles tafelt.

So, wie sich der Mensch in der Welt immer vorgefunden hat: Ausgeliefert, hineingeworfen in eine wilde, ungezähmte Natur, die voller Gefahren ist, und die zu ihrer Zähmung und Umgestaltung zu einer Lebenswelt Mächten anverheiratet sein muß. Weil die Frucht der Erde nicht machbar ist. Sie kommt immer geschenkhaft, und sie kommt vor allem als Geschenk TROTZ der frechen, gewaltsamen Tat, in der der Mensch der Natur etwas entreißt, was niemals in ihr vorgesehen war.

Und als solchen Gewaltakt, als Vergewaltigung der Mutter Erde (als jene Quelle, die alles enthält und den Menschen von Beginn an nicht nur gebiert, sondern auch nährt) wurde jeder Eingriff, jedes Graben, jedes Aufreißen und jedes geplante, vom Verstand erdachte Düpieren ihrer Eigengrammatik von der Menschheit immer gesehen. Jede pflanzliche Anbaufrucht ist also eine Form der Täuschung, der eine Lüge, ein Schmeicheln, ein Werben, wenn nicht ein Töten vorausgeht. 

Morgen Teil 2) Mutter, wo hast Du das Tabu hingelegt?


*Und so muß man den Akt des Bratens und Kochens ja sehen. Im Erhitzen wird das Lebensmittel gewissermaßen verbrannt und in Rauch umgewandelt, der zum Himmel steigt. Als Ergebnis dieses Opferaktes senkt der Himmel ein Mahl - aus verwandelten Gütern! - auf die Erde hernieder, das dann von allen gemeinsam verzehrt wird.